Es ist mal wieder an der Zeit, Euch mit einem aktuellen theologischen Problem vertraut zu machen: die Jungfrau Maria!
In unseren heutigen Liwak-Show ging es nämlich genau um dieses Problem. Ausgangsposition ist ein Text den auch die „U-Boot-Christen“ (eine tolle Wortschöpfung!) kennen sollten, denn er wird Weihnachten immer vorgelesen: Jesaja 7, Vers 14. Klingelt´s? *g* Na gut, hier ist der Text:
„Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird
schwanger werden und einen Sohn gebären, und wird seinen Namen Immanuel heißen.“
Ja der Typ heißt nach Jesaja Immanuel, was „Gott ist mit uns“ heißt, aber darauf will ich nicht hinaus. Mir geht es um das Wort „Jungfrau“.
Im hebräischen Text steht das Wort „עלמה“ (al’mah), was an sich „junge Frau“ bedeutet und ein Mädchen bis zur Geburt ihres ersten Kindes bezeichnet. Es hat also nichts mit der sexuellen Jungfrau zu tun. Für die „klassische“ ‚Jungfrau‘ findet sich im hebräischen nämlich folgendes Wort „בתולה“ (b’tulah). Ist also die „Jungfrau Maria“, so wie wir sie heute verstehen ein schlichter Übersetzungsfehler?!
Hallo Thorsten,
eigentlich wollte ich keine Kommentare mehr in Deinem Blog schreiben, doch nun muss ich mich doch noch mal melden, wenn niemand zu so einer brisanten Frage von Dir postet. Weil sie so brisant ist?
Nehmen wir mal an, es wäre ein Übersetzungsfehler und die „Jungfrau Maria“ wäre im klassischen – besser: biologischen Sinne schwanger geworden, wer war es dann? Der halbwegs nicht mehr an den Klapperstorch Glaubende wird sofort sagen: Na, der Vater des Kindes und das wäre sogar einleuchtend! Doch damit wird es echt kompliziert und rüttelt an den Grundfesten des monumentalen Gebäudes und das will doch niemand. Also bleiben wir wohl doch lieber bei der Jungfrau ohne Übersetzungsfehler, denn das klingt so „moralisch“ und es passt wieder alles so schön zusammen!
Wolf, der sich diesen unsachlichen Kommentar nicht verkneifen konnte, – Pardon!
PS: Grüße mir den Kölner Dom, auch wenn ich mehr ein Dorfkirchen-Fan bin, denn ich kann mich noch gut an den ersten Eindruck erinnern, als ich auf einer Radtour als Pennäler das erste mal staunend davor stand, weil das faszinierende Bauwerk himmelwärts kein Ende nehmen wollte. Ich denke oft, was wäre alles nicht gebaut, gemalt, geschrieben und komponiert worden, wenn es keine gläubigen Menschen gegeben hätte.
Hi Wolf, schön, dass Du mit mir hier weiterdenken magst.
Ich verweise mal auf meinen Beitrag vom Dezember „Das Protevangelium des Jakobus“. Diesen Beitrag und insbesondere den Inhalt des apokryphen Evangeliums benötigt man als Hintergrund weiterer Spekulationen. Mehr als Spekulationen können es nicht sein, denn mit letzter Gewissheit werden wir wohl nie wissen können, wie es wirklich war.
Meine aktuellste Überlegung ist folgende:
Josef hatte bereits Kinder, als er die junge Maria bei sich aufnahm. Maria und Josef haben dann jahrelang/längere Zeit probiert, ein gemeinsames Kind zu bekommen. Doch ohne Erfolg. Vielleicht weil Josef schon etwas älter war. Eines Tages hat es dann doch geklappt.
Dieses „Wunder“ hat man dann als göttliches Zutun angesehen und verklärt. Wenn Jesus der Sohn Gottes sein soll, konnte man Josef dann in Folge dessen ja auch nicht als den biologischen Vater anerkennen. Jesus kann schließlich nicht zwei Väter haben. Darum hat man sich wahrscheinlich eine Jungfrauengeburt mit all den bekannten Geschichten ausgedacht.
Dass die Geburt Christi eine konstruierte Geschichte ist, liegt auf der Hand. Die ersten ernstzunehmenden Berichte über Jesus beginnen erst mit dessen Aufnahme seiner Lehrtätigkeit. Doch da war Jesus bereits erwachsen.
Soweit meine aktuelle Spekulation…
Hallo Thorsten,
offensichtlich haben alle anderen Leser zu dem von Dir angesprochenen „Jungfrauenproblem“ keine Probleme, – sind wir da nur die „Dummen“? Als „Gefallener“ (durch die AT- und NT-Prüfung ;)) habe ich akuten Nachholebedarf und da wirst Du mich wohl noch ein Weilchen „betreuen“ dürfen.
Nachdem ich Deine „Hintergründe“ (Protevangelium ect.) aufmerksam gelesen habe, kann ich Dir meine Art der „Problemlösung“ mitteilen, die vermutlich gar nicht so weit von Dir entfernt sein mag oder?
Wir können die Menschwerdung aus unserer – also menschlicher – Sicht nur durch biologische Zeugung verstehen und diese wäre auch im Fall Jesus keine Spekulation, sondern beruht auf unseren Erfahrungen und Erkenntnissen. Jede andere Art der Menschwerdung kann mit unserem Begriffsvermögen nur Spekulation sein, weil sie unserem Wissensstand darüber widerspricht.
Anders ist es, wenn wir eine göttliche Art der Menschwerdung zulassen, die aber verstandesgemäß schwer zu erfassen ist, besser mit unserem Gefühl, – eben als Glauben und nicht als rationales Wissen.
Vergleichende Betrachtungen zwischen den religiösen Glaubensgeschichten mit dem menschlichen Erfahrungs- und Erkenntniswissen kann nach meiner Auffassung nicht zur Wahrheit führen. Natürlich muss m.E. ein gläubiger Christ nicht gleichzeitig an alle Heilsgeschichten und Wunder der Bibel glauben, er sollte sich aber über die Konsequenzen klar werden, die sich daraus ergeben, – doch das wäre ein extra Thema, das auch sehr interessant wäre.
Vielleicht bekommst Du zu Deiner Podiumsdiskussion auch solche Fragen? Da kannst Du Dich an mir üben und die Kraft Deiner Argumente testen! Religiöse Problemdiskussionen könnten nach meiner Meinung Deinen Blog bereichern, allerdings nicht nur zwischen uns beiden, – einem Spezi und einem Laien!
Grüße sendet Dir Wolf.