Während wir in Köln den Kirchentag feierten, verstarb am 08. Juni um etwa 23 Uhr nach langer, langer und vor allem schwerer Krankheit Gertrud, eine so enge Freundin meiner Familie, dass ich sie als Tnate bezeichnen würde. Getrud wurde 85 Jahre alt. Am vergangen Donnerstag haben wir ihr die letzte Ehre erwiesen und sie mit kirchlichem Geleit beigesetzt.
Getrud war eine herzensgute Frau, die auch als es ihr schon nicht mehr gut ging, immer zuerst an andere gedacht hat. Aufopferungsvoll hat sie sich z.B. um ihren Lebensgefährten gekümmert, der an Demenz leidet. Sie war eine sehr gläubige Frau, die sich wohl aus meiner Familie am meisten über meinen Wunsch, Theologie zu studieren, gefreut hat.
Die Frage nach dem „Warum“ ist eine der spannensten und natürlichsten Fragen, die in einer solchen Situation aufkommen.
Niemand kann diese Frage beantworten. Ich möchte nicht sagen, dass man die Frage nicht stellen sollte, aber nach meiner Überzeugung ist Gottes Handeln uns Menschen nicht immer ergründlich – und das ist manchmal auch gut so. Gott schuf das Leben und entzieht es auch. Gott muss sich jedoch nicht rechtfertigen. Für uns ist es unbegreiflich, warum z.B. ein gerade geborener Säugling sterben muss. Im Falle von Getrud ist es eine Erlösung. Sie litt an Parkinson und zum Schluss waren alle ihre Organe vergiftet. Sie ist 85 Jahre alt geworden. Auch hier kann ich fragen: Warum?
Die Vorstellung, dass wir uns jenseits der irdischen Grenzen wiedersehen werden, hilft mir. Mag unser Schmerz jetzt auch noch so groß sein, die Freude einen geliebten Menschen im Jenseits wiederzusehen, vermag ungleichmäßig größer zu sein.
Ich glaube fest an das Leben nach dem Tod. Ich glaube auch, dass unsere Seelen wiedergeboren werden, wir mehrere Leben führen dürfen.
Man kann ruhig mit Gott hadern. Doch verwerfen sollte man sich nicht mit ihm. Aus irgendeinem Grund wird er sich auch als liebevoller Vater entschieden haben, den Säugling wieder zu sich zu nehmen. Ich weiß das ist ein schwacher Trost. Aber für meine Vorstellung gibt es nichts schöneres, als beim Vater zu sein.
Für die betroffenen Familien ist ein solcher Verlust schmerzend, unermesslich. Ich habe mir jedoch gesagt, dass es egoistisch ist, wenn ich mir gewünscht hätte, Gertrud auf Erden zu halten, wenn sie es doch beim Vater ungleich besser hätte.
Gertrud lebe wohl und bis wir uns wiedersehen halte Gott Dich fest in seiner Hand! Wir werden Dich nicht vergessen.