Wie ist es wohl als Mönch? Wie lebt man? Gibt es da überhaupt fließend Wasser? Beten die da nur oder schauen die auch mal Fußball? Vom 20. bis zum 30. Juli 2004 hatte ich die einmalige Chance in ein richtiges Kloster zu ziehen und dort am Klosteralltag teilzuhaben.
Ich stelle Euch Auszüge aus meinem Reisetagebuch zur Verfügung, da ich es für wichtig erachte, dass möglichst viele einen Eindruck vom tatsächlichen Klosteralltag in einem Benediktinerkloster bekommen und dadurch auch die Köpfe für die Ökumene frei werden.
Ich weise darauf hin, dass ich nur Auszüge aus dem Tagebuch veröffentliche, da einige Passagen auch das Privatleben von Mitbrüdern und meiner Freunde betrifft, die hier nichts zu suchen haben und da sich im laufe der Zeit die Tage vom Ablauf her wiederholten.
Sollten diese Seiten Fragen zum Klosterleben aufwerfen oder Euch anregen mir Kritik oder dergleichen zu schreiben, dann lasst es mich im Kommentarfeld wissen.
Ankunft im Kloster – Dienstag, 20.07.2004
Die Fahrt zum Kloster beginnt am Dienstag, den 20.Juli 2004 um 7.06h mit dem pünktlichen Eintreffen des Intercity-Zuges am Bahnhof Zoo. Nun ging es zu zweit – der Micha und ich – nach Leipzig, von dort nach Hof und von Hof nach Regensburg. Dort mussten wir in Windeseile zum Gleis 109 hetzen, da wir zum einen zwei Minuten Verspätung hatten und daher nur fünf Minuten blieben um den Zug nach Saal an der Donau zu erreichen. Das Gleis 109 erinnerte uns an Harry Potters Gleis 9 1/2, da Gleis 109 am Ende des Bahnhofes zwischen Gleis 10 und 9 liegt.
In Saal wurden wir von Michas Bruder Roland pünktlich um 15.15h abgeholt und zum Kloster gefahren. In Leipzig war es schon warm, aber in Weltenburg war es noch wärmer!
Wir betraten das Kloster und der erste Blick war der volle Biergarten der Klosterschenke [>>Foto<<]. Vorbei an den Menschenmassen und dem Klosterladen, in dem man allerlei religiöses „Zubehör“ kaufen kann, passierten wir zum ersten Mal die Tür, auf der zu lesen steht: „Klosterbereich – Zutritt verboten“. Nun standen wir im noch öffentlichen Teil des Klosters, dem Verwaltungstrakt und der Begegnungsstätte. Roland, der bereits mittags im Kloster angekommen war, hatte schon die Zimmerschlüssel für Micha und mich besorgt, so dass wir gleich in unser Zimmer konnten. Im 3.Stock des linken Seitenflügels öffnete sich ein langer Gang mit vielen Türen über denen jeweils die Insignien der heiligen 3 Könige prangten. Unser Zimmer ist ein modern ausgestatteter Raum mit zwei Betten, einem großen Schrank, zwei Stühlen, einem großen Kruzifix und einem Tisch auf dem eine Bibel liegt. In unserem Zimmer gab es noch einen kleineren Raum, in dem eine Dusche und ein Waschbecken untergebracht war. Der Blick durch unser Zimmerfenster ist phantastisch – wir schauen genau auf die Donau und man hört sie bei geöffnetem Fenster wunderschön plätschern. Wir schlüpften also schnell in kurze Hosen und ein ärmelloses Shirt, denn es war wirklich sehr heiß und Roland hatte gesagt, dass das wirklich kein Problem sei, wenn man hier so rumläuft. Nun gab es für mich eine kleine Klosterführung durch Roland. Durch die Tür, welche die Aufschrift „Klausur. Betreten verboten“ trägt und nur mittels eines Schlüssels geöffnet werden kann, denn die Klausur ist der innere Ring des Klosters, welcher nur den Brüdern und besonderen Gästen wie uns vorbehalten ist und der auf gar keinen Fall von einem weiblichen Wesen betreten werden darf, betraten wir nun das allerheiligste des Klosters. Vorbei an vielen Türen hinter dem die „Zellen“ der Brüder liegen [>>Foto<<] und die mit Namensschildern gekennzeichnet sind, gelangten wir zuerst in die Bibliothek, danach in den Lesesaal, der doch tatsächlich einen Fernseher und viele Tageszeitungen „beherbergte“, und danach in das „Reflektorium“ – dem Speisesaal [>>Foto<<]. Und überall bekam ich kleine „Benimmbeispiele“ wie „Hier ein Kreuz schlagen“ oder „Hier knicksen“.
Nach dem Reflektorium bekam ich den Klostergarten [>>Foto<<] zu sehen, der so lang gezogen war, dass es den Anschein hat, dass es nicht enden mag. Und im Garten trafen wir den ersten Bruder – Frater Rupert. Fast hätte ich ihn für einen Bauarbeiter gehalten, da das Kloster gerade restauriert wird und da er anstatt einer erwarteten Kutte doch recht dreckige Arbeitskleidung trug. Er begrüßte uns herzlich, auch wenn ich anfangs durch seinen ausgeprägten Dialekt nicht viel verstand was er sagte.
Im Klostergarten steht die Schreinerei, in der wir Frater Simon kennen lernten, der wie er uns später erzählte 26 Jahre alt ist und ein Irokesenschnitt trug, bevor er in das Kloster eintrat. Simon erschien mir sehr schüchtern und zurückhalten ganz anders als Frater Rupert. Auch Simon hatte Arbeitsklamotten an. Wieder im Klostergarten gingen wir in den hinteren Teil des Gartens, wo u.a. 20 Bienenvölker standen, da das Kloster auch eine von Frater Rupert geführte Imkerei besitzt. Stolz zeigte uns Frater Rupert seine Honigproduktionsstätte. Danach verfielen wir mit ihm in eine schier nicht enden wollende Diskussion über Bundesligavereine, überteuerte Spieler und Fußballmanager. Nachdem wir uns endlich von der Diskussion befreit hatten, gingen wir wieder in das Reflektorium um etwas zu trinken. Dort trafen wir zwei weitere Brüder, die denselben Einfall wie wir hatten. Es war mittlerweile kurz vor 18h und eine schrille Klingel mahnte uns zum Gebet in der Kirche.
In der Kirche, die – wie gesagt – renoviert wird, waren die ersten vier Reihen für die Gäste des Klosters reserviert. Dort nahmen wir Platz. Pünktlich um 18h kamen dann die Brüder – nun alle mit ihren schwarzen Kutten gekleidet – mit dem ersten Glockenschlag über die Sakristei in die Kirche und nahmen vorne an ihren Plätzen in der Apsis Platz.Was nun folgte, war ein vollkommen gesungener Gottesdienst, der mich spontan an Gregorianische Gesänge erinnerte und wie man mir später sagte handelt es sich tatsächlich um hochgregorianische Gesänge. Nach dieser „Abendhore“ verließen wir drei die Kirche durch die Apsis und folgten den Mönchen in die Klausur. Im Vorraum der Sakristei standen bereit drei Brüder. Prior Benedikt, Pater Josef und Pater Gregor, um uns aufs herzlichste Willkommen zu heißen. Wir gingen durch den Kreuzgang schweigend zum Reflektorium, wo wir uns in zwei Reihen aufstellen mussten um dann beim nächsten Klingeln den Saal zu betreten. Bevor wir aber zu Tisch gingen, nahmen alle vor dem Tisch Stellung auf und beteten nochmals gemäß den Ordensregeln ein lateinisches Gebet des heiligen Benedikt (zumindest nahm ich das mal an). Als dann der Prior auf Latein aufforderte das „Vater Unser“ für sich zu beten, machte er weiter bevor ich im Stillen die Mitte des Gebetes erreicht hatte… später sagte man mir, dass es ein „Volkssport“ der Katholiken sei, schnell zu beten…
Auch wenn Roland mir immer wieder versicherte, dass es in Ordnung sei kurze Hosen zu den Gebeten und zu den Mahlzeiten zu tragen, kam ich mir sehr unbehaglich vor, weshalb ich beschloss von nun an lange Hosen während der Gebetszeiten und der Mahlzeiten zu tragen. Wir nahmen also endlich an den Tischen Platz und Pater Josef und Frater Rupert reichten Brot, Aufschnitt und Getränke, während Prior Benedikt etwas vorlas, da alle anderen zu schweigen hatten. Ich beeilte mich also aufzuessen, da man mir eingetrichtert hatte, dass der Abt das Essen abläutet, wenn er das Essen für beendet hält. Nach dem Essen folgten wieder das Aufstellen vor dem Tisch und ein Gebet.
Dann begrüßte der Abt uns der Abt persönlich und verabschiedete sich auch zugleich, da er heute in den Urlaub fährt. Nach dem Abendessen saßen wir mit den Brüdern exakt 30 Minuten gemütlich beisammen, was im Tagesablauf der Benediktiner so üblich ist und Reklination genannt wird. Das ist nämlich die einzige Zeit, in der man beisammen sitzt und mit allen reden kann.
Und so tranken wir unser erstes Weltenburger Bier an diesem Tage mit den Brüdern, welche über „kleine Pannen“ bei von ihnen durchgeführten Beerdigungen scherzten und lachten. Um 19.30h aber exakt nach 30 min klingelte erneut die schrille Glocke und rief die Brüder zum freiwilligen Rosenkranzgebet um 19.45h. Wir drei ließen dieses aber aus und ich zog mir schnell meine lange Hose wieder an, denn um 20.30h mussten wir ja wieder zur „Nachthore“ in der Kirche sein. Nach dieser waren wir in den Abend entlassen. Das Kloster war mittlerweile von einer himmlischen Ruhe umgeben, denn die Touristen waren endlich verschwunden.
~ Fortsetzung folgt ~