Ab heute ist das S-Bahn-Chaos perfekt: zwischen dem Bahnhof Zoo und dem Ostbahnhof halten keine Bahnen mehr. Wie viele Berliner Studenten wohl auch bin ich froh, dass die Semsterferien bereits – wie die Schulferien auch – eingeläutet sind und mir daher der Spießrutenlauf zum Hackeschen Markt erspart bleibt. Sicherlich, es sind Schulferien, aber ich mag mir nicht vorstellen, wie sich der tägliche nun nur merklich verkleinerte Berufsverkehrbandwurm der Innenstadt, welcher sich sonst in den S-Bahnen drängelte, nun andere Wege sucht.
Zu der wirklich misslichen Lage für all die Menschen, die auf die S-Bahn angewiesen sind, kommen nun die Kommentare „zur Lage der Nation“ von den diversen Politikern aller Parteien. Allen voran, die Aussagen unseres Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), der die Berliner u.a. zu mehr Solidarität aufforderte. Wowereit sagte am Sonntag:
„Die Menschen sind die ständig neuen Hiobsbotschaften rund um die S-Bahn leid. Die Stadt wird jetzt vor eine neue Geduldsprobe gestellt.“ Er erwarte, dass die Bahn mit Hochdruck an der Wiederherstellung eines funktionierenden Nahverkehrs arbeite. Wer mit dem Auto unterwegs sei, solle auch überlegen, ob er anderen nicht eine Fahrgemeinschaft anbieten oder an überfüllten Haltestellen Menschen mitnehmen kann, sagte Wowereit.
Wenn ich solche Aussagen lese, wird mir ganz anders! Politiker, die wie Wowereit von Staatskarossen mit Blaulicht auf dem Dach rumkutschiert werden und die Berliner Busse und Bahnen garantiert seit Jahren nicht mehr von innen gesehen haben, sollten sich mit solchen Bekundungen einfach mal gepflegt zurückhalten! Man könnte ja sonst mal auf die Idee kommen, mal nazufragen, ob Herr Wowereit auch schon mal Fahrbereitschaften angeboten hat? Ach nein, geht ja nicht… der Regierende Bürgermeister weilt ja im Urlaub während die Stadt im Nahverkehrschaos versinkt. Super Vorbild…!
Ich erwarte, dass die Bahn mit Hochdruck an der Wiederherstellung eines funktionierenden Nahverkehrs arbeitet.“ Klaus Wowereit
Aussage 2, die mich masslos ärgert!
Der Berliner Senat ist laut Aussagen eines Professors der TU Berlin im Inforadio bereits vor acht Jahren auf die Probleme mit den Rädern der Baureihe 481 hingewiesen worden. Nach diesen Aussagen wurden bewusst Räder eingebaut, die eigentlich für einen Gütervekehrszug konzipiert wurden. Dass dies unweigerlich zu Problemen führen würde, hatten die Experten den Senat bereits damals wissen lassen – doch der Senat ignorierte diese Warnungen.
Vor diesem Hintergrund ist es um so unglaublicher, wie sich der Senat gegenüber der S-Bahn Berlin GmbH verhält und sogar (natürlich im Kern berechtigte) Forderungen aufstellt, obwohl ihn eine Mitschuld am Chaos trifft.
In der vergangenen Woche hat der CDU-Abgeordnete Matthias Brauner deshalb einen parlamentarischen Fragenkatalog eingereicht, um vom Senat zu erfahren, wann er was wusste und wie er mit diesen Informationen umgegangen ist. Ich bin gespannt, was wir hier dann irgendwann als Antwort lesen dürfen.
Quelle: Ad hoc News: Berlins – Wowereit ruft angesichts des S-Bahn-Chaos zu Solidarität auf