Ein Löffel Hoffnung

Halle C: Der Duft von Reis und Gyros streicht um die Nase, Essensmarke raus und auf zum Besteck. Messer, Gabel und – Moment mal: Löffel? Ist es wahr? Es gab eine Ahnung, ein Gerücht, fast schon eine Hoffnung auf die vollständige Erfüllung kulinarischer Gelüste.

Für dieses i-Tüpfelchen, dieses Sahnehäubchen nähme man die Anreise zum Essen gerne in Kauf. Mein Blick wandert die Essensausgabe entlang. Hier herrscht eine eindeutige Klassengesellschaft. Die Krönung des Essenschaffens erkennt man an der höchsten Kopfbedeckung. Vielleicht kennzeichnen die Hüte aber auch die Gruppenzugehörigkeit.

Hüte à la Chefkoch für Mitglieder eines Münchner Gourmetempels, Kleidung à la Metzger für die Helfenden. Doch zurück zur aufkeimenden Löffelhoffnung: Mit vollständigem Besteck laufe ich die Essensausgabe ab. Reis, Gyros mit Zaziki und Salat, dann das Ganze wieder von vorn. Kein Nachtisch. Dann halt nicht, wer braucht den schon. Wer möchte schon Herrencreme, Vanillepudding, Eis, Schokolade, Quark oder Joghurt. Ist auch besser für die Figur, wenn es keinen gibt. Ich bin mir ganz sicher, dass der unbenutzt neben mir liegende Löffel mich bösartig angrinst, während ich meinen Reis esse. Mit etwas mehr Elan als nötig befördere ich das noch saubere Essgerät bei der Geschirrrückgabe in seine Kiste. Während er klirrend auf den anderen Löffeln landet, fällt mein Blick auf ein ÖKT-Plakat: „Damit ihr Hoffnung habt.“ So hab ich das Motto noch nie gesehen.

Quelle:
Dies ist ein Beitrag aus der Helferpostille des 2. Ökumenischen Kirchentages. Er ist erschienen unter der Rubrik „Zug’spitzt“.
www.helfen2010.de

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