Jeder Berliner wird sie kennen: die unzähligen Straßenmusikanten, Motz- oder Straßenfegerverkäufer oder bettelnde Obdachlose.
Wer wie ich fast täglich seit Jahren mit den öffentlichenVerkehrsmitteln in Berlin unterwegs ist, kennt seine „Pappenheimer“. Da weiß man, wer zwischen welchen Bahnhöfen welche Zeitung verkauft, wann man mit guter und wann man mit schlechter Musik oder Gedichten aufgeheitert oder genervt wird.
Doch seit Ende des letzten Jahres kann man zunehmend beobachten wie gewisse Schamgrenzen durchbrochen und eine gewisse Distanz nicht mehr eingehalten wird. Den Anfang haben – augfenscheinlich osteuropäische – Familien/Gruppen gemacht, die mit Trommel, Trompete und Akordeon durch die Züge tingelten und ein kleines Kind vorneweg zum Geld sammeln schicken. Dieses Kind hat nun damals ein Tabu gebrochen – das direkte Ansprechen der Fahrgäste. Wo früher ein mehr oder weniger demonstratives Wegschauen reichte, um sich solche Leute auf Abstand zu halten, bekommt man nun den Becher direkt vors Gesicht gehalten.
Anderes Beispiel: Selbst vor Kirchen wird nicht mehr Halt gemacht! Kurz vor dem Semesterabschlussgottesdienst drängelten sich zwei osteuropäische ältere Damen in den Eingang der Marienkirche und bettelten beim Rein- und dann auch beim Rausgehen die Kirchgänger an!!!
Oder letztens am Ku`damm, der wohl schon ziemlich alles gesehen hat. Da sammelte ein Obdachloser mit Krücke bei an der roten Ampel wartenden Autofahrern Spenden.
Heute wurde jedoch der Bogen überspant. Auf dem Weg zur Uni überquerte ich am S-Bhf Tiergarten eine T-Kreuzung. An jeder der drei Ampeln wartete ein 20-30-jähriger Mann – offensichtlich auch aus Osteuropa – und erbettelte nun Geld bei den wartenden Autofahrern. Soweit so gut. Komischerweise hatten alle drei die gleiche Verkrüppelung: weit vorgebeugt mit Katzenbuckel, die Beine nach innen gestellt, schwer humpelnd und den Kaffeebecher in einer ansonsten steifen Hand. Und diese Masche funktioniert!!! Als ich den ersten der drei gesehen habe, hatte ich ja noch Mitleid, aber als ich sah, dass an jeder Ampel einer mit derselben „Verkrüppelung“ stand, war mir klar, dass dies nur eine ganz perverse Masche sein kann, um an Geld heranzukommen.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden, ichveruteile grundsätzlich keine Obdachlosen oder Bettler, aber eine gewisse Distanz sollte gewahrt werden, so dass ich mich nicht gedrängt fühle, etwas zu geben. Und Krankheiten vorzutäuschen ist echt das letzte!!!