Archiv für den Monat: August 2009

Wenn Plakatmotiv und Aussage nicht zusammen passen

Ein Artikel von www.simon-zeimke.de

Wahlplakat der SPD

Wahlplakat der SPD

Wahlplakate sollen für eine Partei werben. Besonders viel Wert legt man auf die Gestaltung, insbesondere der Großflächenplakate. Da findet sich dann ein schönes Motiv und eine knackige Aussage. So ist es in jedem  Wahlkampf. Das soll die Wähler dazu bringen, an der richtigen Stelle das Kreuz zu machen.

Doch was ist, wenn Plakatmotiv und Aussage nicht zusammen passen? Dann wird es irgendwie schwierig, der Aussage glauben zu schenken. Zum Beispiel das Plakat “Bildung darf nicht vom Konto der Eltern abhängen. Und darum wähle ich SPD.” aus der aktuellen Kampagne.

Zu sehen ist ein hübsches, blondes Model – ja, Model? Nein, SPD-Mitglied. Die Dame, Jennifer heißt sie, ist sogar Kandidatin zur Kommunalwahl in Duisburg. Also eine echte Sozialdemokratin. Und natürlich steht sie dann auch gerne für die Kampagne zur Verfügung. Und natürlich auch gerne gegen Studiengebühren. Weil Bildung ja eben nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein darf. So ist das, als Sozialdemokratin.

Doch wenn man mal nach Jennifer im Internet sucht, findet man interessantes. Das Parteimitglied, das so stark dafür plädiert, dass gute Bildung nicht vom Konto der Eltern abhängig sein darf, studiert an einer Privat-Uni in Düsseldorf und auch ein Semester in Dublin. Und zahlt Studiengebühren! Bewusst und freiwillig!

In Dublin fielen Studiengebühren in Höhe von 2.000€ an. Aber das ist üblich bei Auslandssemestern. Viel interessanter ist, dass sie auch am European Business College Düsseldorf (EBC) Studiengebühren zahlt. Die Hauptamtlichen Wahlkämpfer aus der SPD versuchen das ganze auf die Landesregierung von NRW zu schieben. Nur hat das reichlich wenig mit der EBC und dem Studium an dieser Privat-Uni zu tun. Während an den Universitäten in NRW 500€ Studiengebühren im Semester gezahlt werden, redet man an dem European Business College Düsseldorf von ganz anderen Summen. Im Studiengang “Tourism & Event-Management” müssen glatte 590,- € gezahlt werden. Und diese nicht im Semester, auch nicht im Jahr. Nein, 590,-€ im Monat –  wären also 3.540,-€ im Semester.  Und das hat Jennifer sich selbst ausgesucht. Sie hat sich ganz bewusst für das European Business College Düsseldorf entschieden und damit auch für die Studiengebühren.

Es mutet schon komisch an, wenn jemand sich bewusst für Studiengebühren entscheidet und gleichzeitig für die SPD in den Wahlkampf zieht und gegen Studiengebühren sogar auf Plakaten wirbt. Wäre auf dem Plakat ein Model irgendeiner Agentur, dann könnte man sagen: “Hey es ist ihr Job – sonst nix” Aber hier hat man anscheinend bewusst attraktive Parteimitglieder für die Plakate gesucht. Und genau deshalb ist das ganze so widersprüchlich! Die Parteimitglieder scheinen nicht hintern den Wahlkampfsprüchen für die sie werben zu stehen. Es ist halt wie so oft: “Wasser predigen, aber Wein trinken!”

Nächstes mal sollten die Strategen aus der Nordkurve einfach mal schauen, wen sie auf welches Plakat drucken.

Bildquelle: spd.de
Textquelle: www.simon-zeimke.de

Gibt es im Wahlkampf überhaupt Fairness?

plakatieren09_sebastianNoch sieben Wochen bis zur Bundestagswahl. Sieben Wochen noch, um potentielle Wähler von sich zu überzeugen. Sieben Wochen bedeutet nach dem Bundeswahlgesetz auch, dass nun die Wahlplakate an die Laternen dürfen.

Kurz vor der magischen Grenze steigt traditionsgemäß die Nervosität mindestens bei den Kandidaten und den Wahlkampfleitern ins schier Unermessliche an. Werden sich die politischen Mitbewerber an die gesetzliche Frist halten und wenn nein (wovon in den allermeisten Fällen auszugehen ist), wann wird das erste Plakat gesichtet. Jedes aktive Parteimitglied wird dann zum „sehenden Auge“. Und auch die Kandidaten fahren aufgeregt am betreffenden Tage durch den Bezirk. Geht es doch um den perfekten Platz für das eigene Plakat. Es geht um gesehen werden oder nicht, um die „guten“ Laternen und die, die eigentlich nicht mit einem Plakat versehen werden dürfen, aber den Wahlkämpfer dann doch beim Vorbeigehen „einfach anlachen“. Und es geht darum, Laternen alleine für sich zu haben. Denn nichts ist schlimmer, als noch als fünfte Partei sein Plakat an eine Laterne zu hängen und diese schon zu einem Marterpfahl verkommen zu lassen. Ihr merkt, es geht um höhere Dinge. Um etwa 3,5 Meter hohe Dinge.

In diesem Jahr sollte doch einiges anders werden. Und so trafen sich bereits weit vor der magischen gesetzlichen Grenze die beiden Spandauer Bundestagsabgeordneten Kai Wegner (CDU) und Swen Schulz (SPD) mit ihren Wahlkampfleitern, um erstmalig Absprachen zum Wahlkampf zu treffen. Nicht, dass es schon jemals handgreifliche Auseinandersetzungen gegeben hätte. Aber – und dieser Ansatz ist überaus löblich – beide Seiten wollten den Bundestagswahlkampf nicht zu einer Materialschlacht verkommen lassen. Und so vereinbarte man eine Obergrenze für Plakate und legte fest, wann mit dem Plakatieren begonnen werden sollte. Ziel war es, dass die Teams von SPD und CDU zeitgleich ausrücken sollten, um so die Chancengleichheit für alle zu wahren. Es sollte ein fairer Wahlkampf werden.

Gestern war es nun soweit. Auf 18 Uhr hatten sich die beiden Bundestagsabgeordneten verständigt und so fand sich ein rund 50-Mann- bzw. -Frau-starkes Kai-Wegner-Team um 17 Uhr in der Kreisgeschäftsstelle ein, um die Transprter zu beladen. Die Stimmung war sehr gut, denn so viele fleißige Hände hatten sich noch nie bei einer Plakatierung angeboten. Gegen 17.30 Uhr waren die ersten drei Transporter voll beladen. Als die jeweiligen Teams jedoch starten wollten, pochte Kai Wegner darauf, fair zu bleiben und erst – wie mit der SPD vereinbart – um 18 Uhr zu von der Kreisgeschäftsstelle aus aufzubrechen.

Das Kai-Wegner-Team 2009 vor dem Plakatieren!

Das Kai-Wegner-Team 2009 vor dem Plakatieren!

Doch kurz darauf klingelten die ersten Handys. SPD-Plakate wurden in Gatow und in anderen Teilen Spandaus gesichtet. Was war da los? Ein Anruf bei der SPD-Wahlkampfleiterin brachte auch keine neuen Erkenntnisse. Bestätigt wurden „vereinzelte“ Plakate in Gatow. Unmut machte sich im Kai-Wegner-Team breit, doch es wurde beschlossen, sich an die Absprache zu halten und erst um 18 Uhr auszurücken. Nachdem auch die restlichen Transporter beladen waren, starteten nach einer kurzen Ansprache von Kai Wegner und dem obligatorischen Gruppenfoto (und dieses Mal haben wir nicht alle auf das Foto bekommen) um 18.03 Uhr alle Teams in die Spandauer Ortsteile.

Was vorher vereinzelte Berichte angekündigt hatten, bestätigte sich schnell: die SPD Spandau hatte sich nicht an die Absprache gehalten und hatte bereits um 18 Uhr die zentralen Bereiche Spandaus sowie Gatow, Kladow und Teile der Wilhelmsstadt plakatiert.
So etwas empfinde ich nicht nur als unfair, so etwas ist traurig, denn so wird der zarte und lobenswerte Keim von einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe gleich im Ansatz zunichte gemacht. Wie soll man mit einer SPD zusammenarbeiten, die es noch nicht einmal schafft, sich an eine zeitliche Absprache zu halten?! Mir persönlich geht es hierbei nicht um eine Parteizugehörigkeit, sondern um die menschliche Enttäuschung von den handelnden Personen.

Ich finde es toll, dass Kai Wegner und sein Team sich trotz der schon vorher bekannten Gerüchte über das Brechen der Verabredung durch die SPD an die getroffene Verabredung gehalten haben! Das beweist Fairness und Verlässlichkeit zum gegebenen Wort. Dass nicht alle Politiker so zu ihrem Wort stehen wie Kai Wegner, haben wir gestern bei Swen Schulz sehen dürfen.

Als auch ich dann als Teil des großen Kai-Wegner-Teams um kurz nach 18 Uhr ausrückte, war die Vorfreude auf die kommenden Stunden ungebremst. Die Sonne lachte, es war sehr warm und die Stimmung war gut. Danke der vielen helfenden Hände kamen wir ungewohnt schnell voran, was uns immer mehr motivierte. Sicherlich, es gab unterwegs auch die gewohnten Reaktionen von Passanten und Autofahrern. Von Beschimpfen bis zum Bespucken aus vorbeifahrenden Autos war alles dabei. Aber es gab auch viel Zuspruch von Menschen, die das neue Plakatmotiv besonders gelungen fanden.

Nach nur sensationellen 9 Stunden waren dann alle CDU-Plakate in Spandau und Charlottenburg-Nord dank einer tollen Teamleistung angebracht und so ließ sich das Kai-Wegner-Team anschließend gemütlich das verdiente Feierabendbierchen in einer Spandauer Kneipe schmecken.

Wahlkampfauftakt

Acht Wochen vor der Bundestagswahl 2009 fiel der offizielle Startschuss für den Bundestagswahlkampf der CDU Spandau. Gut, genau genommen fiel natürlich kein Schuss, aber geladen war die Stimmung im Brauhaus Spandau dennoch!

Aber von vorne: Bei strahlendem Sonnenschein und wärmsten Temperaturen strömten die Menschen heute morgen zum Brauhaus Spandau.[singlepic id=5 w=600 float=center]

 Der Vorsitzende der CDU Spandau, der Bundestagsabgeordnete Kai Wegner, hatte zum Auftakt des Bundestagswahlkampfes geladen. Auch in diesem Jahr tritt Kai Wegner erneut an, um die Interessen des Wahlkreises 79, der den Berliner Bezirk Spandau und den Ortsteil Charlottenburg-Nord umfasst, im Deutschen Bundestag zu vertreten.[singlepic id=1 w=250 float=right]

Die heutige Wahlkampfauftaktveranstaltung machte deutlich, dass Kai Wegner sich auch in diesem Jahr einer breiten Unterstützung nicht nur seines Wahlkampfteams sicher sein kann. Anders, besser, dynamischer, ideenreicher wird der Wahlkampf werden. Doch bei allen Veränderungen – eines bleibt: Auch in diesem Jahr wird es ein Kai-Wegner-Mobil geben, dass durch Spandau tourt. Mit viel Beifall wurde es heute der Öffentlichkeit vorgestellt.

[singlepic id=3 w=200 float=left]Als Gastredner konnte der Berliner CDU-Generalsekretär Bernd Krömer gewonnen werden, der den rund 100 Gästen im überfüllten Saal in einer engagierten Rede deutlich machte, dass Spandaus Stimme im Bundestag auch in den nächsten vier Jahren Kai Wegner heißen sollte!

Natürlich ließ sich auch der Kandidat nicht bitten und stellte sich und seine Ziele den Zuhörern vor. Kai Wegner stellte dabei klar, dass für ihn Wahlkampf nicht bedeute, nun den Erstkontakt zu den Menschen herzustellen: „Ich befinde mich bereits seit der letzten Jahr vor vier Jahren im Dauerwahlkampf!“ In unzähligen Sprechstunden, Vor-Ort-Terminen, Briefen und Telefonaten habe er die Anliegen der Menschen ernst genommen. Diese Arbeit werde er auch die nächsten Jahre fortsetzen – als direkt gewählter Abgeordneter für Spandau und Charlottenburg-Nord.

Kai Wegner im Internet: www.kai-wegner.de

Weitere Fotos:

Speisekartenkauderwelsch

Knusprige Dummheit an einem Bouquet von überflüssiger Extravaganz

„Ich hätte gerne einmal Spaghetti mit Tomatensauce, bitte!“, bestelle ich in einem kleinen Restaurant an der schönen Ostseeküste. Die Kellnerin wiederholt meinen Wunsch, um sicherzustellen, dass keine Missverständnisse vorliegen: „Also die hausgemachten Spaghetti auf Essenz von der Strauchtomate?“
Ich nicke und gleichzeitig möchte ich gerne den Kopf schütteln. Macht es meine simplen Spaghetti gleich viel leckerer, wenn sie statt mit schnöder Tomatensauce „auf Essenz von der Strauchtomate“ serviert werden? Noch dazu frage ich mich, welche Abgrenzung die arme Tomate vornehmen möchte, wenn sie extra betont, dass sie vom Strauch kommt. Baumtomaten sind mir bisher jedenfalls noch nicht begegnet. Darüber hinaus schwirrt mit der Gedanke durch den Kopf, ob bei einem Preis von 6,50 Euro wirklich „Essenz“ von irgend etwas hergestellt wird oder ob hier nicht versucht wurde, das gewöhnliche Speisenangebot ein wenig exquisiter wirken zu lassen, indem die kleinen Partikelchen „mit“ und „und“ gestrichen und durch „an“, „auf“ und ihre Freunde „der“, „die“, „das“ ersetzt worden sind. Und da man nun mal schon dabei war, den Rotstift großzügig zu schwenken, fielen ihm offenbar auch gleich simple, aber zutreffende Bezeichnungen zum Opfer.

Während meines gerade zu Ende gegangenen Urlaubs auf Rügen kam ich in den wohlverdienten Genuss, gemeinsam mit meiner Mama jeden Abend in einem anderen Restaurant einzukehren (bei unserer Radwandertour war es jeden Abend sogar ein anderer Ort). Beim hungrigen Studieren der Speisekarten stieß ich auf so lustige Formulierungen wie „Schweineschnitzel unter der Senfkruste an knusprigen Bratkartoffeln“ oder auch „Fangfrisches Filet vom Lachs an einem Salat von der Roten Bete“. Mein Favorit ist „Stampf vom Erdapfel“, den es bei diversen Gerichten als Beilage dazugab. Vergeblich habe ich „Schweineschnitzel in Senfpanade und Bratkartoffeln“, „Lachsfilet mit Rote-Beete-Salat“ oder „Kartoffelpüree“ gesucht. Offensichtlich ist das nicht mehr extravagant genug.
Die großen Vorbilder scheinen die teuren Restaurants zu sein, die von jeher ihre wenig umfangreichen Gaumenschmäuse in aufgeblasene Namenshülsen stecken. Ein Essen klingt scheinbar umso aufwändiger und außergewöhnlicher je mehr Wörter seine Beschreibung umfasst. Hier geht es nicht um die Abwertung wirklich prämierter Restaurants, in deren Küchen sicher gut ausgebildete Köche stehen, die ihr Handwerk verstehen und einen Unterschied zwischen Sauce und Essenz zu kreieren wissen. In solchen Genuss-Tempeln haben meine Mama und ich auch gar nicht gesessen, und trotzdem wurden wir mit den vermeintlich hochtrabenden Formulierungen bombardiert. Man musste sich fragen, was der arme Beilagensalat verbrochen hatte, dass nun sein hochnäsiger Bruder „Bouquet von marktfrischen Salatvariationen“ den Tellerrand verschönerte. Und immer wieder zusammen mit der bemitleidenswerten Strauchtomate. Ich kenne keine Statistiken, aber das Wort des Jahres aus dem malerischen Speisekartendeutsch ist mit Sicherheit „Strauchtomate“! Die primitive Tomate hätte es nie zu solcher Berühmtheit geschafft. Immerhin wetteifern die Restaurants, die in unserer Preiskategorie auch verständliche „Nudeln mit Tomatensauce“ anbieten dürften, nicht auch noch insofern mit ihren eitlen Vorbildern, als dass sie ab sofort ihre Speisekarten in Französisch verfassen. Denn „Escalope panée avec des pommes sautées“ würde wohl vollends zu Verwirrungen führen.

Es hat uns trotzdem geschmeckt. Und irgendwie war es fast, als ob jedes Restaurant als kleines Appetithäppchen seine Speisekarte mit diesen holprigen Ausdrücken gespickt hat. Wir hatten jedenfalls allabendlich etwas zu lachen und müssen im Nachhinein erkennen, dass wir uns vorher noch nie so ausgiebig über die angebotenen Speisen unterhalten haben. Wenn auch mit Lachtränen in den Augenwinkeln.