Schlagwort-Archive: Markus Dröge

Pilger(n) im eigenen Land

Vom 28.12.2011 bis zum 01.01.2012 werden rund 30.000 Jugendliche aus ganz Europa in Berlin zum 34. Europäischen Jugendtreffen der Communauté von Taizé kommen. Sie alle machen sich auf den Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde. Ich bin einer von ihnen.

Die ersten sind schon seit Monaten in Berlin. Gestern kamen noch einmal rund 1.500 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dazu. Sie kommen aus Tschechien, Spanien, Italien, Finnland oder den Niederlanden. Sie alle haben sich auf den Weg nach Berlin gemacht. Heute und morgen trudeln dann die Teilnehmer ein. Bis dahin ist noch viel vorzubereiten. Ein jeder und eine jede soll in der eigenen Landessprache begrüßt werden. So wie es auch in Taize üblich ist.

Taize – ein ökumenischer Gedanke

Die Communauté (Gemeinschaft) von Taizé ist ein Männerorden im französischen Burgund. Die Klostergemeinschaft besteht in ihrer jetzigen Form seit dem April 1949. Die Brüder sind nicht einer bestimmten Konfession verschrieben. Sie leben die wahre Ökumene. Die eigene Spiritualität und die Möglichkeiten der inneren Einkehr üben seit Jahrzehnten eine besondere Anziehung aus. Die Brüder laden dazu ein, eine Woche in Taizé zu verbringen. Von dieser Einladung machen Tausende jährlich Gebrauch, in den Sommermonaten und an Ostern teilweise bis zu 6.000 Jugendliche.

In der Evangelischen Jugend gibt es regelmäßig Sommerfahrten nach Taizé. Grundsätzlich ist ein Aufenthalt in Taizé an wenige feste Regeln gebunden. Es existieren Essenszeiten und gemeinsame Gebete, außerdem wird ein wöchentlicher Turnus eingehalten, der auf die Ankunft am Sonntag Nachmittag und Abreise am darauf folgenden Sonntag Mittag ausgelegt ist und von den meisten Besuchern eingehalten wird. Nach der Ankunft werden Besucher wenn möglich in ihrer Muttersprache begrüßt und bekommen einen kurzen Überblick über die Anlagen und Tagesabläufe in Taizé. Die Unterbringung erfolgt für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 29 Jahren in Baracken oder Großraumzelten, das Mitbringen von eigenen Zelten oder Wohnwagen ist ebenfalls möglich und besonders in der Hauptsaison sinnvoll. Dadurch entstehen riesige Zeltstädte, von denen die Besucher meist mit glühenden Augen erzählen.

Eine Woche in Taizé ist von der Erfahrung des Lebens in Gemeinschaft geprägt. Jeder und jede übernimmt eine kleine Aufgabe: Empfang und Verteilung von Unterkünften, Abwasch, Toiletten und Duschen putzen. Für die Zeiträume zwischen den Gottesdiensten und Mahlzeiten ist es möglich, sich für eines von drei Themengebieten, die sich meist mit Bibeltexten oder Auszügen aus dem Brief aus Taizé befassen, zu entscheiden. Diese werden dann täglich vormittags im Rahmen der Bibeleinführung von einem Bruder vorgestellt und anschließend in multinationalen und oft auch multilingualen Kleingruppen besprochen. Nachmittags werden die Gesprächsgruppen fortgesetzt oder während der Zeit eine allgemeinnützige Arbeit verrichtet.

Pilgerweg des Vertrauens

Zu den Zielen der Communauté gehört es, mit jungen Erwachsenen (und für die Jugendarbeit Verantwortlichen) quer durch die Ortskirchen einen „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“ zu gehen, der sich der Bergpredigt des Jesus von Nazaret in besonderer Weise verpflichtet weiß. Dabei werden gemeinsames Beten, Nachdenken über praktische Umsetzungsmöglichkeiten der Bergpredigt bis hin zu politischem Engagement auf unkomplizierte Weise miteinander verbunden.

Dieser Weg hat nicht die Gestalt einer fest organisierten Bewegung; vielmehr werden Jugendliche dazu aufgerufen, sich in ihrem Alltag für Frieden, Versöhnung in der Kirche und Vertrauen auf der Erde zu engagieren. Als Etappe auf diesem Pilgerweg werden seit 1978 zum Jahreswechsel mehrtägige Europäische Jugendtreffen mit bis zu hunderttausend Jugendlichen vorbereitet. Seit den 1980er Jahren finden in unregelmäßigen Abständen Treffen auf anderen Kontinenten statt. 2006 fand in Kalkutta ein Treffen außerhalb Europas statt, das den Anfang für weitere Begegnungen in Afrika und Südamerika bilden soll. 2007 traf man sich im bolivianischen Cochabamba. Im Jahr 2008 fand das Internationale Jugendtreffen vom 26. bis 30. November in Nairobi (Kenia) statt, im Februar 2010 in Manila (Philippinen).

Übrigens: Die Brüder von Taizé bestreiten ihren Lebensunterhalt aus dem Erlös ihrer Arbeit. Bekannt sind vor allem die Töpferwerkstatt und andere künstlerische Arbeiten. Die Brüder nehmen keine Spenden an; Erbschaften werden an Bedürftige weitergereicht.

Das Europäische Jugendtreffen im wiedervereinigten Berlin

Zu Recht darf man behaupten, dass die Welt in diesen Tagen auf Berlin schaut. Papst Benededikt XVI., Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki Moon, der Präsident des Europarates Herman van Rompuy oder auch der Bischof der Evangelischen Kirche-Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Dr. Markus Dröge – sie alle haben Grußworte an die Teilnehmer des Europäischen Jugendtreffens gesendet, die man hier nachlesen kann.

Doch was bedeutet das alles? Was wird sich da abspielen? Macht Euch selbst ein Bild:

Taizé – Europäisches Jugendtreffen – deutsch from Taizé Community on Vimeo.

Anonyme Großstadt

Die Jugendtreffen leben davon, dass die Jugendlichen in Privatquartieren unterkommen. Turnhallen und Schulen wurden bisher kaum bis gar nicht gebraucht. Bisher haben immer alle Gäste in Wohnungen der Städte übernachten können. In Berlin ist das anders. Die Organisatoren warben sogar noch am Heiligen Abend um Betten. 4.000 Betten fehlten wohl noch. Am Ende soll aber jeder ein Dach über den Kopf haben. Dennoch hat man zwei Wochen vor Weihnachten vorsichtshalber in den Berliner Bezirksämtern nachgefragt, ob es denn möglich sei, die Turnhallen zu nutzen. Ja, bekamen die Kirchengemeinden als Antwort, das sei grundsätzlich möglich, aber nur gegen die übliche Pauschale von 2,50 Euro pro Person plus die Endreinigung.

So lief es auch in Spandau ab, wo ich sehr schnell aus den Reihen der Evangelischen Kirche angesprochen wurde, ob ich als bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion Spandau hier nicht vermittelnd helfen könne. Ja, ich konnte, denn für mich war sofort klar, dass Gäste der Stadt Berlin nichts dafür zahlen sollten, dass sie in diesem Zeitraum eh ungenutzten Turnhallen schlafen können. Dies habe ich auch in einer Pressemitteilung deutlich formuliert. Durch gute Kontakte zum Taizébüro war dann schnell auch ein Kontakt zwischen dem verantwortlichen Bruder und dem Bezirksamt hergestellt und am Dienstag kam es dann zu einem Treffen zwischen Bezirksstadtrat Gerhard Hanke (CDU), Kreisjugendpfarrer Steffen Köhler, zwei Verwaltungsbeamten und mir, in dem sehr schnell sowohl die Verantwortlichkeiten während der Unterbringung als auch die Übernachtungspauschale vom Tisch bekamen. Das dies keine Selbstverständlichkeit war, lag zum einen daran, dass der Senat die Bezirke nicht auf das Jugendtreffen vorbereitet hatte, und zeigt sich zum anderen dadurch, dass sich der Bezirk Neukölln dem Vernehmen nach querstellte. Ich hoffe sehr, dass man auch dort eine Regelung im Sinne des Jugendtreffens gefunden hat.

Die Vorfreude steigt.

Morgen geht es nun also endlich los. Das RBB-Fernsehen macht mittlerweile auch gut Werbung und so steigt auch in mir die Vorfreude auf das Treffen. Ich werde an unterschiedlichen Stellen in das Treffen eintauchen: in meiner Heimatgemeinde will ich einen Vormittag miterleben, ich werde wohl auch an einem Abend mit guten Freunden zum Abendgebet in die Messehallen pilgern und auch den Jahreswechsel werde ich mit Gästen aus Taizé verbringen. Ich bin gespannt auf die Menschen, die Kulturen, die Ansichten und die Gespräche. Ich bin voller Vorfreude auf das Erleben der großen Taizé-Gemeinschaft bei Kerzenschein in den Messehallen, auf die Kraft und die Energie, die aus den Gesängen und Gebeten hervorgeht. Ich selbst war zwar noch nie in Taizé, aber ich durfte schon mehr als einmal im Rahmen von Kirchentagen bei der jeweiligen „Nacht der Lichter“ erahnen, was diese Faszination hervorruft. Hier kommt man zur Ruhe, schöpft Kraft für den Alltag, findet Gelegenheit nach Antworten zu suchen. Und so werde ich mein Bündel schnüren, mir symbolisch meine Wanderschuhe anziehen und mich aufmachen – als Pilger in der eigenen Stadt.

 

Benutzte Quellen:

Fotos:

www.taize.fr

Landessynode: Markus Dröge wird neuer Bischof der EKBO

Habemus episkopam! In einer gut neun Stunden andauernden Wahlhandlung hat die Landessynode gestern Dr. Markus Dröge zum Nachfolger von Dr. Wolfgang Huber im Bischofsamt der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gewählt.

Es war eine spannende Sache und viele Mitsynodale hatten sich bereits auf den entscheidenden Wahlgang Nummer 5 eingestellt, in dem es nur noch einen Kandidaten gebeben hätte. Doch soweit kam es glücklicherweise nicht.

„Bereits“ im vierten Wahlgang wurde Dr. Markus Dröge dann zum Bischof gewählt. Er erhielt 82 der abgegebenen 122 Stimmen, was auf die Stimme genau die erforderliche 2/-Mehrheit darstellte. Dementsprechend war die Erleichterung sowohl beim Gewählten als auch bei den Wählenden deutlich spürbar.

Der Bischof vertritt die Landeskirche in der Ökumene und in der Öffentlichkeit. Zu seinen Aufgaben zählt, Theologinnen und Theologen zu ordinieren und landeskirchliche Einrichtungen und Werke zu visitieren. Er ist zugleich Vorsitzender der Kirchenleitung.

Der Amtswechsel wird nun am 14. November 2009 in der St.Marienkirche zu Berlin stattfinden.

Dr. Markus Dröge wurde 1954 in Washington D.C. geboren. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Bonn, München und Tübingen, war er von 1986 bis 1994 Pfarrer der Kirchengemeinde Koblenz-Karthause, seit 1994 der Kirchengemeinde Koblenz-Mitte. Von 1994 bis 1999 verfasste er neben dem Pfarramt seine Dissertation und übernahm 2000 anschließend einen Lehrauftrag für Systematische Theologie an der Universität Koblenz-Landau. 2004 wählte ihn die Kreissynode für acht Jahre in das Amt des Superintendenten im Kirchenkreis Koblenz. Von 2002 bis 2004 hat er eine Ausbildung als Systemischer Berater beim Institut für Familientherapie Weinheim absolviert. Markus Dröge ist verheiratet und hat drei Kinder.

Ich habe live von der Synode via http://twitter.com/Thorsten_Schatz berichtet. Für all diejenigen, die nicht ständig hier auf meinem Blog sein konnten hier noch einmal die Berichterstattung zum Nachlesen (bitte von unten nach oben lesen… twitter sortiert das so):

21:38:28
Synodentag 1 nach Abendgebet beendet. Jetzt schnell ab nach Hause. Morgen um 9 Uhr gehts weiter…

21:28:04
Auch die Nachwahl zur Kirchenleitung kam nicht ohne eine Stichwahl aus. Jetzt Debatte zum Rechtsextremismus bei den anstehenden Wahlen!

20:23:25
Braunkohle-Antrag ist in den Ausschuss vertagt worden. Jetzt Nachwahl eines Kirchenleitungsmitgliedes.

19:53:01
Synode nimmt ihre Arbeit nach dem Abendessen wieder auf. Jetzt Beratung über die Braunkohle-Frage.

18:44:31
Auf Markus Dröge entfielen 82 Stimmen, auf Johanna Haberer 36. Die Synode erbrachte stehende Ovationen! Große Erleichterung ist zu spüren.

18:39:28
Markus #Dröge ist neuer Bischof der EKBO!

18:10:14
Nun wird unverzüglich ein 4.Wahlgang vorbereitet. Wieder eine Pattsituation? Im 5.Wahlgang dann nur noch 1 Kandidat.

18:07:37
Bischofswahl erneut gescheitert. Dröge 73, Haberer 44, 5 Enthaltungen.

17:46:23
Auf ein neues: nach einstündiger Unterbrechung nun 3.Wahlgang – 1.Stichwahl

16:40:25
Zur „Ablenkung“ wird jetzt der Kollektenplan 2010 diskutiert. Anschließend muss 1 Stunde Sitzungspause stattfinden,so sagt es die Wahlordnung

16:15:13
Dröge 60, Haberer 43, Sachau 15, 3 Enthaltungen. jetzt Stichwahl zwischen #Dröge und #Haberer.

16:13:04
Erforderliche 2/3-Mehrheit ist nicht erreicht.

16:12:01
Thorsten_Schatz: Das Ergebnis des 2.Wahlganges liegt vor. Die Spannung steigt

15:49:28
Landessynode: 2.Wahlgang läuft.

15:46:57
Aussprache zum Bischofswort wird fortgesetzt. Wahlzettel für den 2.Wahlgang liegen noch nicht vor.Aussprache konzentriert sich auf Pro Reli.

15:39:32
Wahlgang 1: Dröge 55 Stimmen, Haberer 39, Sachau 24, 4 Enthaltungen

15:38:14
Kein bischof gewählt!

15:35:33
Das Ergebnis des 1.Wahlganges liegt vor. Bischof Huber erläutert aber noch sein Bischofswort. Die Spannung ist spürbar!

Landessynode wird fortgesetzt. Wir treten sofort in den 1.Wahlgang ein, der jetzt eröffnet wurde.
about 16 hours ago from mobile web

Durfte gerade der Abendschau ein Interview zu meinen Erwartungen an den neuen Bischof geben… Ganz schön aufregend.
about 17 hours ago from mobile web

Die Wahlordnung der Synode sieht nun eine Sitzungspause vor. Es geht um 15 Uhr weiter.

Er will Impulse aufnehmen und daraus Richtungen formen. Er will zu einer einladen Kirche beitragen.

Rüdiger Sachau tritt locker auf. Die Vielfalt der Kirche ist für ihn Reichtum.

Ihre weitere Rede bleibt glanzlos. Ihr Sohn schreibt heute Deutsch-Abi… Sie wünscht ihm viel Erfolg. Ich auch…

Es folgt Johanna Haberer: sie liest ihr Rede sehr stark ab… Ihr ist die öffentlich verantwortete Theologie wichtig.

Dröge: Wir brauchen neue spirituelle Zugänge zum Glauben.

Markus Dröge stellt sich der Synode vor: er will am Kirchenverständnis der Barmer Erklärung festhalten. Protestantismus ist Vielfalt.

Synode dankt Bischof Huber für seine Worte. Es folgt die kurze Vorstellung der Bischofskandidaten.

Die Wahlkampfformeln der SPD und der Linken müssen nun mit Leben gefüllt werden. Die Kirche steht für Gespräche bereit.

Huber: die Pro Reli-Unterstützer sind keine Randgruppe und das Thema kein Randthema.Er dankt den Religionslehrern und den engagierten Eltern

Bischof Huber zu Pro Reli: Ziel wurde verfehlt. unterdrückung von anderen Meinungen in der Kirche hat nicht wie unterstellt stattgefunden.

Wolfgang Huber zu 60 Jahre Grundgesetz: 1989 ist für ihn die größte historische Wende seit 1945.

Es folgt das „Wort des Bischofs“. Bischof Huber gedenkt am Anfang dem kürzlich verstorbenem Altbischof Schönherr.

Die #Landessynode ist beschlussfähig. Von 123 Synodalen sind alle 123 anwesend!!!

1.Wahlgang der Bischofswahl beginnt voraussichtlich gegen 14.45h.

Präses Böer dankt in seiner Ansprache allen Engagierten außer- und innerhalb der Kirche, die sich für Pro Reli stark gemacht haben.

Landessynode beginnt mit hoher Medienpräsens, vielen Ehrengästen und vielen Interessierten auf den Rängen.

Gottesdienst ist beendet. Tolle Predigt, toller Liturg. Bischofskandidatin Haberer kam zu spät zum Gottesdienst…

Landessynode der EKBO eröffnet. Pfarrer Kuhn aus Perleberg leitet den Gottesdienst. Predigt: Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz.

Um 9.00 Uhr geht es dann weiter. Ich berichte weiterhin live: http://twitter.com/Thorsten_Schatz