Der geneigte Mitleser weiß, dass ich mich seit etlichen Jahren an der Fastenaktion der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) „7 Wochen ohne“ beteilige. Vom morgigen Aschermittwoch an bis zum Ostersonntag verzichte ich auf Dinge des alltäglichen Lebens, eigentlich ausschließlich Lebensmittel, auf die es mir eigentlich schwer fällt zu verzichten.
Und doch mache ich mit. Jahr für Jahr. Ich verzichte bewusst, auch wenn es dafür mal hämische Kommentare gibt. Schlimmer sind die fortwährenden Versuchungen. Viele Vorurteile schießen einem heute entgegen, wenn man von der Fastenzeit berichtet. Aber auch Neugierde. Was es mit der Fastenzeit und Ostern auf sich hat, habe ich vor drei Jahren in meinem “Thementag Ostern” zusammengefasst.
Mein selbst auferlegter Verzicht besteht auch in diesem Jahr aus folgenden Sachen:
- kein Fastfood (Pizza, Pommes, Burger, Döner – bis Ostern passè)
- keine Süßigkeiten (Kuchen, Schokolade, Kekse, Knabberzeug)
- keine Zwischenmahlzeiten (nicht mal eben zwischen zwei Terminen zum Bäcker)
- kein Alkohol
- keine Cola
- und erstmals: keinen Zucker im Kaffee.
Ich bin gespannt, welche Erfahrungen ich auch in diesem Jahr wieder machen werde: Beobachtungen an mir selbst, Begegnungen mit Nicht-Fastenden.
Die offizielle Fastenaktion der EKD hat dieses Jahr das Motto: „Selber Denken! 7 Wochen ohne falsche Gewissheiten“ . Immer auf das Bauchgefühl zu hören, das gilt als unreflektiert. Auf unseren Kopf verlassen wir uns dagegen ganz gerne. Wer vor dem Reden das Gehirn einschaltet, wie es ein alter Kalauer empfiehlt, weiß, was er sagt und tut. Das Motto klingt so selbstverständlich, erweist sich aber in der Praxis als Herausforderung. Denn wenn wir uns in der Fastenzeit darin üben wollen, geht es nicht um sieben Wochen Vernunftherrschaft. Es kann, im Gegenteil, ganz schön unvernünftig sein, selber zu denken. Es kann nämlich durchaus gefährlich sein, Denkverbote zu ignorieren und andere auf einen Fehler hinzuweisen. Mut braucht es auch, Gewohnheiten und Traditionen infrage zu stellen – im Job, in der Familie oder in der Kirche. Und wer gern nörgelt über zu wenig Grün in der Stadt oder blöde Kandidaten zur Wahl, sollte mal den Zuschauerraum verlassen und selber etwas auf die Beine stellen. Dafür muss man den eigenen Kopf gebrauchen – und zunächst mal einen haben!
Mehr als drei Millionen Menschen beteiligen sich jährlich an dieser Aktion. Und jährlich werden es mehr. Ich bin dabei! Und ihr? Seid ihr dabei? 7 Wochen ohne! Macht´s mit! Am morgigen Mittwoch, den 5. März geht´s los!
Sieben Wochen ohne. Ein gutes Konzept. Das Problem daran ist aber, dass sieben Wochen zu kurz sind, um etwas wirklich zu verinnerlichen. Deshalb empfehle ich für den wirklichen Erfolg: Ein Jahr ohne… Wer das schafft, der hat wirklich was geschafft. Seit 5 Jahren ohne Qualm. Nie wieder…