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9.Klostertag – Donnerstag, 29.07.2004

Am Vormittag reiste dann Stefan ab und so dezimierte sich die Zahl der Berliner nun auf fünf. Am Nachmittag halfen Matthias und ich Pater Josef bei der Aufstellung einer Statisik über Übernachtungen und Einnahmen der Begegnungsstätte. Zur Kaffeezeit gesellte sich dann auch Frater Lukas zu uns. Wir haben viel miteinander gescherzt. Anschließend fing ich an meine Sachen zusammenzupacken, da ich ja morgen bereits meine Heimreise antreten musste. Die Medikamente schlugen langsam an und so viel mir das Laufen schon wieder etwas leichter – zumindest mit Verband.
Nach dem Abendessen schauten wir mit Pater Josef noch den neuen Pfarrbrief durch, der am Freitag in den Druck gehen sollte.
Danach fanden wir uns alle im Fernsehzimmer zusammen, wo ich leider kein Weltenburger mehr genießen konnte, da dies sich nicht wirklich mit meinen Antibiotika vertragen hätte.

8.Klostertag – Mittwoch, 28.07.2004

Da meine Eltern mir am Vorabend schon eindrücklich am Telefon geraten hatten doch noch einmal zum Arzt zu gehen, bat ich nach dem Frühstück wieder Frater Lukas mich zum niedergelassenen Arzt zu fahren, wo wir dann zwar den gesamten Vormittag verbrachten, aber zumindest nicht umsonst da waren. Der Arzt stellte nämlich eine „leichte Blutvergiftung durch einen Schnackenbiss“ fest. Toll. Also gingen wir noch schnell zur Apotheke um meine ganzen Antibiotika zu holen und rasten dann wieder zurück zum Kloster, wo wir dann auch um 11.50h eintrafen. Der aufmerksame Leser wird an dieser Stelle feststellen, dass wir zwei fünf Minuten zu spät zur Hore erschienen und so kam es zu der lustigen Situation, dass Frater Lukas direkt von hinten durch den Altarraum eilte um sofort weiter zum Lektorenpult zu schreiten, denn er war mit der Lesung dran! Das sah sehr lustig aus. Beim Mittagessen fing ich dann gleich an meine Tabletten zu schlucken und kam mir ziemlich dämlich mit meiner Apothekentüte vor. Nach dem Mittagsgebet erzählte ich dann allen ausführlich, was der Arzt gesagt hatte und Pater Michael war zum einen natürlich nicht erfreut über die Diagnose, aber dennoch schien es ih zu freuen, denn schließlich hatte er das schon am Montag diagnostiziert!
Nach dem Mittagessen fuhren dann leider Roland und Micha ab, da sie noch zu einer Hochzeit mussten. Von nun an hatte ich das Zimmer für mich allein. :)Am Nachmittag fuhren wir restlichen fünf – Stefan zog es vor mit seinem Fahrrad und seinem Handy allein zu sein – nach Kehlheim, wo Anselm, Daniel und Manuel schwimmen gehen und Matthias und ich uns die Befreiungshalle ansehen wollten. Nachdem wir (Matthias und ich) die drei am Schwimmbad abgesetzt hatten fuhren wir noch schnell zur Apotheke, da ich noch die restlichen Antibiotika abholen musste, da diese am Vormittag nicht vorrätig waren. Leider rammte Matthias beim Wenden ein parkendes Auto und so riefen wir zuerst die Polizei, die das aber nur am Telefon aufnahm, und schrieben dann einen Zettel für die Besitzer des Autos. Als wir gerade abfahren wollten, erschienen aber die Eigentümer des Wagens und so mussten wir diese erst einmal beruhigen und schilderten den Ablauf… Unser Bus hatte nichts abbekommen, aber der neue Polo hatte einige Schrammen… naja es war wohl mehr Schock als alles andere im Spiel und nach ein paar Minuten konnte das Ehepaar auch schon wieder witzeln.
Und so fuhren wir dann doch noch zur Befreiungshalle, wo ich dann mit Matthias Hilfe mir einen Verband anlegte. Die Berfeiungshalle war toll. Und dort wo die Orte standen, die Ende des 19.Jahrhunderts befreit worden waren, fanden wir doch tatsächlich auch SPANDAU!!! Wahnsinn. Das hielten wir natürlich in den Motiven und Perspektiven fest. Wie wir später herausfanden, hatten wir Stefan, der mit seinem Fahrrad hergefahren war, um etwa 30Minuten verpasst. Und nach der Kuppelbesichtigung und dem wundervollen Rundblick machten Matthias und ich uns auf dem Weg zum Schwimmbad, wo wir die anderen wieder abholen mussten.
Den Abend verbrachten Matthias und ich auf meinem Zimmer, wo er seinen Unfallbericht und ich an diesem Buch schrieb. Irgendwann schlief ich dann einfach inmitten unseres Gespräches ein und erwachte erst am nächsten Morgen beim Klingeln des Weckers.

7.Klostertag – Dienstag, 27.07.2004

Wie üblich klingelte um 6.30h der Wecker und wie ebenfalls nicht erwunderlich hatten wir bei der Morgenhore eine fast 60%-ige Berliner Ausfallquote…
An diesem Tage sollte ich im Pfarrbüro arbeiten. Es war eine Liste mit Mitgliedern einer sogenannten „Bruderschaft“, deren Geburtsdatum und deren Mitgliedsbeitrag aufzustellen. Die Beiträge waren in kleinen Umschlägen verpackt, wie wir sie von „Brot für die Welt“-Spenden kennen. Leider erwies es sich nicht immer sehr leicht alle Namen zu entziffern, da doch eine Namen recht undeutlich und auch in altdeutscher Schrift geschrieben waren. Diese Beschäftigung zog mich den kompletten Vormittag in den Bann, aber dankenswerterweise kam Matthias gegen 10.00h hinzu und half mir, so dass das ganze etwas schneller voranging. Pater Josef hatte für 10.30h eine Brauerei-Besichtigung für uns organisiert, zu der wir Berliner natürlich begeistert gingen. Die Führung war hochinteressant. Und so lernten wir, dass das Bier aus Platzgründen nicht im Kloster sondern in Regensburg in Flaschen abgefüllt wird und dass über 20.000 Liter pro Tag allein hier im Kloster produziert werden. Ein Teil der Produktion musste nämlich schon ausgelagert werden. Nach der halbstündigen Führung widmeten Matthias und ich uns wieder „unserer“ Bruderschaft. Leider wurden wir nicht ganz fertig, so dass wir gezwungen waren, unsere Tätigkeit nach dem Mittagessen zu beenden.
Mein Bein wurde im Laufe des Tages immer dicker und auch das Laufen viel mir immer schwerer. Den Nachmittag verbrachten Matthias und ich im Klostergarten mit lesen. Viel konnte ich eh nicht laufen.
Nach dem Abendessen fuhren wir alle nach Kehlheim einkaufen. Unsere Schokovorräte waren alle und mussten aufgefüllt werden. Danach saßen wir fast alle bei Micha und mir im Zimmer und „testeten“ unsere Vorräte auf Haltbarkeit… wir haben an diesem Abend viel diskutiert und ich war eigentlich nur froh endlich zu liegen, da ich irgendwie vollkommen erschöpft war und so kam es dass ich irgendwann einfach einschlief, obwohl die anderen noch im Zimmer saßen und sich lautstark unterhielten.

6.Klostertag – Montag, 26.07.2004

Das Schiff kam immer näher und langsam konnte man auch das Kreuz, welches mit Lichterketten behängt war, auf dem Bug des Schiffes erkennen.
Rasend schnell kam es näher und näher und nachdem es vorsichtig am Klostersteg angelegt hatte, wurde das Kreuz abgeseilt, da es nicht durch das Schiffsinnere passte. Mittlerweile hatte sich eine große Menschenmenge am Ufer zusammengefunden, die das Geschehen scheinbar sekundenweise dokumentierte, so groß war das Blitzlichtgewitter. Plötzlich endeckte ich Matthias, Anselm und Daniel im Untergeschoß des Schiffes. Hatte Matthias also die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und schon die Bootsfahrt mitgemacht. Das sah ihm ähnlich. 🙂
Da ich mit Frater Lukas direkt am Bootsstegende stand, wurde mir urplötzlich von Pater Gregor, der das WJT-Kreuz in Kehlheim abgeholt hatte, das Kreuz in die Hand gedrückt. „So nun übernimm mal Du.“ So kam ich also mit einigen anderen zu der Ehre das Kreuz, dass im Übrigen 31kg wiegt, in die Klosterkirche zu tragen. Matthias lief dabei neben mir her und erzählte von der Anreise und witzelte mit mir, dass ich als „Ketzer“ das katholische Kreuz trage. In der Kirche ging dann auch gleich das Nachtprogramm los, dass die ganze nacht hindurch andauern sollte. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich mir noch vor, doch schlafen zu gehen und erst am frühen Morgen wieder dazuzustoßen… Nach dem ersten Chor und einer kurzen Ansprache in der überfüllten Kirche, folgten dann diverse andere Jugendgruppen und „Einzelkünstler“ die mit den Anwesenden sangen oder den Rosenkranz beteten. Von den Berlinern blieben irgendwann nur Matthias und ich übrig und so beschlossen wir, doch die ganze Nacht durchzumachen und am Kreuz zu wachen.Das Kreuz war vor dem Altarraum mittig aufgestellt worden, eingerahmt von einer großen Kerze und einem Blumenstrauß neben dem dann die Marienikone stand, die mit dem Kreuz um die Welt reist. Auch das Logbuch des Kreuzes lag auf dem Fußboden und irgendwann in der Nacht trugen auch Matthias und ich uns dort ein. Die Kirche leerte sich je später der Abend bzw der Morgen wurde… Gegen zwei Uhr erwies sich Pater Gregor als toller Rausschmeißer, als er mit den Versammelten mindestens fünfmal hintereinander einen Rosenkranz betete… das war zuviel für die müden Jugendlichen, die es dann vorzogen in den zum Schlafraum umgestalteten Seminarraum zu gehen und sich für den Pilgerweg am morgen auszuruhen. So bildete sich dann um Matthias und mich ein „harter Kern“ von sechs Leuten, die miteinander sangen, meditierten und beteten.
Dem WJT-Kreuz zu Ehren änderten die Mönche ihren Tagesablauf und so begann die Morgenhore, die normalerweise um 5.30h beginnt an diesem Tage erst um 6 Uhr. Nach der Morgenhore, zu der sich die Kirche wieder füllte, trugen Matthias und ich das Kreuz vor die Kirche und machten uns abmarschbereit, denn um sieben Uhr sollte es dann auf den Pilgerweg gehen.
Pünktlich um sieben Uhr machten wir uns dann auf den Weg, wobei Matthias und ich das Kreuz tragen sollten.
So marschierten wir zu unserer ersten Station und unterwegs lernten wir viele nette Leute aus der Umgebung kennen. Jemand hatte sogar eine Gitarre mit, so dass wir sangen… zumindest versuchten wir es eine zeitlang, aber so recht fanden wir keine Lieder, die alle toll fanden.
Als wir bei der ersten Station ankamen, wo wir natürlich schon sehnlichst von der Dorfgemeindschaft erwartet wurden – war das Kreuz doch das Highlight – , bekamen die Pilgerer erst mal eine kulinarische Köstlichkeit aus Bayern gereicht – Weißwurst! Matthias trank dazu standesgemäß ein Weißbier und das obwohl es erst 9 Uhr morgens war…!
Wir beide überlegten, ob wir noch bis zur Endstation an einem Donaudeich mitlaufen sollten, was noch einmal 6 km laufen bedeutete, denn wir waren schon sehr müde… aber ein echter Berliner reisst sich zusammen und läuft und läuft… mit dem Kreuz auf den Schultern… wir wurden immer mal wieder von kleineren und vor allem jüngeren Jungs und Mädels abgelöst, so dass wohl jeder, der mit uns vom Kloster losmarschiert war, mal das Kreuz die 13 km über getragen hat.
Irgendwann bei Kilometer 10 konnte ich dann nicht mehr. Mein rechter Fuß schmerzte und die Müdigkeit tat ihr übriges. Komischerweise wurde der rechte Fuß immer dicker. Merkwürdig.
Nachdem wir dann gegen 11 Uhr an der Stelle angekommen waren, an der vor einigen Jahren der Deich beim Jahrhunderthochwasser gebrochen war und dadurch Neustadt überflutet worden war, feierten wir noch einen ökumenischen Schulgottesdienst, da ganze Schulklassen für dieses Ereignis herangekarrt worden waren, und machten uns dann schleunigst mit einem Auto auf den „Heimweg“ zum Kloster, da wir ja die Mittagshore um 11.45h nicht verpassen konnten. Mit großem Abhetzen schafften wir es auch gerade noch so…

Nach dem Mittagsessen schlief ich dann bis zur Abendhore. Mein Fuß wurde immer dicker und schmerzte auch beim liegen. Ich nahm das erst nicht für voll, aber dann sprach mich Pater Michael bei der Reklination darauf an und sorgte dafür, dass Frater Lukas mich in das Krankenhaus in Kehlheim brachte… Widerwillig ging ich also mit. Der diensthabende Arzt war eine komplette Null. Obwohl ich ihm dreimal erklärte, dass ich hier im Urlaub sei, wollte er mich zu meinem Hausarzt schicken… Er drückte mal kurz auf dem Bein rum und ordnete an, dass ich einen Salbenverband bekommen sollte. Damit war ich dann abgehackt. Und so fuhren Frater Lukas und ich voller Vertrauen auf den Arzt wieder in das Kloster, wo ich sich dann sofort alle besorgt nach mir erkundigten. Pater Michael war nicht sonderlich überzeugt von der Diagnose des Arztes „Schwellung und Entzündung nach Insektenstich“ – und zwar zu recht! Nichts desto trotz fuhren wir dann doch noch nach Blankstetten, wo eine „Disco“ zu Ehren des WJT-Kreuzes stattfinden sollte und zu der Matthias und ich von den netten einheimischen Jungs und Mädels, die wir bei der Prozession kennengelernt hatten, eingeladen worden waren. Doch wir hätten wohl nichts verpasst, wenn wir nicht hingefahren wären. Aber egal. So machten wir uns also auf den Heimweg und verbrachten dann den Rest des Abends mit nem Bier vorm Fernseher.

5.Klostertag – Sonntag, 25.07.2004

Um etwa 9.30h klingelte der Wecker und missmutig krochen Micha und ich aus dem Bett. Wir hatten uns das Doppelbett geteilt, weil Roland das Feldbett vorzog. 🙂
Pater Josef und seine Mutter waren schon lange weg und auch der Abt verließ gerade mit seinem Motorrad das Weingut. Wir waren also ganz allein. Roland war schon einige Zeit auf und hatte bereits mit dem Abt gefrühstückt. Nachdem auch Micha und ich dieses nachgeholt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Speyer wo wir um 11 Uhr eigentlich die Messe mitmachen wollten… Aber dort angekommen stellten wir fest, dass die Messe schon früher angefangen hatte und wir zu spät kamen, da die Gottesdienstbesucher grade den Dom verließen als wir kamen.
In aller Ruhe bestaunten wir also den Dom und ich war doch sehr enttäuscht, denn nach meiner Meinung ist das einzig tolle an dem Speyrer Dom dessen tolle Architektur! Kein Prunk, kaum Bilder, kaum Statuen – das hätte auch eine protestantische Kirche sein können! Nach dem Dom begutachteten wir die Altstadt von Speyer bei einem Eis und überlegten, was wir in den verbleibenden 5 Stunden machen wollten: Technikmuseum, Fußballausstellung oder Domschatz anschauen… Wir entschieden uns dann für die Fußballausstellung und dort angekommen stellten wir fest, dass wir mit derselben Eintrittskarte auch den Domschatz besichtigen konnten, da beides im selben Museum zu sehen war. Der Eintritt hat sich gelohnt. Sowohl die Fußballausstellung mit dem Thema „Deutschland und die WM“ als auch die Domschatzausstellung waren sehr liebevoll und detailiert gestaltet worden. Um kurz vor 17 Uhr waren wir mit der Besichtigung fertig und machten uns langsam auf den Weg zum Parkplatz vor dem Dom, wo wir eigentlich um 17.30h Pater Josef treffen sollten. Aber dort angekommen stand er bereits dort und so machten wir uns schon früher als erwartet auf den Heimweg – zumindest versuchten wir es, denn da Speyer ja nicht weit vom Hockenheimring entfernt liegt und an diesem Tage dort der Große Preis von Deutschland ausgetragen wurde, waren sämtliche Autobahnen mit Formel-1-Fans belagert! Für 50km brauchten wir fast 2,5h!Gegen 21.30h kamen wir dann doch noch im Kloster an und eilten schnell in die Küche um dort den Kühlschrank zu plündern. Knurrte uns doch schon der Magen! Wir aßen also schnell einen Happen, da wir ja noch die Ankunft des Weltjugendtagskreuzes um ca. 23.30h vorbereiten mussten, und eilten in die Kirche, wo schon einige Jugendliche die letzten Chorproben absolvierten und die Kirche festlich schmückten. Zusammen mit Pater Stefan und Pater Josef stellte ich noch Stühle auf und zündete sehr viele Kerzen an, da jene die einzige Beleuchtung in der Nacht sein sollte.
Das Kreuz sollte nämlich um 23.30h im Kloster per Schiff eintreffen und dann die Nacht über in der Klosterkirche aufgestellt werden. Am nächsten Morgen sollte dann ein 13km-langer Pilgerweg folgen. Zusammen mit Micha, Frater Lukas und Pater Josef machten wir uns gegen 22.45h auf dem Weg zur Schiffsanlegestelle, um die Gäste und das Kreuz, das wie gesagt per Donaukreuzfahrtschiff aus Kehlheim kam, in Empfang zu nehmen. Überall herrschte große Aufgeregtheit und hektisches Treiben. Auch ich wurde in den Bann gerissen. Nur eines wunderte mich… wo waren Matthias, Stefan (aus der katholischen Dekanats-Jugend Spandau) und der Rest der Jungs geblieben, die heute aus Brieselang nachreisen sollten? Stefan und Matthias Cousin Manuel hatte ich schon im Reflektorium gesehen, aber die restlichen drei waren nicht zu sehen.Dabei sollte doch die Ankunft des Weltjugendtagskreuzes (WJT-Kreuzes) meine persönliche Überraschung für Matthias werden, der das Kreuz bereits am Palmsonntag hier in Berlin tragen durfte!
Nach etwa einer halben Stunde – gegen 23.15h – tauchte ein hellerleuchtetes Schiff im Donaudurchbruch auf – das Kreuz kam.

4.Klostertag – Samstag, 24.07.2004

Nach dem Konventsamt und dem Frühstück, bei dem Frater Rupert schon mal taktische Anweisungen für das am Nachmittag anstehende Fußballspiel Kloster gegen Dorfauswahl gab, schleppten wir einen wahnsinnig schweren Teppich vom Dachboden in die Kirche und nutzen dabei die Totentrage des Klosters (…).Während Josef, Roland und Micha den Teppich auslegten, machte ich mich auf die Suche nach einem Staubsauger und säuberte anschließend den roten Teppich als Vorbereitung auf Sonntag. Denn in der Nacht von Sonntag auf Montag traf hier im Kloster das Weltjugendtagskreuz ein!
Danach putzten Micha und ich den ersten und zweiten Flur der Klausur, wie es hier jeden Samstag Sitte war. Jeder musste irgendetwas putzen… Pater Josef hatte sich für den Sommerchor eingetragen, doch „leider“ hatten wir den ja schon zwei Tage zuvor geputzt…Kurz vor der Mittagshore wurden wir fertig. Zwischenzeitlich hatte und Frater Lukas den Winterchor und die Kirche von Dach aus gezeigt. Nach dem Mittagsessen ruhten wir um Kräfte für das Fußballspiel zu sammeln. Aber um 14.45h war das Ruhen zu Ende und es ging los zum Fußballplatz, einer Rasenfläche mit Toren inmitten von Wiesen und Feldern. Wir spielten gegen die Dorfauswahl und Pater Gregor schoß sogar zwei Tore (seine ersten beiden Tore überhaupt) – nur leider hatten wir ihn an die andere Mannschafft abgegeben, da er als zu schwach eingestuft worden war. Es war sehr lustig, anstrengend und hat viel Spaß gemacht. Nach gut 2h waren wir dann auch mit unseren Kräften und der Puste am Ende. Wir fuhren also schnell zurück ins Kloster um vor der Abendhore und dem Abendessen wenigstens noch zu duschen.
Nach dem Abendessen packten wir schleunigst unsere Sachen, denn wir sind von Pater Josef eingeladen worden, mit ihm nach Speyer zu seiner Mutter zu fahren, da er dort am Sonntag bei einem Festgottesdienst zu Ehren eines 100.Geburtstages einer Ordensschwester die Predigt halten sollte. So machten wir uns gegen 21h auf den Weg um möglichst noch vor Mitternacht die 360km zu meistern. Die meiste Zeit der Fahrt habe ich verschlafen, da mich das Fußballspiel doch sehr geschafft hatte…
Gegen 0.30h trafen wir dann am Ziel ein, wo wir auf´s herzlichste begrüßt wurden und gleich mal einen befreundeten Abt im Urlaub trafen, der den Abend im Weingut von der Mutter von Pater Josef verbrachte. Nachdem dieser zu Bett gegangen war und uns „Dispenz“ (eine Erlaubnis zum Verpassen des Gottesdienstes am Sonntag) erteilt hatte, zeigte uns die Mutter von Pater Josef im Eilverfahren ihren Betrieb, aber nicht, ohne uns jeweils einen ihrer eigenen Erzeugnisse probieren zu lassen…
Gegen 2 Uhr lagen wir dann im Bett.

3.Klostertag – Freitag, 23.07.2004

Fünf CSUler kamen zur Morgenhore und damit gewann ich die Wette gegen Micha, der gewettet hatte, dass mindestens sechs CSUler erscheinen. Gleich nach dem Frühstück um 8h war Kirche wischen angesagt. Micha und ich benutzten dazu ein Gerät, dass wir noch aus der Klosterküche in die Kirche schleppen mussten. Um 9h mussten wir unsere Arbeit unterbrechen, da Pater Antonius eine seiner Kirchenführungen hatte. Um die halbe Stunde sinnvoll zu überbrücken, halfen wir Pater Josef und Roland in der Wäschekammer. Um 9.30h setzten wir unsere Putzaktion fort. Gegen 11h waren wir fertig und Pater Josef und ich gingen auf die Suche nach einem kleinen Kühlschrank für unser Bier und die Schokolade (hmm lecker). Es war zu heiß um beides ungekühlt zu lagern.Da auch heute ein Feiertag war – der Tag der heiligen Brigitta von Schweden – durften wir beim Essen wieder reden. Gemäß katholischem Brauch gab es heute Fisch. Nach dem Essen ordnete Pater Josef an, dass im großen Festsaal die „Spuren“ der CSU beseitigt werden sollen. Also räumten wir die Stühle, Tische, Flaschen und Gläser weg. Dann überließ Josef uns selbst. Nur Roland musste mit ihm nach Kehlheim fahren. Micha und ich nutzen die Zeit um unser Schlafdefizit zu minimieren. :)Nach der Abendhore ließen wir die Reklination aus, da wir mit Pater Josef in Kehlheim ins Kino gehen wollten. So beeilten wir uns zum Kino zu kommen, da der Film „Traumschiff Surprise – Periode 1“ pünktlich um 20h beginnen sollte. Da Pater Josef in Ordenstracht erschien, war es ein sehr interessanter Abend. Die Leute schauten; hatten sie wahrscheinlich noch nie einen Mönch im Kino gesehen. Natürlich traf Joseg auch gleich noch junge Schülerinnen aus seiner Schule, die freudig erstaunt waren.Nach dem Film lud uns Josef auf eine Pizza ein und erst gegen 23.30h trafen wir wieder im Kloster ein. In der Pizzeria hatte der Besitzer Pater Josef gebeten die Gaststätte zu segnen, doch da einige nicht wirklich christliche Bilder an der Wand hingen, wand Josef sich aus der Angelegenheit.
Roland, Micha und ich schauten noch ein wenig fern, genoßen unser Bier und verschwanden dann gegen 0.30h in unseren Betten.

2.Klostertag – Donnerstag, 22.07.2004

Zur Morgenhore ging ich allein, da sowohl Micha als auch Roland verschlafen hatten. Die beiden traf ich erst beim Frühstück, bei dem mir bewusst wurde, dass so langsam das Eis zwischen den Brüdern und mir schmolz, da u.a. Prior Benedikt mir immer vergnügt zublinzelte wenn ich ihm den Käse schweigend und grinsend reichte. Nach dem Frühstück trafen wir um 9h mit Pater Josef zusammen, der uns wieder Arbeit „aufbrummte“. Micha und ich durften den Sommerchor putzen. Erst fegen und dann wischen. Der Sommerchor ist der obere nicht öffentliche Teil der Kirche, in dem die Brüder im Sommer – daher der Name – ihre Morgenhore um 5.30h abhalten. Nach gut 1,5h waren wir damit fertig und wir nahmen uns das Weihwasserbecken im Eingangsbereich vor, welches durch die Restaurierung vollkommen verdreckt war.Eigentlich wollten wir nun endlich heiß duschen, da man nach dem Duschen immer an Unterkühlung litt, aber auch jetzt war das Wasser noch kalt und unser Duschkopf fehlte auch – der Hausmeister hatte den alten nach am Morgen nach dem Frühstück abgeschraubt, da er nicht so recht funktionierte und bisher keinen neuen gebracht.Pater Josef organisierte aber beides für uns – Duschkopf und warmes Wasser -, was für uns bedeutete WARM duschen! Welch Wohltat.Also hüpften wir schnell unter die Dusche und beeilten uns um pünktlich bei der Mittagshore zu sein. Nach der Hore – die Kirche war wie immer voller Touris – gab es dann das Mittagessen, welches heute nicht schweigend eingenommen wurde, da heute ein Hochfest (das der heiligen Maria Magdalena) war. Danach folgte die gewohnte Prozession zum Mittagsgebet. So langsam wurde das alles Routine.Um 14h waren wir wieder mit Pater Josef verabredet. Die CSU reiste an. Erstaunlich war hierbei, dass die meisten unerwartet jung waren. Zusammen mit Pater Josef verteilten Micha und ich die „Politiker“ auf die Zimmer des Gästetraktes. Danach sollten wir den Gebetsbuchtisch im Eingangsbereich reparieren, da zwei der vier Rollen abgebrochen waren. Da die Rollen nicht im Kloster vorrätig waren, mussten wir drei – Roland, Micha und ich – nachmittags nach Kehlheim fahren. Dieses ging aber nicht gleich, da Roland während wir die CSU einquartierten mit Frater Rupert Zucker für die Bienen holen gefahren war. Als die beiden wieder im Kloster eintrafen, luden wir zu viert die 400kg (!) Zucker aus dem Auto aus und aßen dann Kuchen, währenddessen Rupert wieder einmal mit uns über Fußball diskutierte.Nachdem wir uns von Rupert losgerissen hatten fuhren wir schleunigst nach Kehlheim um die Rollen zu besorgen, da ich den Wagen noch vor der Abendhore fertig haben wollte, was wir auch knapp schafften. Nach dem Abendessen und der Nachthore wollten wir drei – wie gewohnt – unser Bier im Fernsehzimmer trinken, aber dazu kam es nicht, da wir Frater Rupert im Innenhof der Klosterschenke sahen und ihm aus dem Fenster etwas zuriefen. Er würde zum Buchenhof zu seinen Bienen fahren und ob wir nicht mitkommen wollten. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und prompt saßen wir mit einem Bier in der Hand in einem der Klosterwagen und brausten (!) in bahnbrecherischem Tempo zum Buchenhof. Eine Fahrt die ich nie vergessen werde! Dort angekommen, fingen wir noch ein Zicklein ein, das aus dem Gehege entbüchst war und nun krampfhaft versuchte wieder in das Gehege hineinzugelangen, es aber nicht schaffte. Auf der Rückfahrt kam dann die Diskussion auf, ob Rupert es schafft, einen Stein über die Donau zu werfen. „Klar. Kein Problem.“ war sein Antwort. Wieder im Kloster angekommen gingen wir an der CSU vorbei, die saufend am „Strand“ saß, zu der Stelle, an der Roland bereits am Vortag über die Donau geworfen hatte – was wirklich nicht leicht ist – und dadurch von Micha einen Kasten Weltenburger Bier gewonnen hatte. Und gesagt, getan. JEDER Wurf von Rupert ging über die Donau! Mehr noch: Er traf sogar die Bäume und die Leitplanke, die 10m über dem Wasser die Straße sichert. Wir konnten es nicht fassen. Noch eine Weile scherzten wir mit Rupert und um ca. 23h verabschiedeten sich Micha und Roland und auch Rupert und ich ging langsam zurück zum Kloster. Da Rupert mit mir noch über Glaubensinhalte diskutierte und mir aus seinem Leben erzählte (er ist übrigens 49 Jahre alt), dauerte es bis wir den Innenhof des Klosters erreichten, wo noch immer die CSUler bei Bier und Wein zusammen saßen.Wir wurden von einigen verspottet. Als wir das Klostergebäude betreten wollten, wartete extra ein junger Mann und hielt uns die Tür auf. Rupert fing an mit ihm zu diskutieren. Irgendwann gelangten wir bei der Frage um die Konfession des Kindes des Büroleiters des CSU-Generalsekretärs an (das ist er nämlich) und auch ich gab ordentlich Gas. Nach 1,5h Diskussion trat der CSUler aus der katholischen Kirche aus…

1.Klostertag – Mittwoch, 21.07.2004

Um 6.30h klingelte der Wecker und draußen plätscherte die Donau. Pünktlich um kurz vor 7h betraten wir die Kirche für das „Konventsamt“. Die erste Hore um 5.30h hatten wir ausgelassen…
Nach dem Konventsamt ging es dann wieder durch die Apsis in Richtung Reflektorium, wo wir anders als bisher in der anderen Ecke des Saales in loser Sitzordnung Platznahmen und uns selber bedienen konnten. Einzeln und jeder für sich trudelte langsam ein und frühstückte dann ausgiebig. Auch wieder alles schweigend. Danach besuchten wir den Klosterladen, der sich noch genau wie die Schenke auf den Ansturm der Touristen vorbereitete. Um 9.30h waren wir Pater Josef verabredet, der uns dann Arbeit geben sollte. Roland durfte Schmierpapier schneiden und Micha und ich wurden erst einmal zum Umräumen des großen Festsaales eingesetzt, denn dort sollte am Donnerstag eine Klausurtagung der CSU stattfinden. Da das umräumen recht schnell erledigt war und auch die Suche nach einem Beistelltisch u.a. im Dachboden des Klosters nicht von Erfolg gekrönt war, bekamen wir zwei die Aufgabe die Kirche zu fegen und die Bänke zu wischen.Eine tolle Aufgabe, die viel Spaß gemacht hat, da die Touristen glaubten, wir seien Angestellte des Klosters oder vielleicht sogar ein Bruder, und uns deshalb mit Fragen bedrängten, die wir aber nur teilweise beantworten konnten. Kurz vor der Mittagshore um 11.45h waren wir mit der Kapelle fertig, so dass uns nur noch Zeit blieb aus den Arbeitsklamotten in normale Kleidung zu schlüpfen, um dann wieder über die Klausur zur Kirche zu gelangen.Die Kirche war voller Touristen, die dann den Brüdern und uns beim Singen der Hore – es liegen keine Gesangsbücher für alle Besucher der Hore aus – zuhörten. Danach ging es dann zum Mittagessen, welches im Ritual des Abendbrotes vom Vortag begangen wurde.
Zu essen gab es eine klare Nudelsuppe und Klöße mit Zucker und Zimt. Sehr lecker. Nach dem zweiten Gebet am Tisch aber folgte eine kleine Prozession in 2er-Reihe durch das Kloster in eine andere kleine Kapelle. Auf dem Weg dort zur Kapelle wurden wieder lateinische Gebete gesprochen, denen ich nicht folgen konnte. In der Kapelle wurde dann wieder bzw. immer noch lateinisch und vor allen Dingen kniend weitergebetet. Jedoch als wir beim „Vater Unser“ ankamen war ich zum ersten Mal vor dem Prior fertig. Welch Glücksgefühl :)! Nach etwa 10min war das Gebet zu Ende und wir wurden der Mittagsruhe überlassen, die Micha nutze um zu schlafen und ich um diese Berichte zu beginnen.Da Micha immer noch schlief, ging ich gegen 15.30h für 15min zur Donau um die Sonne und die Natur zu genießen und danach in die Klausur, wo ich dann letztendlich im Reflektorium landete. Dort traf ich neben dem anderen Gast – einem Theologiestudenten aus Ulm – den Novizen Frater Lukas, mit dem ich anschließend etwa 1,5h über das Verhältnis evangelisch-katholische Kirche diskutierte. Er kam mir dabei sehr konservativ vor, aber die Diskussion mit ihm hat mir viel Freude bereitet.
Anschließend folgten die Abendhore und das Abendessen, wo ich dann wieder auf Micha und Roland traf. Nach jenem, das wie gewohnt verlief, spazierte ich durch den Klostergarten, da mir bis zur Nachthore um 20.30h noch etwas Zeit blieb.Nach der Nachthore wollten wir noch ein wenig Bier trinken und evtl. auch noch eine Zusammenfassung des Tour de France – Tages sehen, aber dazu kam es nicht, da wir auf einen Herrn Finke aus Frankfurt a. M. trafen, der am nächsten Tag hier ein Seminar hatte. Mit ihm sprachen wir über vielerlei Dinge und gegen 23h gingen wir zu Bett.

Thorsten im Kloster Weltenburg

Wie ist es wohl als Mönch? Wie lebt man? Gibt es da überhaupt fließend Wasser? Beten die da nur oder schauen die auch mal Fußball? Vom 20. bis zum 30. Juli 2004 hatte ich die einmalige Chance in ein richtiges Kloster zu ziehen und dort am Klosteralltag teilzuhaben.

Ich stelle Euch Auszüge aus meinem Reisetagebuch zur Verfügung, da ich es für wichtig erachte, dass möglichst viele einen Eindruck vom tatsächlichen Klosteralltag in einem Benediktinerkloster bekommen und dadurch auch die Köpfe für die Ökumene frei werden.
Ich weise darauf hin, dass ich nur Auszüge aus dem Tagebuch veröffentliche, da einige Passagen auch das Privatleben von Mitbrüdern und meiner Freunde betrifft, die hier nichts zu suchen haben und da sich im laufe der Zeit die Tage vom Ablauf her wiederholten.
Sollten diese Seiten Fragen zum Klosterleben aufwerfen oder Euch anregen mir Kritik oder dergleichen zu schreiben, dann lasst es mich im Kommentarfeld wissen.

Ankunft im Kloster – Dienstag, 20.07.2004
Die Fahrt zum Kloster beginnt am Dienstag, den 20.Juli 2004 um 7.06h mit dem pünktlichen Eintreffen des Intercity-Zuges am Bahnhof Zoo. Nun ging es zu zweit – der Micha und ich – nach Leipzig, von dort nach Hof und von Hof nach Regensburg. Dort mussten wir in Windeseile zum Gleis 109 hetzen, da wir zum einen zwei Minuten Verspätung hatten und daher nur fünf Minuten blieben um den Zug nach Saal an der Donau zu erreichen. Das Gleis 109 erinnerte uns an Harry Potters Gleis 9 1/2, da Gleis 109 am Ende des Bahnhofes zwischen Gleis 10 und 9 liegt.
In Saal wurden wir von Michas Bruder Roland pünktlich um 15.15h abgeholt und zum Kloster gefahren. In Leipzig war es schon warm, aber in Weltenburg war es noch wärmer!
Wir betraten das Kloster und der erste Blick war der volle Biergarten der Klosterschenke [>>Foto<<]. Vorbei an den Menschenmassen und dem Klosterladen, in dem man allerlei religiöses „Zubehör“ kaufen kann, passierten wir zum ersten Mal die Tür, auf der zu lesen steht: „Klosterbereich – Zutritt verboten“. Nun standen wir im noch öffentlichen Teil des Klosters, dem Verwaltungstrakt und der Begegnungsstätte. Roland, der bereits mittags im Kloster angekommen war, hatte schon die Zimmerschlüssel für Micha und mich besorgt, so dass wir gleich in unser Zimmer konnten. Im 3.Stock des linken Seitenflügels öffnete sich ein langer Gang mit vielen Türen über denen jeweils die Insignien der heiligen 3 Könige prangten. Unser Zimmer ist ein modern ausgestatteter Raum mit zwei Betten, einem großen Schrank, zwei Stühlen, einem großen Kruzifix und einem Tisch auf dem eine Bibel liegt. In unserem Zimmer gab es noch einen kleineren Raum, in dem eine Dusche und ein Waschbecken untergebracht war. Der Blick durch unser Zimmerfenster ist phantastisch – wir schauen genau auf die Donau und man hört sie bei geöffnetem Fenster wunderschön plätschern. Wir schlüpften also schnell in kurze Hosen und ein ärmelloses Shirt, denn es war wirklich sehr heiß und Roland hatte gesagt, dass das wirklich kein Problem sei, wenn man hier so rumläuft. Nun gab es für mich eine kleine Klosterführung durch Roland. Durch die Tür, welche die Aufschrift „Klausur. Betreten verboten“ trägt und nur mittels eines Schlüssels geöffnet werden kann, denn die Klausur ist der innere Ring des Klosters, welcher nur den Brüdern und besonderen Gästen wie uns vorbehalten ist und der auf gar keinen Fall von einem weiblichen Wesen betreten werden darf, betraten wir nun das allerheiligste des Klosters. Vorbei an vielen Türen hinter dem die „Zellen“ der Brüder liegen [>>Foto<<] und die mit Namensschildern gekennzeichnet sind, gelangten wir zuerst in die Bibliothek, danach in den Lesesaal, der doch tatsächlich einen Fernseher und viele Tageszeitungen „beherbergte“, und danach in das „Reflektorium“ – dem Speisesaal [>>Foto<<]. Und überall bekam ich kleine „Benimmbeispiele“ wie „Hier ein Kreuz schlagen“ oder „Hier knicksen“.
Nach dem Reflektorium bekam ich den Klostergarten [>>Foto<<] zu sehen, der so lang gezogen war, dass es den Anschein hat, dass es nicht enden mag. Und im Garten trafen wir den ersten Bruder – Frater Rupert. Fast hätte ich ihn für einen Bauarbeiter gehalten, da das Kloster gerade restauriert wird und da er anstatt einer erwarteten Kutte doch recht dreckige Arbeitskleidung trug. Er begrüßte uns herzlich, auch wenn ich anfangs durch seinen ausgeprägten Dialekt nicht viel verstand was er sagte.
Im Klostergarten steht die Schreinerei, in der wir Frater Simon kennen lernten, der wie er uns später erzählte 26 Jahre alt ist und ein Irokesenschnitt trug, bevor er in das Kloster eintrat. Simon erschien mir sehr schüchtern und zurückhalten ganz anders als Frater Rupert. Auch Simon hatte Arbeitsklamotten an. Wieder im Klostergarten gingen wir in den hinteren Teil des Gartens, wo u.a. 20 Bienenvölker standen, da das Kloster auch eine von Frater Rupert geführte Imkerei besitzt. Stolz zeigte uns Frater Rupert seine Honigproduktionsstätte. Danach verfielen wir mit ihm in eine schier nicht enden wollende Diskussion über Bundesligavereine, überteuerte Spieler und Fußballmanager. Nachdem wir uns endlich von der Diskussion befreit hatten, gingen wir wieder in das Reflektorium um etwas zu trinken. Dort trafen wir zwei weitere Brüder, die denselben Einfall wie wir hatten. Es war mittlerweile kurz vor 18h und eine schrille Klingel mahnte uns zum Gebet in der Kirche.
In der Kirche, die – wie gesagt – renoviert wird, waren die ersten vier Reihen für die Gäste des Klosters reserviert. Dort nahmen wir Platz. Pünktlich um 18h kamen dann die Brüder – nun alle mit ihren schwarzen Kutten gekleidet – mit dem ersten Glockenschlag über die Sakristei in die Kirche und nahmen vorne an ihren Plätzen in der Apsis Platz.Was nun folgte, war ein vollkommen gesungener Gottesdienst, der mich spontan an Gregorianische Gesänge erinnerte und wie man mir später sagte handelt es sich tatsächlich um hochgregorianische Gesänge. Nach dieser „Abendhore“ verließen wir drei die Kirche durch die Apsis und folgten den Mönchen in die Klausur. Im Vorraum der Sakristei standen bereit drei Brüder. Prior Benedikt, Pater Josef und Pater Gregor, um uns aufs herzlichste Willkommen zu heißen. Wir gingen durch den Kreuzgang schweigend zum Reflektorium, wo wir uns in zwei Reihen aufstellen mussten um dann beim nächsten Klingeln den Saal zu betreten. Bevor wir aber zu Tisch gingen, nahmen alle vor dem Tisch Stellung auf und beteten nochmals gemäß den Ordensregeln ein lateinisches Gebet des heiligen Benedikt (zumindest nahm ich das mal an). Als dann der Prior auf Latein aufforderte das „Vater Unser“ für sich zu beten, machte er weiter bevor ich im Stillen die Mitte des Gebetes erreicht hatte… später sagte man mir, dass es ein „Volkssport“ der Katholiken sei, schnell zu beten…
Auch wenn Roland mir immer wieder versicherte, dass es in Ordnung sei kurze Hosen zu den Gebeten und zu den Mahlzeiten zu tragen, kam ich mir sehr unbehaglich vor, weshalb ich beschloss von nun an lange Hosen während der Gebetszeiten und der Mahlzeiten zu tragen. Wir nahmen also endlich an den Tischen Platz und Pater Josef und Frater Rupert reichten Brot, Aufschnitt und Getränke, während Prior Benedikt etwas vorlas, da alle anderen zu schweigen hatten. Ich beeilte mich also aufzuessen, da man mir eingetrichtert hatte, dass der Abt das Essen abläutet, wenn er das Essen für beendet hält. Nach dem Essen folgten wieder das Aufstellen vor dem Tisch und ein Gebet.
Dann begrüßte der Abt uns der Abt persönlich und verabschiedete sich auch zugleich, da er heute in den Urlaub fährt. Nach dem Abendessen saßen wir mit den Brüdern exakt 30 Minuten gemütlich beisammen, was im Tagesablauf der Benediktiner so üblich ist und Reklination genannt wird. Das ist nämlich die einzige Zeit, in der man beisammen sitzt und mit allen reden kann.
Und so tranken wir unser erstes Weltenburger Bier an diesem Tage mit den Brüdern, welche über „kleine Pannen“ bei von ihnen durchgeführten Beerdigungen scherzten und lachten. Um 19.30h aber exakt nach 30 min klingelte erneut die schrille Glocke und rief die Brüder zum freiwilligen Rosenkranzgebet um 19.45h. Wir drei ließen dieses aber aus und ich zog mir schnell meine lange Hose wieder an, denn um 20.30h mussten wir ja wieder zur „Nachthore“ in der Kirche sein. Nach dieser waren wir in den Abend entlassen. Das Kloster war mittlerweile von einer himmlischen Ruhe umgeben, denn die Touristen waren endlich verschwunden.

~ Fortsetzung folgt ~