Viele österliche Begriffe benutzen wir heutzutage ganz selbstverständlich, ohne uns jedoch die Mühe zu machen, den Sinn der Worte oder der Feiertage tatsächlich zu hinterfragen. Warum bitte heißt der Donnerstag vor Ostern nun Gründonnerstag und warum der Tag danach Karfreitag? Reicht es nicht zu wissen, dass zumindest der Karfreitag ein Feiertag (=freier Tag) ist?
Wer diese Frage mit einem „Ja“ beantwortet, der braucht nicht weiterlesen. Für alle anderen will ich mal zusammentragen, was man im Zusammenhang mit Ostern grundlegend wissen sollte.
Fastenzeit
Die Osterzeit beginnt mit der Fastenzeit (oder auch Passionszeit), welche immer die 40 Tage vor Ostern umfasst. Zurück geht die Fastenzeit auf das Fasten Jesu Christi in der Wüste vor Beginn seines öffentlichen Wirkens nach Matthäus 4,2 zurück. In der christlichen Kirche gibt es zwei Fastenzeiten im Jahr: einmal die Adventszeit vor Weihnachten/der Geburt Christi und einmal die Passionszeit vor Ostern.
Die Passionszeit beginnt also immer am Aschermittwoch. In den letzten Jahrzehnten hat sich auch in der Evangelischen Kirche wieder eine Fastentradition etabliert. Die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) startet daher auch jedes Jahr auf´s Neue die Aktion „7 Wochen ohne„, an der jedes Jahr rund 2 Millionen Menschen in Deutschland teilnehmen.
Nähere theologische Hintergründe findet ihr in meinem Beitrag: Fastenzeit.
Genau genommen endet die Fastenzeit (die VORösterliche Bußzeit) am Gründonnerstag (und nun je nach Tradition/Konfession:) oder am Karfreitag. Dem schließt sich ab Karfreitag 15 Uhr jedoch ein sogenanntes Osterfasten an, welches aber nichts mit der Fastenzeit zu tun hat. Dieses österliche Fasten ist sowohl von Katholiken als auch Lutheranern als striktes Fasten zu verstehen und endet erst nach der Osternacht.
Heilige Woche / Karwoche
Als „Heilige Woche“ bezeichnet man die Tage zwischen dem Palmsonntag (letztes Sonntag vor Ostern), an dem Jesus Christus in Jerusalem einzog, und dem Ostersonntag. Diese Woche nennt man üblicherweise auch die Karwoche.
Bedeutung der Vorsilbe „Kar-„
Der Begriff Karwoche oder Karfreitag oder auch Karsamstag leitet sich folgendermaßen ab: Das Präfix Kar- ist althochdeutsch (ursprünglich: kara) und bedeutet „Klage, Kummer, Trauer“.
Gründonnerstag
Der Gründonnerstag ist natürlich ein Teil der Karwoche. Theologisch gesehen ist der Gründonnerstag der Tag, an dem Jesus Christus das Heilige Abendmahl einsetze, von Judas verraten und vom Hohen Rat verhaftet wurde.
Mit der Vesper am Abend des Gründonnerstages beginnt das sogenannte Triduum Sacrum, wörtlich: Heilige Drei-Tage-Zeit.
Zur Namensherkunft mache ich es mir leicht und zitiere den ausführlichen Wikipedia-Artikel hierzu:
Der vor dem 15. Jahrhundert – nach Kluge-Mitzka um 1200 im mitteldeutschen Raum – entstandene Name Gründonnerstag beschränkt sich im Prinzip auf das deutsche Sprachgebiet und ist auch dort nur die üblichste neben mehreren anderen Bezeichnungen. Die Fügung Grüner Donnerstag (mhd. grûne dunrestag oder grüene donerstac) ist bereits seit dem 13. Jh. belegt.[1][2][3] Der lateinische Terminus dies viridium (wörtlich „Tag der Grünen“ – gemeint sind die durch Absolution von den Sünden und Kirchenstrafen Befreiten, im Sinne von „Erneuerten, Frischen“ nach Lukas-Evangelium 23,31: „grünes Holz“) war möglicherweise nicht, wie von der Sprachwissenschaft lange angenommen, das Vorbild für diese deutsche Bezeichnung, sondern scheint erst im 17. Jh. entstanden zu sein.[4]
Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt, es konkurrieren besonders vier Thesen, die sich nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen müssen, da auch mehrere Faktoren bei der Entstehung des Namens zusammengewirkt haben können:
- Herleitung von virides („die Grünen“), den Büßern, die „dürres Holz“ gewesen waren und jetzt am antlastag, dem Tag des Kirchenbußerlasses, wieder (nach Lukas 23,31) lebendiges, „grünes Holz“ der Kirche wurden und wahrscheinlich in weißem Kleid vielleicht mit grünem Schultertuch zur Kommunion schritten.
- Herleitung aus der liturgischen Farbe Grün.[5] Der heutige Farbenkanon des Römischen Ritus sieht Weiß als liturgische Farbe für den Gründonnerstag vor, dieser Farbenkanon war jedoch vor dem 16. Jahrhundert nicht verbindlich und in den Eigenriten der Diözesen vielfach abweichend geregelt. Da aus dem Gebrauch der Farbe Weiß in der Gründonnerstagsliturgie auch die Bezeichnung „Weißer Donnerstag“ (ndl. Witte Donderdag, franz. jeudi blanc) entstanden ist, könnte ebenso aus regional abweichender Verwendung von Grün auch der Name Grüner Donnerstag, Gründonnerstag entstanden sein.
- Herleitung aus dem seit dem 14. Jahrhundert bezeugten, aber möglicherweise schon älteren Brauch, am Gründonnerstag besonders grünes Gemüse (Grünkohl, Salate, Nesseln, junge Triebe) und grüne Kräuter zu essen.[1][4][6] Dies steht nicht nur im Einklang mit den allgemeinen Fastenvorschriften für die Karwoche, sondern auch in Verbindung mit vorchristlichen Vorstellungen, dass dadurch die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufgenommen werde. In einigen Regionen hatte der Gründonnerstag auch eine besondere Bedeutung für das Bestellen von Feld und Garten, als Tag der ersten Frühlingsaussaat oder als ein Tag, an dem man sich von der Aussaat oder vom Setzen oder Beschneiden der Pflanzen besonders reichen Ertrag versprach.[7]
- Herleitung aus dem „Greinen“ (ahd. grÄnan, mhd. grînen, „lachend, winselnd, weinend den Mund verziehen“) der Büßer am Gründonnerstag.[8] Aus mündlich gebrauchtem, aber schriftlich nicht bezeugtem grîn donerstac wäre in dem Fall durch volksetymologische Umdeutung Grüner Donnerstag > Gründonnerstag entstanden. Da jedoch dieser Tag seit dem 4. Jahrhundert ein kirchlicher Freudentag war, an dem die zuvor Exkommunizierten nach Buße und Vergebung endlich wieder zur Kommunion zugelassen, also wieder „grünendes Holz“ am Stamm der Kirche nach Lukas 23,31 waren, erscheint die Annahme eines Klagedonnerstags widersinnig.
Gängige lateinische Bezeichnungen des Gründonnerstags sind dies cenae domini („Tag des Abendmahls des Herrn“), dies absolutionis („Tag der Sündenvergebung“), dies indulgentiae („Ablasstag“), dies mandati („Tag der Fußwaschung“, daraus entstand die im Englischen geläufige Bezeichnung Maundy Thursday), dies azymorum („Tag der ungesäuerten Brote“) oder consecratio chrismatis („Chrisamweihe“, die in der römischen Liturgie an diesem Tag vollzogen wird); außerdem kann der Tag als quinta feria („fünfter Tag“) oder dies jovis („Donnerstag“) mit den Zusätzen magnus („groß“), sacer („heilig“) oder altus („hoch“) bezeichnet werden. In anderen Sprachen wird der Festtag meist „Heiliger Donnerstag“ (so in allen romanischen Sprachen und neben Maundy Thursday auch im Englischen geläufig) oder „Großer Donnerstag“ (so etwa im Polnischen Wielki Czwartek, im Kroatischen veliki Äetvrtak und im Ungarischen Nagycsütörtök) genannt. Im Tschechischen heißt der Tag nach deutschem Vorbild „Grüner Donnerstag“ (zelený Ätvrtek), im Niederländischen wie erwähnt „Weißer Donnerstag“ (Witte Donderdag), während im skandinavischen Raum mit Ausnahme des Finnischen, wo man vom „Donnerstag des Herrn“ (kiirastorstai) spricht, die Bezeichnung „Schnitterdonnerstag“ gebräuchlich ist (schwedisch Skärtorsdagen, dänisch Skærtorsdag), was schwedischen Quellen zufolge an die Fußwaschung erinnern soll, da „schneiden“ (schwed. skära) hier in der Bedeutung von „(be)reinigen“ zu verstehen sei. In manchen deutschsprachigen Regionen sehr gängig war früher auch der Name Antlaßtag („Tag der Entlassung aus den Sünden“, „Ablasstag“), der ähnlich wie der früher im Französischen gebräuchliche Name jeudi absolu aus der lateinischen Bezeichnung dies absolutionis bzw. dies indulgentiae herzuleiten ist.
Karfreitag
Der Karfreitag ist der Tag an dem Jesus Christus gekreuzigt wurde. Der Überlieferung nach starb er gegen 15 Uhr, weshalb landläufig auch nach 15 Uhr das Fastenbrechen vorgenommen wird. Das Sterben und die Kreuzigung war natürlich schon oftmals Vorlagen für diverse Verfilmungen. Die wohl bekannteste und sicherlich auch nicht unumstrittenste ist der Film von Mel Gibson „Die Passion Christi“ aus dem Jahr 2004, welche ich damals in einem Artikel reflektiert habe.
Der Karfreitag gehört zu den höchsten Feiertagen der christlichen Kirche.
Karsamstag
Irgendwie logisch… der Tag zwischen Karfreitag und dem Ostersonntag. 🙂
Ostersonntag!
Halleluja, der Herr ist auferstanden! – So oder so ähnlich tönt es an diesem Tag durch die Kirchen. Die Orgeln und Glocken, die nach dem Gloria der Messfeier an Gründonnerstag bis zum Gloria in der Osternacht geschwiegen haben, erheben sich zu einem lauten Lobgesang, das man einfach mal mitgemacht haben sollte! Übrigens: Das Gloria (außer an hohen Feiertagen) und das Halleluja entfallen in der gesamten Passionszeit. Ab dem 5. Sonntag der Fastenzeit („Passionssonntag“) werden Standbilder und Kreuze durch violette Tücher verhüllt und bei der Kreuzverehrung innerhalb der Karfreitagsliturgie feierlich enthüllt. Flügelaltäre sind die ganze Passionszeit über zugeklappt.
Zurück zum Ostersonntag: Der Überlieferung nach ist das leere Grab Jesu an diesem Tag „früh am Morgen, als eben die Sonne aufging“ (Mk 16,2) entdeckt worden. Daher ist die Morgenröte im Christentum ein Symbol der Auferstehung.
So ist vielleicht auch die Entstehung des Wortes „Ostern“ zu erklären. Die Etymologie/Namensherkunft sieht hier verschiedene Wurzeln:
- Das Herkunftswörterbuch von Duden leitet das Wort vom altgermanischen Austrō > Ausro für „Morgenröte“ ab, das eventuell ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete und sich im Altenglischen zu Äostre, Äastre, im Althochdeutschen zu ôstarun fortbildete. Der Wortstamm ist mit altgriechisch Äōs „Sonne“ und lateinischaurora verwandt.
- Honorius Augustodunensis (12. Jh.) leitete Ostern von Osten (vgl. englisch easter und east) ab, der Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs. Viele neue Christen ließen sich damals „bei Sonnenaufgang“ am Ostermorgen – althochdeutsch zu den ostarun – taufen.
- Der Namensforscher Jürgen Udolph erklärt mit Bezugnahme auf Ostern als Tauftermin das Wort aus der nordgermanischen Wortfamilie ausa („gießen“) und austr („begießen“). So wurde ein vorchristlicher Wasserritus als vatni ausa („mit Wasser begießen“) bezeichnet; dann hätte die österliche Taufe die Begriffsbildung veranlasst.
- Eine andere Deutung geht von der lateinischen Bezeichnung hebdomada in albis („Weiße Woche“) für die Osteroktav aus. Da alba im französischen die Bedeutung „weiß“ verliert und die spezielle Bedeutung „Morgenlicht“ bzw. „Morgenröte“ annimmt, kann dies durch das entsprechende germanische Wort wiedergegeben worden sein.
Mit dem Ostersonntag beginnt die österliche Freudenzeit („Osterzeit“), die fünfzig Tage bis einschließlich Pfingsten dauert.