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Ein Mythos geht zu Ende

Da scrollt man sich morgens durch die Statusmeldungen seiner Facebook-Freunde und stößt dann plötzlich auf die Meldung des Tages: „Das Goethe-Gymnasium stellt sich neu auf„.

Meine Neugierde war geweckt. Ging es doch schließlich um die Schule, auf der ich neun Jahre meines Lebens verbracht und mich zum das Abitur gequält habe. Und dann las ich folgende Zeilen:

Bis zum laufenden Schuljahr war das Goethe-Gymnasium in Charlottenburg-Wilmersdorf das einzige altsprachliche Gymnasium, in dem alle Schülerinnen und Schüler nicht nur Latein und Alt-Griechisch lernen, sondern auch eine der alten Sprachen als Leistungsfach im Abitur wählen mussten. Ab dem nächsten Schuljahr gelten aufgrund veränderter Vorgaben durch die Senatsverwaltung nun auch für das Goethe-Gymnasium uneingeschränkt die Bestimmungen der Verordnung für die Gymnasiale Oberstufe. Die Verpflichtung, Latein oder Altgriechisch als erstes Leistungsfach zu wählen, entfällt. Stattdessen gilt, dass eine der alten Sprachen als Prüfungsfach oder 5. Prüfungskomponente im Abitur gewählt werden muss.

Bitte was?

Generationen von Schülern (oder deren Eltern für die Kinder) haben sich bewusst für das Goethe-Gymnasium entschieden, um in die leistungsfordernde humanistische Schulbildung zu erfahren, die sich auch im Abitur wiederspiegelt.

Wir Schüler haben diese Leistungsfachbindung alle nicht nur einmal in unserem Schülerleben verflucht. Für viele war die Wahl des ersten Leistungskurses wie die Wahl zwischen Pest und Kolera. Aber mal ehrlich: niemandem hat das geschadet. Nein, ganz im Gegenteil. Ich würde heute meine Kinder auch auf das Goethe-Gymnasium schicken und ihnen eben jene intensive humanistische Ausbildung zu Teil werden lassen, die auch mir neun Jahre lang anheim wurde.

Das Wilmersdorfer Goethe-Gymnasium war deutschlandweit das einzige Gymnasium, welches seine Schülerinnen und Schüler bis zum Abitur verpflichtet, eine alte Sprache auf Leistungsfachniveau zu betreiben.

Das hat nun auf Beschluss des rot-roten Senates auch ein Ende. Ab dem kommenden Schuljahr werden nun nicht mehr alle die Leistungskurse Latein und Altgriechisch besuchen.

Ich empfinde das als Skandal. Die Gleichmacherei der Berliner Schülerinnen und Schüler durch SPD und DIE LINKE geht mir gehörig gegen den Strich. Leider steht auf der Homepage der Schule nicht, wie die Schule, die Eltern und die Schüler auf die Diktion des Senats reagiert haben.

Am 11. Mai findet ein Gesamtelternabend über die Erneuerung des Selbstverständnisses des Goethe-Gymnasiums als ein humanistisches Gymnasium statt. Die Einladung findet ihr hier.

Tag der Freude

Nach dem „Tag der Demotivation“ am letzten Freitag folgte am heutigen Dienstag ein Tag der vielfältigen Freude!

3.000!
So viele Besucher konnte ich nun schon insgesamt auf meinem bescheidenen Blog begrüßen. Im Januar waren es noch täglich im Schnitt 27 – 29 Besucher, aber auch der Schnitt im März und aktuell auch im April mit knapp 20 Besuchern pro Tag lässt sich sehen. Ich danke für Euer Interesse.

Bestanden!
Peter hat seine NT-Bibelkundeprüfung BESTANDEN (wie auch nicht anders zu erwarten!). Nach zwanzig schweißtreibenden Minuten wurde er mit dem überaus zufriedenstellenden Prüfungsergebnis entlassen! Die Freude war groß! Nun sind noch Theresa und Christian dran und am Freitag folgen dann die Lateinprüfungen, sowie nächste Woche Dienstag die Griechisch-Prüfung.
Demoralisiert hat mich jedoch die Nachricht, dass auch Daniel die NT-Prüfung bestanden hat, obwohl er letzte Woche Donnerstag noch nicht einmal wusste, was Querverweise sind… man man man… ich gönn‘ es ihm.

Die Bibliothek ist eröffnet!
Wer braucht schon eine Stabi, wenn wir nun neben unserem tollen neuen Fakultätsgebäude auch noch die heute eröffnete Zweigbibliothek haben!?! Die Bibliothek ist der Oberhammer! Es gibt nun sogar großzügige Arbeitsnischen, mit zwei Steckdose pro Sitzplatz und Anschlüssen, die einen Internetzugang verheißen! Ich werde demnächst mal meine Kamera mit hineinschmuggeln, dann reiche ich Fotos nach…

Ich habe dem Luther den Garaus gemacht!
Auch meine Hausarbeit (ja ich schreibe immernoch…) geht voran… Ich habe heute nun auch die Interpretation des Luthertextes abgeschlossen und widme mich nun der abschließenden Überleitung zur Zusammenfassung. Dann müssen nur noch einige gute Geister Korrektur lesen und dann bin ich fertig! Jippieh… Ja es wird nach acht Wochen auch Zeit… ich weiß… aber was lange währt, wird endlich gut!

Tag der Demotivation

oder: der letzte Tag der „Semesterferien“

Während auch heute die Temperaturen am Thermometer raufkletterten und die Touris die Straßen und Cafés vor unserer Fakultät in Beschlag nahmen, saßen auch heute wieder die üblichen Verdächtigen im fünften Stock und lernten NT, Latein oder Griechisch oder schrieben an ihrer Hausarbeit weiter. Doch irgendwie war heute der Wurm drin. Bei keinem von uns wollte es so recht vorangehen. Lag es etwa am Datum oder an den Temperaturen oder an den immer gleichen Melodien der Akkordeonspielerinnen (die wir ja nun seit Wochen fast täglich hören) oder gar an der Tatsache, dass man viel besser in der Sonne liegen könnte, als sich mit studentischen Dingen zu befassen?!

Theresa bekommt langsam Panik (wie auch Peter). Ihr Gehirn sei wie ein Sieb, ließ sie uns mehr als einmal wissen. Die Gliederung des Jakobusbriefes wolle sich einfach nicht einprägen lassen. In meinen Augen sind die beiden jedoch bestens vorbereitet und werden die Prüfung locker bestehen.

Die allgemeine Demotivation ist wahrscheinlich eine Folge der letzten acht Wochen, in denen wir täglich (ich außer mittwochs) beisammen in der Bibliothek und zum Schluss nun in der Fakultät sitzen und uns auf die Prüfungen vorbereiten oder die Hausarbeiten schreiben. Am Montag beginnt dann der Vorlesungsbetrieb wieder und wir hatten nur die Osterfeiertage als echt freie Tage.

Zitat des Tages: „Die Petrusbriefe sind wie Bielefeld.“

Supin

Dieser Beitrag ist für alle, die mal Latein gelernt haben und meinen, dass sie die lateinische Grammatik gut kennen und sie nach der Gerundivum und dem Gerundium nichts mehr schockt!
Der gesamte Lateinkurs hatte heute morgen ein „Aha“-Erlebnis! Wir lernten das Supin kennen! Und weil mich das nach 13-Jahren Lateinlernens so „erfreut“, will ich dieses unschätzbare Wissen mit euch teilen:

Supin auf -u
Das Supin auf -u ist ursprünglich meist ein dativ des Zwecks. Verwendet wird das Supin auf -u zur Angabe einer Beurteilung, vor allem in Verbindung mit fas, nefas und mit Adjektiven wie facilis, difficilis, incredibilis und mirabilis.

difficile dictu – schwer zu sagen
perfacile factu – ganz leicht zu machen
Quod optimum factu erit, facies. – Was am besten zu tun ist, das wirst Du tun.

Für die Übersetzung ins Deutsche bietet sich vor allem an:

  • der Infinitiv mit „zu“
  • die Verbindung des Supins mit der Kopula.

Alles klar soweit? 😉

Ich rede unerhörte und verblüffende Dinge

…sagte schon Martin Luther. So lautete nämlich auch der Titel meines kirchengeschichtlichen Essays, welches ich heute wiederbekam und dem ich meinen heutigen Beitrag widmen möchte, denn ich befinde mich auch dank der Uni und auch dieses Essays gerade in zwei Krisen. Doch der Reihe nach, denn ich wollte eigentlich beginnen mit:

Kennt ihr die Tage, an denen man vom Wecker unsanft aus schönen Träumen gerissen wird? Tage, an denen es draußen auch noch stürmt und regnet? Tage, an denen man sich am liebsten genüßlich umdrehen und den Traum an der Stelle fortsetzen möchte, an der man soeben unsanft fortgerissen wurde?! Tage, an denen man überlegt, ob die Lateinübung um 8.30h wirklich Sinn macht oder ob ich dort nicht eh dösen würde…
So begann mein Tag heute. Ich bin dem Schweinehund folgend tatsächlich aufgestanden und fand mich dann ebenfalls pünktlich zu besagter Lateinübung ein. Die Übung ist an mein kirchengeschichtliche Proseminar „Luther und das Abendmahl“ angegliedert, aber ist an sich hier auch nicht wichtig, denn ich möchte zum Schluss der Übung springen, wo ich mein Essay zum Thema „Ich rede unerhörte und verblüffende Dinge“ wiederbekam.

Die Aufgabe bestand darin, innerhalb von drei bis fünf Seiten diese Aussage Luthers über seine Abendmahlslehre aus der Reformationsschrift „De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium“ unter der Berücksichtung der historischen Voraussetzungen zu interpretieren. Ja…
Ein überaus spannendes Thema und an sich sind fünf Seiten eigentlich nicht genug, um wirklich in aller Ausführlichkeit eine so umfangreiche lateinische Schrift zu analysieren. Nun ich hab es in vier Seiten „geschafft“. =)
Ergebnis war eine „3“, da im Verhältnis zur Darstellung das eigene Urteil zu viel Raum einnimmt. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Naja, ich kann damit leben.

Das Luther-Zitat passt jedoch zu meinen Überlegungen, die ich während und auf Grund der nun folgenden Vorlesung „Kirchengeschichte I: Alte Kirche“ anstellte. Thema heute war der Arianische Streit von 318 bis 325, welcher mit der Synode von Nizäa endete.

Habt ihr Euch schon mal gefragt, was in unserem Glaubensbekenntnis „eingeborenen“ bei „ich glaube an Jeus Christus, seinen eingeboren Sohn“ usw. bedeutet?! Nun, ich offengestanden bisher nicht so recht.
Der Streit ging genau um diese Formulierung, besser gesagt, ist diese Formulierung das Ergebnis der Streitbeilegung. Es ging nämlich darum, dass ein gewisser Arius lehrte, dass Jesus erst Sohn wurde, als Gott ihm diese Gnade erwies. Er berief sich dabei auf u.a. Psalm 2, 7. Da ich ja nun selber derzeit ein recht … angespanntes Verhältnis zu Jesus Christus habe, da sich die meisten Erkenntnisse aus den Kirchengeschichts- und auch NT-Vorlesungen nicht so ganz von der Hand weisen lassen, fielen diese Lehren von Arius bei mir auf „fruchtbaren“ Boden.

Das ganze ist im großen und ganzen ein hochphilosophisches Problem, was sich auch hier sehr schlecht ausbreiten lässt. Gott, der Vater. Mit dieser Formulierung hatte ich bisher überhaupt keine Probleme. Doch Arius sagt nun, dass Gott erst Vater wurde, als Christus gezeugt = geschaffen wurde.
Da gibt es nämlich einen Streit. In der griechischen Ausgabe des Psalm 2, 7 steht das Wort „gennätos“, was mit einem doppelten „nü“ von „genaoh“ (=gebähren) käme. Was wenn es sich aber hier um einen Übertragungsfehler handelt und man „genätos“ nur mit einem „nü“ schreiben würde? Dann würde dieses Wort nämlich eine Form des Verbs „gignesthai“ sein und „werden“ bedeuten… ja ja und schwubst haben wir eine ganz andere Bedeutung.

Für mich ist Gott Vater seit der Schöpfung. Er schuf ja schließlich Himmel und Erde und den Rest (Buch Genesis). Es ist für mich jedoch derzeit schwer vorstellbar, dass Jesus als Sohn die gleiche Wesensbeschaffenheit hat und auch seit dem Anfang aller Zeiten (und damit noch vor der eigentlichen Schöpfung) bestand und erst Mensch wurde. „Eingeboren“ bestätigt nun genau den Lehrsatz der Kirche, dass Christus schon Sohn war und somit auch „Logos“ – wie man sagt – bevor er durch Gott geboren wurde und für uns starb.

Arius verweist auch auf das Nichtwissen von Christus bei dessen Tod (Mt 13,32). Als gottgleiches Wesen hätte er darum wissen müssen…
Nun soviel vielleicht mal kurz aus meinem aktuellen Gedankengang.

In der anschließenden NT-Vorlesung wurden diese Gedanken dann weiter geschürt… naja.

Ich fahre jetzt ins Amt für kirchliche Dienste und beginne meinen Gremienabend. Um 17.30 Uhr steht nen Redaktionstreffen für das erste Jahrbuch der EJBO und im Anschluss dann um 18.30 Uhr eine Jugendratssitzung an.

Ich wünsche Euch nen schönen Abend. Gott befohlen.
Euer Thorsten