Archiv der Kategorie: Theologie

Der Vatikan und der Straßenverkehr…

Was soll man denn nun davon halten: „Vatikan verkündet Zehn Gebote für Autofahrer“

„Wie geil ist das denn?“ auf der einen Seite und „Musste das sein?“ auf der anderen Seite… Hmm, nun die Absichten, die hinter dem 36-Seitigen Dokument stehen, sind wahrlich ehrenhaft, doch warum muss der Vatikan sich nun in einer solchen Form zum Verhalten im Straßenverkehr äußern.
Gibt es nicht andere, brennendere Themen? Und muss es in Form der Zehn Gebote sein? Für mich verlieren die alttestamentlichen Zehn Gebote dadurch an Bedeutung. Die alttestamentlichen Zehn Gebote wurden Mose von Gott direkt gegeben. Dass nun der Vatikan „Zehn Gebote für Autofahrer“ herausgibt, finde ich anmaßend und irgendwie fehl am Platze. Was kommt als nächstes? „Die Zehn Gebote wie ich mich richtig am Arbeitsplatz verhalte“?

Die in den Geboten angesprochenen Dinge finden sich alle in den diversen Straßenverkehrsordnungen wider.

Für alle, die des Englischen gut mächtig sind, können auf der folgenden Seite gerne die lange Begründung lesen: http://212.77.1.245/news_services/bulletin/news/20451.php?index=20451&lang=ge

Für alle anderen hier die „Zehn Gebote für die Autofahrer“:

1. Du sollst nicht töten.

2. Die Straße soll ein Ort der Zusammenkunft von Menschen sein, kein Ort tödlicher Verletzungen.

3. Freundlichkeit, Aufrichtigkeit und Klugheit werden Dir helfen, mit unvorhergesehenen Zwischenfällen fertigzuwerden.

4. Sei mildtätig und hilf Deinem Nachbarn in Not, vor allem hilf Opfern von Unfällen.

5. Autos sollen kein Ausdruck von Macht oder Dominanz sein und keine Mittel zur Sünde.

6. Sei wohltätig und unterstütze die Jungen und nicht so Jungen, dass sie nicht fahren, wenn sie nicht in dem entsprechenden Zustand dazu sind.

7. Unterstütze die Familien von Unfallopfern.

8. Bringe Schuldige an Unfällen und ihre Opfer zusammen zur rechten Zeit, damit sie die befreiende Erfahrung von Vergebung erleben können.

9. Schütze die schwächeren Verkehrsteilnehmer auf der Straße.

10. Fühle Dich für andere verantwortlich.

Jungfrau Maria?

Es ist mal wieder an der Zeit, Euch mit einem aktuellen theologischen Problem vertraut zu machen: die Jungfrau Maria!

In unseren heutigen Liwak-Show ging es nämlich genau um dieses Problem. Ausgangsposition ist ein Text den auch die „U-Boot-Christen“ (eine tolle Wortschöpfung!) kennen sollten, denn er wird Weihnachten immer vorgelesen: Jesaja 7, Vers 14. Klingelt´s? *g* Na gut, hier ist der Text:

„Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird
schwanger werden und einen Sohn gebären, und wird seinen Namen Immanuel heißen.“

Ja der Typ heißt nach Jesaja Immanuel, was „Gott ist mit uns“ heißt, aber darauf will ich nicht hinaus. Mir geht es um das Wort „Jungfrau“.
Im hebräischen Text steht das Wort „עלמה“ (al’mah), was an sich „junge Frau“ bedeutet und ein Mädchen bis zur Geburt ihres ersten Kindes bezeichnet. Es hat also nichts mit der sexuellen Jungfrau zu tun. Für die „klassische“ ‚Jungfrau‘ findet sich im hebräischen nämlich folgendes Wort „בתולה“ (b’tulah). Ist also die „Jungfrau Maria“, so wie wir sie heute verstehen ein schlichter Übersetzungsfehler?!

Die Passion Christi

Da am heutigen Karfreitag „Die Passion Christi“ im Fernsehen zu sehen ist, möchte ich an dieser Stelle eine Filmkritik von mir aus dem Jahre 2004 hier veröffentlichen:

„Die Passion Christi“
Ein Film von Mel Gibson erregt die Gemüter

Was erwartet man, wenn man den Titel des Filmes „Die Passion Christi“ und den Namen des Regisseurs Mel Gibson hört? Was würde man generell erwarten, wenn all das plötzlich im Kino-Programm auftauchen würde?
Nun, einfach fällt diese Antwort wohl nicht. „Eine Darstellung der biblischen Tatsachen“ oder „ein Heldenepos auf Jesus Christus“ werden einige vermuten. Doch nur ersteres von beiden trifft auch nur annähernd auf den neuen Filme vom Mel Gibson „Die Passion Christi“ zu!

Erbitterte Heulkrämpfe, verstörte und eingeschüchterte Kinobesucher, Schockzustände – das ist die Realität, welche dieser Film bei den Besuchern des Filmes auslöst!

Man hatte im Vorfeld viel über diesen Film gehört, doch ich wollte und musste mir meine eigene Meinung zu diesem Thema bilden. Deshalb habe ich die Samstagabend-Vorstellung im Kinocenter Spandau besucht. Ich fand einen gut gefüllten Saal mit den wohl unterschiedlichsten Besucherschichten aller Alterskategorien vor. Da waren die Großeltern mit den Enkeln, die ganze Familie oder die sensationsgeilen Hiphop-Jugendlichen, die wahrscheinlich vom Ruf des „blutreichen Films“ angelockt wurden.

Der Film beginnt mit einem Bibelzitat aus dem Jesaja-Brief (Jesaja 53,5). Und als ob dieses Zitat, das Motto des Filmes werden wollte, zog es sich wohl im zweideutigen Sinne durch den gesamten Film hindurch, der komplett in Aramäisch und pseudo italienisch-latein (ein Ohrengraus für den genau hinhörenden Lateinkenner) gesprochen und nur mit deutschen Untertiteln unterlegt wird.
Zweideutig deshalb, weil zum einen wohl geschätzte 60% – 70% aller Dialoge biblisch Zitate sind oder zumindest in der Bibel so erwähnt werden. Und zum anderen weil das erwähnte Zitat „Durch seine Wunden sind wir geheilt“ – beschränkt auf das Wort „Wunden“ – den Film zum Programm macht.

Nach dem Jesaja-Zitat finden wir uns im Palmengarten nach dem Abendmahl wieder. Zeitgleich verrät Judas Jesus an die Hohenpriester.
Danach ist die Bibel das Drehbuch: Es folgen die Verhaftung, die Anhörung und die Verurteilung durch den Hohen Rat, der Selbstmord von Judas. „Es hat begonnen“ wird Maria Magdalena zitiert.

Das für mich eindruckvollste und deshalb wohl auch so erschütternste an diesem Film ist, dass Mel Gibson auf jede Art Nebenhandlung verzichtet und versucht hat, das geschrieben Wort in seiner einfachen und doch sehr grausamen Art umzusetzen. Ich hatte nicht den Eindruck ein Betrachter eines Filmes zu sein, dem fast 2000 Jahre später in Spandau das Geschehen geschildert wird, sondern vielmehr eine Zeitreise ca. in das Jahr 35 n.Chr. gemacht zu haben und nun live und in Farbe die Ereignisse mitzuerleben.

Auch jetzt – fast einen Tag danach – fällt es mir schwer die Eindrücke zu verarbeiten und mir eine klare Meinung zu bilden. Doch eines steht für mich fest: Die Altersfreigabe von 16 Jahren ist falsch! Ich fordere eine Altersfreigabe ab 18 Jahren!

Die Brutalität des Films begann mit dem Auspeitschen. Leider wurde während des Auspeitschens darauf verzichtet, die lateinischen Gespräche der römischen Soldaten mit deutschen Untertiteln zu versehen, denn so konnten wohl nur die wenigsten Besucher des Filmes mitbekommen, dass Jesus laut dem Film 27 Greten- und 89 Peitschenhiebe bekam, denn die Kamera schwenkte – Gott sei Dank – immer mal wieder auf die Hohenpriester und auf Maria, die von Claudia der Ehefrau von Pontius Pilatus weiße Leinentücher überreicht bekam, damit diese dann nach der Geißelung das Blut aufwischen konnte…

Generell hat mich die Darstellung von Pontius Pilatus sehr überrascht. Er wurde als Mann dargestellt, der von seiner Frau zu Anfangs innigst gebeten wurde, Jesus nicht zu verurteilen, und dies auch nach einem Gespräch mit Jesus selbst noch einmal für sich beschloss und der alles daran tat, die Hinrichtung zu verhindern. Der Gefangenaustausch mit Barrabas wurde als sein letzter Ausweg dargestellt, denn die Figur des Barabbas zeichnete Mel Gibson als ekligen, unsympathischen „Massenmörder“.
Jeder Betrachter des Films musste den Eindruck gewinnen, dass nicht Pontius Pilatus, der dann seine Hände symbolisch in Unschuld wäscht, Schuld am Tode Christi war, da er es auch mit den Worten „Tut was sie fordern“ vermied den Hinrichtungsbefehl zu geben, sondern die Juden!

Nach der blutrünstigen Geißelung beginnt dann der Weg zur Kreuzigung. Der Akt der Kreuzigung selbst ist ein weiterer furchtbarer Teil des Films, den ich hier nicht wiedergeben möchte.

Während des gesamten Filmes werden immer mal wieder Blenden in das Leben Jesu Christi eingefügt, wie zum Beispiel die Bergpredigt, das letzte Abendmahl, die Geschichte um die Ehebrecherin, aber alle Szenen werden nur angedeutet und passieren so plötzlich, dass man keine Zeit hat sich vom „aktuellen Geschehen“ während der Geißelung, des Kreuzweges oder der Kreuzigung zu erholen.

Der Film endet dann urplötzlich mit der angedeuteten Auferstehung Christi. Vollkommen mit sich allein gelassen findet der Kinobesucher sich dann in Spandau wieder. Benommen und verstört. Drei Reihen vor mir wird die dritte Packung Taschentücher ausgepackt, das junge Pärchen neben mir sitzt noch immer mit roten Augen wie versteinert da und auch ich trockne meine Tränen. Aufstehen kann ich noch nicht. Dazu bin ich noch nicht fähig.
Der Abend war gelaufen. So habe ich mich selbst noch nie erlebt. Ich habe wohl kaum ein Wort gesprochen und verließ das Kino wie in Trance.
Vor dem Kino standen mehrere Jugendliche, die dann das „Buch zum Film“ verteilten, doch ich war noch viel zu sehr mit mir und dem Film beschäftigt, als dass ich das so richtig realisiert hätte. Ich habe die Jugendliche in die Kategorie „Scientology“ abgestempelt und ein Jugendlicher hinter mir entgegnete den Buchverteilern: „Das Buch zum Film heißt BIBEL“!

Zu einem Fazit des Films kann ich mich nicht hinreißen, doch ich halte es fast so wie die EKD! Ich empfehle euch weder den Film zu besuchen noch fordere ich euch auf ihn zu boykottieren! Denn wie soll selbst Papst Johannes Paul II. gesagt haben: „Es ist, wie es war“! Dennoch bin ich der Meinung, dass die gewalttätige und dermaßen brutale Darstellung alles bisher Dagewesen übertrifft. Einerseits kann es tatsächlich wirklich so gewesen sein, andererseits: Muss man das wirklich im Kino darstellen?

Thorsten Schatz am 21.03.2004


Reaktionen auf den Artikel:

Pfarrer Cord Hasselblatt am 22.04.2004:
Alle Achtung, lieber Thorsten Schatz, dass Sie sich den Film „reingezogen“ haben und dann so genau ihn referiert haben und das so offen getan haben. Auch ich meinte, ihn mir ansehen zu müssen und auch mir ging es ziemlich mies nach dem Film. Das grösste Problem scheint mir Folgendes zu sein. Wenn die Passion etwas Göttliches darstellt, dann ist dieser Film ein Verstoss gegen das Bilderverbot. Dieser Gedanke kam mir schon während des Sehens. Gibson ist meiner Meinung nach der Versuchung, oder um es ironisch auszudrücken der Passion des frommen Filmemachers erlegen. Ob auch für diese Sünde Christus gelitten hat, wage ich zu bezweifeln, denn das ist vielleicht doch die Sünde wider den Heiligen Geist, die nicht vergeben wird.
Nach diesem theologischen Spontan-Exkurs wieder zum Film. Ich finde ihn problematisch und das wirklich wichtige über die Passion erfährt man viel präziser im Neuen Testament. Niemand muss diesen Film sehen. Und zum Thema Gewalt: Wenn der Film demonstrieren möchte, dass Jesus alle Formen der Gewalt unseretwegen erlitt, dann muss man sagen, dass er ja trotz allem nur sehr begrenzter Gewalt unterzogen war. Innerhalb von 12 Stunden war er tot und litt nicht unter jahrelanger Einzelhaft oder so etwas wie psychologischer Folter durch Misshandlung naher Angehöriger oder dergleichen. Also selbst die krassen Gewaltdarstellungen können nicht demonstrieren, dass Jesus am meisten von allen litt. Das wörtliche Verständnis von Jesaja 53,5 wird durch den Film selbst ad absurdum geführt, denn wie soll innerhalb von 12 Stunden das gesammelte Schuldkonta von Milliarden Menschen geschultert worden sein? Wie gesagt: Der Medienmensch Gibson ging sich selbst ins Garn und verdient Millionen (u.a. für sein nächstes Projekt über die Makkabäer)

Fastenzeit

Heute hat die Fastenzeit begonnen. Zusammen mit Aila werde ich nun bis Ostern auf jegliche Süßigkeiten wie Schokolode, Kakao, Kuchen, Kekse oder derartiges verzichten.

Da dies in meiner Familie diskutiert wurde und ich öfters mal gefragt wurde, warum man eigentlich fastet, hier die Erklärung:

Die christliche Tradition sieht genau genommen zwei Fastenzeiten vor, da die Adventszeit eigentlich auch eine Fastenzeit ist. Der christliche Brauch der Fastenzeit lässt sich bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Mittelalter dauerte die Fastenzeit vor Weihnachten 40 Tage und begann nach dem 11. November, dem Martinstag. Der Brauch, davor noch eine Martinsgans zu essen, stammt aus jener Zeit. Der Begriff Fastenzeit wird jedoch nur (und auch im älteren Sprachgebrauch) für die österliche Bußzeit verwendet. Sie beginnt am Aschermittwoch und endet in der Osternacht, der nächtlichen Vigilfeier zum Ostersonntag. In dieser Zeit sind ebenfalls 40 Tage Fastenzeit vorgesehen, wobei die Sonntage seit der Synode von Benevent (1091) nicht mehr dazu gerechnet werden.
Nach einer anderen Zählweise erstreckt sich die Fastenzeit ebenfalls 40 Tage lang, was auf den Zeitraum von Aschermittwoch bis Palmsonntag bezogen ist und zwar inklusive der Sonntage. Ab Palmsonntag beginnt die Heilige Woche (Karwoche), welche nach dieser Zählweise als extra Abschnitt zählt.Im christlichen Festkalender geht die österliche Fastenzeit (Quadragesima) dem Osterfest voran, das vom Konzil von Nicäa 325 auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond (in Jerusalem) festgesetzt wurde. Ostern ist deshalb ein beweglicher Festtermin, der auf die Zeit zwischen den 22. März und den 25. April, den Ostergrenzen, fallen kann. Der Termin der Fastenzeit ist beweglich und definiert sich im Verhältnis zu Ostern durch die Länge der Fastenzeit.In Bezug auf das Fasten Jesu in der Wüste (Mt 4,2) legte die Kirche die Länge der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte fest.
Die in 40 Einheiten zu teilende Zeitspanne bezeichnet die erdzugewandte Vielfalt und kommt in der Bibel mehrfach vor: 40 Jahre wandern die Israeliten durch die Wüste Ex 16,35), 40 Tage begegnet Moses Gott auf dem Sinai (Ex 24,18), 40 Tage wandert Elias zum Berg Horeb (1.Kön 19,8), 40 Tage fastet Jesus in der Wüste (Mt 4,2; Lk 4,2) und 40 Tage nach der Auferstehung zu Ostern feiert die Kirche Christi Himmelfahrt (Apg 1,3).

Der Beginn der Fastenzeit liegt auf einem Mittwoch und das Ende der Fastnachtszeit auf dem Dienstag nach dem sechsten Sonntag vor Ostern (Invocabit). Als die Synode von Benevent 1091 die Sonntage in der Fastenzeit als Gedächtnistage der Auferstehung Jesu vom Fasten ausnahm, rückte deshalb der Beginn der Fastenzeit um 6 (Wochen-)Tage vor. Die Fastnacht endet seitdem am Dienstag nach dem siebten Sonntag vor Ostern (Estomihi) und die Fastenzeit beginnt mit dem folgenden Mittwoch, dem Aschermittwoch. Jene, die ihre Fastnacht nach der alten Fastenordnung vor der Regelung in Benevent (1091) feiern, begehen die Alte Fastnacht, auch Bauernfastnacht genannt, die immer in die geltende Fastenzeit fällt. Zum Unterschied von der Alten Fastnacht wurde der der neuen Fastenordnung entsprechende neue Fastnachtstermin Herrenfastnacht genannt.

Auf Luther´s Spuren

… werde ich in den nächsten vier Tagen krauchen. Werde in der Wartburg mit rosa Tinte den legendären Fleck an der Wand nachbilden, werde in Wittenberg irgendeinen Pampflet an die Tür nageln und laut: „Heureka!“ rufen (hmm das war wohl jemand anderes…). Najut dann rufe ich halt in einer Jugendherberge: „Was rülpset und furzet ihr nicht? Hat es Euch nich geschmecket?“.

Heute abend geht´s mit der Uni in die Lutherstädte. Das ganze ist eine kirchengeschichtliche Exkusion mit lauter lieben Kommilitonen, auf die ich mich schon sehr freue. Ich habe „meine“ Kamera und drei Speicherkarten mit dabei, so dass ich Euch hoffentlich mit jeder Menge schöner Fotos vom Ausflug beglücken werde. Am Sonntag werde ich gegen 20 Uhr am Hackeschen Markt wieder ankommen.

So sieht unsere Rundreise aus:
Donnerstag: Eisenach
Freitag: Wartburg und dann nach Erfurt
Samstag: Eisleben und dann nach Mannsfeld
Sonntag: Wittenberg und Gottesdienste in der dann hoffentlich geöffneten Schloßkirche.

Bis dahin gehabt Euch wohl, passt auf Euch auf und baut nen Schneemann!
Euer Thorsten

PS: Ich hab mich entschlossen, in diesem Semester trotz der NT-Bibelkundeprüfung eine Proseminararbeit zu schreiben. Jawohl. Das Thema wird lauten: „Das tridentische Dekret über das Sakrament der Eucharistie und Luthers ‚De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium‘„. Bin schon sehr gespannt auf meine dann folgenden Erkenntnisse, an denen ich Euch sicherlich teilhaben lassen werde (fürchtet Euch!!! *he he*).

Sündenvergebung

Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft,
und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Hebräerbrief 11,1

Sündenvergebung – ein Thema über das ich nicht erst seit gestern nachdenke, doch derzeit recht stark in meinem Kopf ein Thema ist. Wenn es so etwas wie eine göttliche Fügung gibt, dann habe ich sie heute erlebt. Die Antwort auf meine stumme Frage zur Vergebung der Sünden sprach mein Prof heute in seiner Vorlesung über den Hebräerbrief an. Er verwies dabei auf das Matthäusevangelium, in dem es im 18. Kapitel so heißt:

Petrus trat zu Jesus und fragte: „Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?“
Jesus sprach zu ihm: „Ich sage Dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal!“

Das Protevangelium des Jakobus

Nein nicht „Brot“ sondern tatsächlich „Prot“. Dieses Evangelium ist eine, wenn nicht sogar die Antwort z.B. auf die spannende Frage, wie denn Jesus Geschwister haben kann, wenn seine Mutter Maria doch weiterhin Jungfrau war.

Das Evangelium schildert die Ereignisse vor und rund um die Geburt Jesu. Das Protevangelium des Jakobus bezieht sich dabei auf Matthäus und Lukas, ergänzt diese Überlieferungen aber. Unter anderem finden sich darin folgende Ergänzungen bzw. Änderungen:

  • Josef ist verwitwet und bringt die Geschwister Jesu aus seiner ersten Ehe mit.
  • Maria bleibt auch nach der Geburt Jesu eine Jungfrau.
  • Jesus wird in einer Höhle und nicht in einem Stall geboren.

Es wird die Kinderlosigkeit der Großeltern Jesu – Joachim und Anna – geschildert. Dann bekommen sie doch noch Maria.
Maria soll Gott geweiht werden und wächst im Tempelbereich auf. Mit 12 Jahren bekommt Maria ihre Tage und wird so unrein für den Tempel. Sie soll dann einem Witwer zur Frau gegeben werden und alle Witwer des Landes werden herangeholt. Alle Witwer bekommen einen Stab in die Hand – und bei Joseph kommt als Zeichen Gottes eine Taube aus dem Stab heraus. Joseph nimmt Maria dann zu sich, Maria wird die Geburt Jesu angekündigt und sie wird schwanger. Alles andere ist ja bekannt…

Weitere Infos:

Der Nuntius Ron

oder: Mit dem SEP in Bad Freienwalde

FREITAG
Um 14.10 Uhr sammeln sich 30 Studenten der Theolgischen Fakultät in der Eingangshalle des S-Bahnhofes Hackescher Markt. Sie sind bewaffnet mit Rucksäcken und haben alle mindestens eines gemeinsam: sie alle gehören dem Studien-Eingangs-Projekt (SEP) – einem Pflichtkurs des ersten theologischen Fachsemesters – an.

An diesem Wochenende sind die eigentlich 50 SEP-Teilnehmer „eingeladen“ nach Bad Freienwalde zu fahren, aber nur 30 Studenten finden keine passende Ausrede – auch ich nicht. Mit der S-Bahn geht es nun zum Bahnhof Lichtenberg, wo wir in einen Zug der Ostdeutschen Eisenbahn steigen, der schon zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfüllt ist, denn warum auch immer, besteht dieser Zug an diesem Tage nur aus einem Wagon! Mit Drängeln und einer Menge Humor drücken wir uns dennoch alle in den Wagon und warten auf das Abfahren des Zuges. Doch schon eine Station später wird die Wagon-Gemeinschaft auf die Probe gestellt: eine ältere Dame will mit einem Fahrrad zusteigen. Erste Witze werden laut, wir könnten das Fahrrad ja über unseren Köpfen transportieren…wie auch immer wir es schafften, mit Mühe und Not wurde das Fahrrad wirklich noch untergebracht.

1,5 Stunden später kamen wir dann in Bad Freienwalde an. Eine trostlose Stadt in der Nähe der polnischen Grenze. Da die angemietete Jugendherberge etwa 3,5km vom Bahnhof entfernt liegt und es auch keine Busverbindung gab, machten wir uns also auf den Weg. Etwa eine halbe Stunde später kamen wir in unserer Herberge, dem „Haus Einheit“ an. Dieses liegt versteckt im Wald am Arsch der Welt. Naja, es sollte ja auch nur für eine Nacht sein.

Wir bezogen unsere Zimmer. Ich kam in einem überaus lustigen 8er-Zimmer unter mit einem (!) Hochbett, wie ich es noch nie gesehen habe! Dieses Hochbett nahm die ganze Breite des Zimmers ein. Auf zwei Ebenen lagen dort jeweils vier Matrazen nebeneinander und nur über das Fußende konnten wir auf die Liegefläche krabbeln.

Bereits im Zug wurden die ersten Biere gezischt. Bevor wir nun in die erste Arbeitseinheit gingen, wurde schnell noch ein zweites Bier getrunken. In Eikes und meinem Fall war es ein „Sturzbier“, was auch recht schnell durchschlug…

Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter hatten sich für das Wochenende ein Planspiel ausgedacht. Wir bekamen jeder per Losverfahren eine Rolle zugewiesen. Jeweils fünf Rollen bildeten eine Interessengemeinschaft.

Folgende Situation: 19.01.2041: Die EKBO und das Erzbistum wollen konfessionelle Unterschiede überwinden und auf Grundlage eines gemeinsamen Bekenntnisses fusionieren. Dies soll eine Reaktion auf die schwindenden Mitgliederzahlen der Kirchen sein. Die Zahl der Christen ist in Berlin bereits unter die 10%-Marke gefallen. Eine Konferenz in Bad Freienwalde solle nun die Frage des Bekenntnisses klären.

Es gab folgende Gruppen:
1a) Erzbistum Berlin
1b) Internationale Katholische Kirche
2a) Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
2b) EKD
3) Der Berliner Senat
4) Dachverband „Werte Ja – Kirche Nein“

Es gab drei Gruppenphasen:
Phase 1: Charaktere ausarbeiten, Positionen erarbeiten und dann Rolle annehmen
Phase 2: Über die Poststation in Verhandlungen mit anderen Gruppen treten
Phase 3: Die Konferenz

Das Losverfahren teilte mir die Rolle des „Ron“ zu, welcher der päpstliche Nuntius aus Rom darstellte. In meiner Gruppe gab es noch folgende Rollen:
1. Nuntius aus Rom
2. Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz
3. Präsident der Katholischen Akademie
4. Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZDK)
5. Mitglied des Opus Dei

Wir hatten unglaublich viel Spaß in unserer Gruppe, so dass nach katholischer Tradition natürlich gleich mal die ersten Biere geleert wurden, was etwas kritische Blicke bei der Spielleitung erzeugte. Schon bald war klar, dass wir alle ziemlich antiquierte Meinungen annehmen sollte und natürlich gegen eine Fusion der Kirchen sind.

Nach dem Abendessen, hatten wir den Abend über frei. Und wie das so bei Theologen ist, wurden erst einmal die Getränkevorräte geklärt… 15 Kästen Bier und eine Pulle Sekt, die jedoch schon zu diesem Zeitpunkt leer war, sollten uns den Abend versüßen.
Kurzum… es wurde ein feuchtfröhlicher Abend und ich habe einige Biere getrunken, obwohl das sonst nicht so mein Ding ist, aber das Bier war lecker und die Stimmung unter den etwa 15 Mittrinkenden gut. Ich kürze hier ab… das Bier war nach dieser Nacht alle, so dass am Samstag bei den meisten nur Wasser mit Asperin oder Saft/Caola oder ähnliches anstand.

Irgendwann gegen Mitternacht kamen wir dann auf die Idee auf unserer „Liegewiese“ den Film „Das Leben des Bryan“ anzusehen! Welch Highlight!
Gegen 3 Uhr in der früh ging ich dann schlafen.

SAMSTAG:
Um 7.30h klingelte mein Handy-Wecker (eine Aila-Macke… *gg*). Ab unter die Dusche und dann zum Frühstück. Nach dem Frühstück hatten einige Kommilitoninnen eine Andacht vorbereitet. Leider kommen die drei aus dem freikirchlichen Bereich, so dass die Andacht mit klar geprägten Lobpreis- und sogar Predigt-Elementen ablief. Ich konnte damit rein gar ncihts anfangen und hielt mich daher wie einige andere auch zurück.

Nach der Andacht begann dann Phase 2. Wir besprachen unsere Gruppenmeinung und setzten unsere ersten Briefe auf, um Verbündete und Gegner auszumachen. Da ich mir für meinen ersten Brief echt viel Mühe gegeben habe, möchte ich ihn Euch zeigen:

Bad Freienwalde, 20. Januari 2041

Der Nuntius des Papstes an das Erzbistum Berlin

Sehr geehrter Herr Bischof Paul,
sehr geehrte Brüder und Schwestern des Erzbistums Berlin!

Ich sende Euch die Grüße des Heiligen Vaters, Papst Pius Silencius.

Der Heilige Stuhl hat sich mit all seiner Weisheit und Gottes Gnade und der Fürsprache aller Bischöfe und Diakone dazu durchgerungen, Euch seine Meinung zur Berliner Sache mitzuteilen:

Die Annäherungsversuche der protestantischen Glaubensbewegung halten wir derzeit nicht für geeignet. Die für die Heilige Mutter Kirche wichtig erachtete Frage der Eucharistie ist nach wie vor ungeklärt. Eine Abweichung von der eucharistischen Abendmahlshandlung kann nicht akzeptiert werden.

Die Ketzer sind vor gut 500 Jahren aus der Heiligen Mutter Kirche ausgetreten. Eine Rückkehr in den gütigen Schoß der katholischen Kirche kann nur über Einsicht und Buße und eine uneingeschränkte Annahme aller Glaubenssätze der katholischen Kirche geschehen. So wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn – wie unser Herr Jesus Christus berichtet – nicht der Vater dem Sohne hinterherrennt, werden auch wir nicht den Ketzern entgegenkommen.

Für Abweichungen von der Meinung unseres Heiligen Vaters wird vom Heiligen Stuhl die Exkommunikation als probates Mittel angesehen, denn: extra ecclesia non salus est.

Im Namen des Heiligen Vaters
Ron
Nuntius des Vatikans

Ziel des Briefes war natürlich das Erzbistum unseren Standpunkt darzulegen und sie mittels der Hierarchie auf unsere Seite zu bringen. Jedoch bekamen wir als Antwort Hähme und die Frage, ob ich denn wirklich die Meinung des Papstes kennen würde!? Dies ließen wir uns natürlich nicht bieten und so beauftragte ich den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, den abtrünnigen Bischof Paul zur Ordnung zu rufen. Doch auch hierauf bekamen wir zur Antwort, dass wir religiöse Fanatisten seien. Daraufhin entzog ich Bischof Paul die Bischofswürde und weihte kurzerhand ein Mitglied meiner Gruppe zum Erzbischof von Berlin. Paul lies ich dann vor unsere Gruppe zitieren und er musste bei uns Abbitte leisten. Der neue Bischof Atticus sorgte dann dafür, dass das Erzbistum – zumindest in der Gruppenphase 2 – auf unsere Linie kam.

Währenddessen spielten sich auch in anderen Gruppen lustige Szenen ab. So trat der Kultursenator nach Bestechungsvorwürfen der EKD zurück. Aber das Spiel wurde teilweise auch sehr persönlich.
So erhielt ich einen Brief von einer Medizinerin (wir wussten ja nicht wer hinter den Rollen stand, denn wir durften uns eigentlich nicht darüber austauschen), worin ich als Vertreter der Katholischen Kirche scharf angegriffen wurde. Ich ließ das nicht auf mir sitzen und schrieb einen scharfen Brief zurück. Den Inhalt kann ich hier nicht wiedergeben, da mir die Meinung, die ich vertreten musste, zu radikal ist. Nur so viel: Es ging um die Erbsünde der Frauen…
Die Medizinerin jedenfalls – real tatsächlich eine Frau – fasste meine Brief persönlich auf und sprach fortan kein Wort mit mir. Das war die Kehrseite dieses Spiels.

Je länger die zweiten Phase andauerte desto mehr geriet das Spiel aus den Fugen.

Die Mittagspause kam zur rechten Zeit, auch wenn die anschließende zweistündige Mittagspause klar an unseren Nerven zerrte, da wir alle ja wenig geschlafen hatten. Zu zehnt lagen wir dann in die abgezogenen Decken und Kissen gehüllt auf der Liegewiese des 8er-Zimmers und hörten Musik. Da fing bei mir das Nachdenken wieder an. „No woman, no cry“ tönte es passend aus den Boxen. Da war sie wieder – die Sehnsucht nach Aila.
Die anderen bekamen dies schnell mit und versuchten mich abzulenken und so gingen Eike, Christopher und ich dann ein wenig im nassen Wald spazieren. Die beiden wollten unbedingt auf einen Hügel klettern, wobei ich mich dann aber nicht anschloß, sondern allein den Wald für mich entdeckte. Und so lief ich laut Wise Guys-Lieder singend und gleichzeitig meinen Gedanken nachhängend durch den Wald. Das tat gut, auch wenn ich mir nasse Füße holte.

Nach dem Kaffee begann dann die eigentliche Konferenz. Jede Gruppe entsandte einen Vertreter. Als ranghöchster Katholik vertrat ich die internationale Römisch-Katholische-Kirche. Meinen Unmut zog sich Exbischof Paul zu, der statt Bischof Atticus das Podium vertrat. Ich hatte unheimlich viel Spaß. Ich karrikierte einen weltfremden Hardliner der Katholischen Kirche, der auch mal das ein oder andere austeilte. Leider kam eine Diskussion über ein Bekenntnis nicht so recht in Gang, da sich das Erzbistum und auch die EKBO auf eine strukturelle Fusion geeinigt hatten. Das konnten sowohl der Vertreter der EKD, die übrigens im Zuge der Phase 2 von der EKBO geschluckt wurde (…), als auch ich nicht mittragen. Der Kultursenator gab sich alle Mühe zu theologischen Fragen überzuleiten, aber wir kamen immer wieder auf personelle und strukturelle Fragen zu sprechen. Die Stimmung sowohl im Podium als auch im Auditorium wurde immer gereizter. Nach 1,5 Stunden schien mir die Diskussion so festgefahren, zumal Bischof Paul immer deutlicher evangelische Ansichten vertrat und mir sogar offen wiedersprach, was in der Realität innerhlab der katholischen Hierarchie undenkbar ist, so dass ich meine Sachen packte und das Podium verließ und im Auditorium Platz nahm, was mit Beifall quitiert wurde. Kurz danach brach die Spielleitung die Diskussion ab.

Danach bekam ich viel Lob für meine Mimik und für die Darstellung meiner Rolle und auch noch knapp zwei Stunden danach wurde im Zug viel über das Planspiel diskutiert.

Gegen 20.30 Uhr kam ich dann am S-Bhf Tiergarten an, wo ich mein Auto geparkt hatte. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass mich jemand spezielles vom Bahnhof abholen würde. Keine Ahnung warum, aber ich hatte es gehofft. Nun nur mein Autochen wartete auf mich, immerhin.

Da ich vollkommen fertig und übermüdet war, endete mein Tag bereits um etwa 22 Uhr im gemütlichen Bettchen…

Ich rede unerhörte und verblüffende Dinge

…sagte schon Martin Luther. So lautete nämlich auch der Titel meines kirchengeschichtlichen Essays, welches ich heute wiederbekam und dem ich meinen heutigen Beitrag widmen möchte, denn ich befinde mich auch dank der Uni und auch dieses Essays gerade in zwei Krisen. Doch der Reihe nach, denn ich wollte eigentlich beginnen mit:

Kennt ihr die Tage, an denen man vom Wecker unsanft aus schönen Träumen gerissen wird? Tage, an denen es draußen auch noch stürmt und regnet? Tage, an denen man sich am liebsten genüßlich umdrehen und den Traum an der Stelle fortsetzen möchte, an der man soeben unsanft fortgerissen wurde?! Tage, an denen man überlegt, ob die Lateinübung um 8.30h wirklich Sinn macht oder ob ich dort nicht eh dösen würde…
So begann mein Tag heute. Ich bin dem Schweinehund folgend tatsächlich aufgestanden und fand mich dann ebenfalls pünktlich zu besagter Lateinübung ein. Die Übung ist an mein kirchengeschichtliche Proseminar „Luther und das Abendmahl“ angegliedert, aber ist an sich hier auch nicht wichtig, denn ich möchte zum Schluss der Übung springen, wo ich mein Essay zum Thema „Ich rede unerhörte und verblüffende Dinge“ wiederbekam.

Die Aufgabe bestand darin, innerhalb von drei bis fünf Seiten diese Aussage Luthers über seine Abendmahlslehre aus der Reformationsschrift „De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium“ unter der Berücksichtung der historischen Voraussetzungen zu interpretieren. Ja…
Ein überaus spannendes Thema und an sich sind fünf Seiten eigentlich nicht genug, um wirklich in aller Ausführlichkeit eine so umfangreiche lateinische Schrift zu analysieren. Nun ich hab es in vier Seiten „geschafft“. =)
Ergebnis war eine „3“, da im Verhältnis zur Darstellung das eigene Urteil zu viel Raum einnimmt. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Naja, ich kann damit leben.

Das Luther-Zitat passt jedoch zu meinen Überlegungen, die ich während und auf Grund der nun folgenden Vorlesung „Kirchengeschichte I: Alte Kirche“ anstellte. Thema heute war der Arianische Streit von 318 bis 325, welcher mit der Synode von Nizäa endete.

Habt ihr Euch schon mal gefragt, was in unserem Glaubensbekenntnis „eingeborenen“ bei „ich glaube an Jeus Christus, seinen eingeboren Sohn“ usw. bedeutet?! Nun, ich offengestanden bisher nicht so recht.
Der Streit ging genau um diese Formulierung, besser gesagt, ist diese Formulierung das Ergebnis der Streitbeilegung. Es ging nämlich darum, dass ein gewisser Arius lehrte, dass Jesus erst Sohn wurde, als Gott ihm diese Gnade erwies. Er berief sich dabei auf u.a. Psalm 2, 7. Da ich ja nun selber derzeit ein recht … angespanntes Verhältnis zu Jesus Christus habe, da sich die meisten Erkenntnisse aus den Kirchengeschichts- und auch NT-Vorlesungen nicht so ganz von der Hand weisen lassen, fielen diese Lehren von Arius bei mir auf „fruchtbaren“ Boden.

Das ganze ist im großen und ganzen ein hochphilosophisches Problem, was sich auch hier sehr schlecht ausbreiten lässt. Gott, der Vater. Mit dieser Formulierung hatte ich bisher überhaupt keine Probleme. Doch Arius sagt nun, dass Gott erst Vater wurde, als Christus gezeugt = geschaffen wurde.
Da gibt es nämlich einen Streit. In der griechischen Ausgabe des Psalm 2, 7 steht das Wort „gennätos“, was mit einem doppelten „nü“ von „genaoh“ (=gebähren) käme. Was wenn es sich aber hier um einen Übertragungsfehler handelt und man „genätos“ nur mit einem „nü“ schreiben würde? Dann würde dieses Wort nämlich eine Form des Verbs „gignesthai“ sein und „werden“ bedeuten… ja ja und schwubst haben wir eine ganz andere Bedeutung.

Für mich ist Gott Vater seit der Schöpfung. Er schuf ja schließlich Himmel und Erde und den Rest (Buch Genesis). Es ist für mich jedoch derzeit schwer vorstellbar, dass Jesus als Sohn die gleiche Wesensbeschaffenheit hat und auch seit dem Anfang aller Zeiten (und damit noch vor der eigentlichen Schöpfung) bestand und erst Mensch wurde. „Eingeboren“ bestätigt nun genau den Lehrsatz der Kirche, dass Christus schon Sohn war und somit auch „Logos“ – wie man sagt – bevor er durch Gott geboren wurde und für uns starb.

Arius verweist auch auf das Nichtwissen von Christus bei dessen Tod (Mt 13,32). Als gottgleiches Wesen hätte er darum wissen müssen…
Nun soviel vielleicht mal kurz aus meinem aktuellen Gedankengang.

In der anschließenden NT-Vorlesung wurden diese Gedanken dann weiter geschürt… naja.

Ich fahre jetzt ins Amt für kirchliche Dienste und beginne meinen Gremienabend. Um 17.30 Uhr steht nen Redaktionstreffen für das erste Jahrbuch der EJBO und im Anschluss dann um 18.30 Uhr eine Jugendratssitzung an.

Ich wünsche Euch nen schönen Abend. Gott befohlen.
Euer Thorsten