Archiv der Kategorie: Meine Meinung

Die Schweinegrippe – Hype oder Seuche?

 Koloriertes, elektronenmikroskopisches Bild einiger Influenza-A/H1N1-Viren (Quelle: CDC)

Kein Thema ist in diesen Wochen so permanent und kontrovers diskutiert worden wie über die Schweinegrippe. Ich persönlich halte sie für einen übertriebenen und von den Medien hochgeschrieenen Hype.

Als die ersten Fälle nach Deutschland kamen und die große Hysteriewelle losging, war mir bereits klar, dass ich mich nicht impfen lassen würde. Schließlich habe ich mich auch nicht gegen die „normalen“ Grippeviren impfen lassen.

Doch was ist die Schweinegrippe wirklich? Hype oder Seuche?

Offiziell wird die Schweinegrippe als „Pandemie H1N1“ geführt. Da ich kein Mediziner bin hier mal eine Annäherung an den Grippevirus über Wikipedia:

Pandemie H1N1 2009

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Als Pandemie H1N1 2009 wird das globale Auftreten einer großen Zahl von Influenza-Erkrankungen bezeichnet, die durch einen im Jahr 2009 entdeckten Influenzavirus-Subtyp A/California/7/2009 (H1N1) hervorgerufen werden. Die Erkrankung ist allgemein unter den Namen Schweinegrippe und Neue Grippe bekannt. Der Name Schweinegrippe ist zwar im allgemeinen gebräuchlicher, allerdings benutzen offizielle Medien eher den Begriff Neue Grippe, da die Hersteller von Schweinefleisch Umsatzeinbußen befürchten. Der Virus-Subtyp wurde Mitte April 2009 bei zwei Patienten gefunden, die Ende März unabhängig voneinander in den Vereinigten Staaten erkrankt waren.[1] Eine weitere Suche zeigte zunächst eine Häufung solcher Krankheitsfälle in Mexiko und Hinweise auf eine Verschleppung der Viren über die Landesgrenzen.

Ende April 2009 warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer weltweiten Verbreitung (Pandemie). Anfang Juni 2009 wurde die Warnung auf die höchste Alarmstufe hochgestuft. Die WHO verkündete jedoch bereits Mitte Mai, dass die Kriterien angesichts der geringen Pathogenität des H1N1-Virus überarbeitet werden sollten. Die enorme Aufmerksamkeit und der Umfang der getroffenen Maßnahmen liegt darin begründet, dass ein anderer H1N1-Subtyp die Influenza-Pandemie 1919/20 („Spanische Grippe“) mit 50 Millionen Todesopfern verursacht hatte. Allerdings sind H1N1-Subtypen regelmäßig an saisonalen (üblichen jährlichen) Grippewellen beteiligt.

[Artikel auf Wikipedia weiterlesen.]

Vor gut zwei Wochen bin ich nun (doch) auch an der Neuen Grippe erkrankt. Die gute Nachricht vorneweg: Ich lebe noch. 😛

Im Ernst, die letzten zwei Wochen waren alles andere als angenehm: 13 Tage Fieber am Stück, Husten, Kopfschmerzen und noch die ein oder andere Begleiterscheinung. Hinzukam, dass Ärztin Nr. 1 die Neue Grippe nicht sofort erkannt hat und ich so nicht die notwendigen Medikamente gleich zu Anfang bekommen habe. Erst die Vertretungsärztin und Arzt No 3 haben erkannt, um welchen Virus es sich handelt, aber da war es schon zu spät. Also habe ich die „Schweinegrippe“ wie jede andere Grippe auch auskuriert (ich bin hoffentlich gerade auf der Zielgeraden): Schlafen, viel Trinken und diverse Medikamente schlucken.

Doch obwohl ich sie nun hatte, halte ich die Neue Grippe nach wie vor für einen übetriebenen Hype. Man fühlt sich genauso mies wie bei jeder anderen Grippe. Man wird nicht nur im Arzt-Wartezimmer argwöhnisch angesehen, wenn man krank wirkt (weshalb sonst sitzt man beim Arzt?), sondern auch Anrufer reagieren mehr als aufgeregt, wenn man andeutet, dass man die Neue Grippe hat. Von der Werbung für gewisse Textilreinigungssprays mal ganz zu schweigen.

Mein Arzt hat mir gestern gesagt, dass die Neue Grippe bei mir langsam ausklingt. Ich will hoffen, dass er Recht hat.

Speisekartenkauderwelsch

Knusprige Dummheit an einem Bouquet von überflüssiger Extravaganz

„Ich hätte gerne einmal Spaghetti mit Tomatensauce, bitte!“, bestelle ich in einem kleinen Restaurant an der schönen Ostseeküste. Die Kellnerin wiederholt meinen Wunsch, um sicherzustellen, dass keine Missverständnisse vorliegen: „Also die hausgemachten Spaghetti auf Essenz von der Strauchtomate?“
Ich nicke und gleichzeitig möchte ich gerne den Kopf schütteln. Macht es meine simplen Spaghetti gleich viel leckerer, wenn sie statt mit schnöder Tomatensauce „auf Essenz von der Strauchtomate“ serviert werden? Noch dazu frage ich mich, welche Abgrenzung die arme Tomate vornehmen möchte, wenn sie extra betont, dass sie vom Strauch kommt. Baumtomaten sind mir bisher jedenfalls noch nicht begegnet. Darüber hinaus schwirrt mit der Gedanke durch den Kopf, ob bei einem Preis von 6,50 Euro wirklich „Essenz“ von irgend etwas hergestellt wird oder ob hier nicht versucht wurde, das gewöhnliche Speisenangebot ein wenig exquisiter wirken zu lassen, indem die kleinen Partikelchen „mit“ und „und“ gestrichen und durch „an“, „auf“ und ihre Freunde „der“, „die“, „das“ ersetzt worden sind. Und da man nun mal schon dabei war, den Rotstift großzügig zu schwenken, fielen ihm offenbar auch gleich simple, aber zutreffende Bezeichnungen zum Opfer.

Während meines gerade zu Ende gegangenen Urlaubs auf Rügen kam ich in den wohlverdienten Genuss, gemeinsam mit meiner Mama jeden Abend in einem anderen Restaurant einzukehren (bei unserer Radwandertour war es jeden Abend sogar ein anderer Ort). Beim hungrigen Studieren der Speisekarten stieß ich auf so lustige Formulierungen wie „Schweineschnitzel unter der Senfkruste an knusprigen Bratkartoffeln“ oder auch „Fangfrisches Filet vom Lachs an einem Salat von der Roten Bete“. Mein Favorit ist „Stampf vom Erdapfel“, den es bei diversen Gerichten als Beilage dazugab. Vergeblich habe ich „Schweineschnitzel in Senfpanade und Bratkartoffeln“, „Lachsfilet mit Rote-Beete-Salat“ oder „Kartoffelpüree“ gesucht. Offensichtlich ist das nicht mehr extravagant genug.
Die großen Vorbilder scheinen die teuren Restaurants zu sein, die von jeher ihre wenig umfangreichen Gaumenschmäuse in aufgeblasene Namenshülsen stecken. Ein Essen klingt scheinbar umso aufwändiger und außergewöhnlicher je mehr Wörter seine Beschreibung umfasst. Hier geht es nicht um die Abwertung wirklich prämierter Restaurants, in deren Küchen sicher gut ausgebildete Köche stehen, die ihr Handwerk verstehen und einen Unterschied zwischen Sauce und Essenz zu kreieren wissen. In solchen Genuss-Tempeln haben meine Mama und ich auch gar nicht gesessen, und trotzdem wurden wir mit den vermeintlich hochtrabenden Formulierungen bombardiert. Man musste sich fragen, was der arme Beilagensalat verbrochen hatte, dass nun sein hochnäsiger Bruder „Bouquet von marktfrischen Salatvariationen“ den Tellerrand verschönerte. Und immer wieder zusammen mit der bemitleidenswerten Strauchtomate. Ich kenne keine Statistiken, aber das Wort des Jahres aus dem malerischen Speisekartendeutsch ist mit Sicherheit „Strauchtomate“! Die primitive Tomate hätte es nie zu solcher Berühmtheit geschafft. Immerhin wetteifern die Restaurants, die in unserer Preiskategorie auch verständliche „Nudeln mit Tomatensauce“ anbieten dürften, nicht auch noch insofern mit ihren eitlen Vorbildern, als dass sie ab sofort ihre Speisekarten in Französisch verfassen. Denn „Escalope panée avec des pommes sautées“ würde wohl vollends zu Verwirrungen führen.

Es hat uns trotzdem geschmeckt. Und irgendwie war es fast, als ob jedes Restaurant als kleines Appetithäppchen seine Speisekarte mit diesen holprigen Ausdrücken gespickt hat. Wir hatten jedenfalls allabendlich etwas zu lachen und müssen im Nachhinein erkennen, dass wir uns vorher noch nie so ausgiebig über die angebotenen Speisen unterhalten haben. Wenn auch mit Lachtränen in den Augenwinkeln.

Die Welt ist doch gut – der „Geh nicht wählen“-Film

Vor gut einer Woche kursierte im Internet ein Video, in dem Prominente wie der Tagesschausprecher Jan Hofer und Sandra Maischberger dazu aufriefen, NICHT wählen zu gehen. Ich war schlichtweg fassungslos.

Für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen: Der Jan Hofer, der mir täglich um 20:15 Uhr die Nachrichten aus der Welt vorliest, der mit Politikern diskutiert, der Jan Hofer gibt sich für eine Anti-Wahl-Kampagne her?! Zugegebenermaßen: bei einigen anderen dieser „Prominenten“ hat mich diese Meinung nicht gewundert…

Heute tauchte nun im Netz ein neues Video auf. Wieder im selben Format, doch dieses Mal mit einer Wendung des Tenors. Die Welt ist doch gut. Jan Hofer macht keine Anti-Wahl-Werbung, sondern ist natürlich FÜR das Wählen gehen. Auch Mike Krüger macht deutlich, warum er der Meinung ist, dass es besser ist wählen zu gehen! DANKE! Danke, dass meine Weltordnung wieder hergestellt ist und Jan Hofer für mich der nette Mann der Tagesschau bleibt, der mir täglich die wichtigsten Nachrichten aus aller Welt vorliest.

Ach so: Video 1 sollte provozieren… ich würd mal sagen, Mission zum Teil gelungen, aber zum anderen Teil auch voll nach hinten losgegangen, denn viele User im Netz haben das erste Video wie ich für bare Münze genommen!

Es gibt übrigens auch eine Internetseite zu dem Spot: www.gehnichthin.de

Von dieser Seite stammt zum Abschluss dieses Beitrages folgendes Zitat:

„Ich finde den Spruch, dass die, die nicht wählen, zulassen, das möglicherweise zweifelhafte Menschen an die Macht gelassen werden, sehr passend. Wer nicht wählt, überlässt anderen die Entscheidung, wer regieren soll – kann man wirklich so desinteressiert sein?“

Ulla Schmidt und der Dienstwagen im Urlaub

Weil ich den Artikel so treffend fand (das hätten auch meine Worte sein können), erlaube ich mir Euch einfach einen Artikel von Simon Zeimke (http://www.simon-zeimke.de) zur Verfügung zu stellen.

Ulla Schmidt und der Dienstwagen im Urlaub
Wenn einem das Auto gestohlen wird, dann ist das schon blöd. Wenn das dann auch noch im Ausland im Urlaub passiert, dann ist das noch blöder. Und was Frau Ulla Schmidt (SPD), Gesundheitsministerin, passiert ist – tja, dafür finde ich keine Worte. Sie hat sich den Dienstwagen klauen lassen.

Ulla Schmidt (SPD) hatte an ihrem Urlaubsort Alicante nämlich noch Ministertermine. Ganz wichtige sogar: sie nimmt an Diskussionsveranstaltungen teil, besucht Kinderheime, Schulen und auch Altersheime. Nun darf man sicherlich fragen, welchen Informationsgehalt die Besuche dieser Einrichtungen in Spanien für die deutsche SPD-Gesundheitsministerin haben – aber ich lass das mal. Doch genau für diese Termine hat sie ihren Dienstwagen inkl Chauffeur mit in den Urlaub genommen. Nun wurde der Dienstwagen geklaut – eine Mercedes S-Klasse.

Der fairness halber sei gesagt: für private Termine und Ausflüge hat Frau Schmidt natürlich einen eigenen Leihwagen gemietet. In Alicante macht sie auch gerne Landschaftsspaziergänge. Aber die Frage steht im Raum:

Warum nimmt Frau Schmidt den Dienstwagen mit in den Urlaub?

Liegt es vielleicht am erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Ministerin? Ja das wird es sein, warum die (gepanzerte?) Limousine mitgekommen ist. Das ist auch richtig. Stopp, halt! Sicherheitsbedürfnis? Geht ja gar nicht – sie fährt ja selbst mit einem Mietwagen durch die Gegend. So hoch kann das Risiko dann ja nicht sein.

Vielleicht hat Frau Ministerin Schmidt sich auch nur so daran gewöhnt und hält es für nicht standesgemäß ohne Chauffeur zu offiziellen Terminen zu fahren. Als Ministerin steht ihr ein Chauffeur und ein Dienstwagen zu – ja klar. Nur ist es eine Frage der Verhältnismäßigkeit! Schließlich zahlt nicht sie dafür, sondern der Steuerzahler! Ich finde es schon vermessen, den Dienstwagen aus Berlin anfahren zu lassen, weil man “offizielle” Termine am Urlaubsort vereinbart.

Wie ist Frau Schmidt eigentlich nach Spanien gekommen? Mit dem eigenen Auto sicher nicht – dann bräuchte sie keinen Mietwagen. Oder ist sie mit dem Dienstwagen gefahren? Nicht das Frau Schmidt noch die Flugbereitschaft der Bundeswehr genutzt hat, weil sie ja offizielle Termine hat? Nun gut, das wird sicherlich in den nächsten Tagen und Wochen geklärt werden.

Aber wie war das in den anderen Urlauben von Frau Schmidt in der Vergangenheit? Ist da auch schon immer der Dienstwagen mitgefahren? Und wie steht es um die Versicherung, wer zahlt den Schaden?

Frau Schmidt, Sie haben uns noch einiges zu erklären!

Ach, eins noch: Unser Wirtschaftsminister Guttenberg (CSU) ist da etwas anders. Er ist zu einem Termin von Berlin nach Düsseldorf kostengünstig mit Air Berlin geflogen. Keine Flugbereitschaft, keine Business-Class, sondern wie jeder normale Mensch auch! Das nenne ich mal vorbildlich!

Quelle: http://www.simon-zeimke.de/2009/07/ulla-schmidt-und-der-dienstwagen-im-urlaub/

Justitia und der Lärmschutz

Der Lärmschutz hat in den vergangenen Jahren rasant an Bedeutung gewonnen. Während man sich vor einigen Jahren nur über die laute Musik des Nachbarn ärgerte, werden heutzutage andere Themen mit anderen Geschützen aufgefahren. Drei dieser Themen möchte ich heute beleuchten.

KINDERLÄRM IST ZUKUNFTSMUSIK

Insbesondere durch meinen Job habe ich es oftmals mit Anwohnern zu tun, die sich über lärmende Kinder aufregen. Okay, wer kennt das nicht: Nörgelnde Kleinkinder trommeln in der Nachbarwohnung auf die Wohnungstür ein, so dass man denkt, das Sondereinsatzkommando der Polizei würde bei den Nachbarn vor der Tür stehen oder Jugendliche spielen auf dem schmalen Rasenstück zwischen den Hochhäusern Fußball und werden dann von vorwiegend älteren Anwohnern vom Balkon aus angeschnautzt, dass ihnen das Bolzen der Kids zu laut sei (da sich der Schall des an der Hauswand abprallenden Balles durch die Hochhäuser wunderbar überträgt).
Ich kann das ein wenig nachvollziehen. Überhaupt kein Verständnis habe ich jedoch für Menschen, die bewusst in eine Wohnung ziehen, die in direkter Nachbarschaft zu einem Kinderspielplatz liegt, und sich dann über die dort spielenden Kinder beschweren. Hier fehlt mir jegliches Verständnis.
Konsequenz der Beschwerden sind meist aufgebrachte Nachbarschaftsstreitigkeiten, die dazu führen, dass juristisch „die Interessen aller Mietparteien abgewogen“ werden müssen, was meistens dazu führt, dass die Benutzungszeiten des Kinderspielplatzes eingeschränkt werden…

TEMPO 30

Ein weiteres meiner Lieblingsthemen in diesem Zusammenhang ist das Thema „Lärmschutz durch (nächtliches) Tempo 30“. Gleiches Szenario wie bei den Kinderspielplätzen: Anwohner ziehen an eine mehrspurige, vielbefahrene Hauptverkehrsstraße und wundern sich dann, dass es hier lauter ist als in einer der abgelegenen Nebenstraßen, wo der Bus nicht direkt vor der Tür hält. Doch statt damit zu leben, ziehen diese Leute vor Gericht und bekommen sogar Recht!
So genügt meist eine einzelne Anwohnerbeschwerde, um eine Hauptverkehrsstraße mindestens des Nachts zu einer Tempo-30-Zone zu machen, an die sich dann eh keiner hält und was (zumindest nach meinen Erfahrungen) lärmtechnisch kaum einen Unterschied macht.
In der Spandauer Wilhelmsstadt haben wir ein besonders krasses Beispiel für solch einen Anwohner-Egoismus: Hier findet sich eine gut 20-Meter-lange zeitlich uneingeschränkte Tempo-30-Zone vor einem Wohnhaus, in dem ein Mensch wohnt, der sich über den Lärm dieser vielbefahrenen dreispurigen Straße geärgert hat. Folge ist, dass dieser Anowhner nun sein Recht bekommen hat, aber die Autofahrer diese Tempo-30-Zone gar nicht wahrnehmen. Müssen sie ja auch nicht, denn die Polizei darf bei Nichtbeachtung dieser Tempo-30-Zone keine Bußgelder verteilen, da die Tempo-30-Zone nicht die erforderliche Länge von mindestens 70 Metern hat…
Da darf man sich doch fragen, wo das alles hinführt.

LÄRMSCHUTZ BEDROHT DIE VERANSTALTUNGSSTÄTTE ZITADELLE SPANDAU

Das der Lärmschutz eine ganze Kulturstätte bedrohen kann, ist derzeit am Beispiel der Zitadelle Spandau zu sehen. Hier haben Anwohner des nahegelegenen Kolks geklagt, dass in der Zitadelle Spandau Konzerte stattfinden. Doch das Gericht hat hier den Eilantrag der Anwohner zurückgewiesen und die Konzerte erst einmal erlaubt. Dennoch müssen ab 22 Uhr alle Konzerte beendet sein und auch die Häufigkeit der Konzerte soll wohl eingeschränkt werden. Das hat nun zur Folge, dass für den Veranstalter der Ort unlukrativ weil unwirtschaftlich werden könnte und wieder abwandert. Ich finde das geht zu weit. Auch im zwei Kilometer entfernten Haselhorst kann man durch die vielen Gewässer rund um die Zitadelle noch hören, das dort eine Veranstaltung läuft, aber stören tut das dort die wenigsten. Ganz im Gegenteil: von der Belebung der Zitadelle profitieren nicht nur die Spandauer, sondern auch die Wirtschaft, die auf einmal potentielle Konzertbesucher als Kundschaft entdeckt.
Der Konzertveranstalter sammelt jetzt übrigens Unterschriften, damit er bleiben kann und die Auflagen aufgehoben werden! Wenn ich diese Liste in die Hand bekomme, werde ich unterschrieben – gegen den Lärmschutz, der auch irgendwo mal seine Grenzen haben muss!

Wowereit und die S-Bahn

Ab heute ist das S-Bahn-Chaos perfekt: zwischen dem Bahnhof Zoo und dem Ostbahnhof halten keine Bahnen mehr. Wie viele Berliner Studenten wohl auch bin ich froh, dass die Semsterferien bereits – wie die Schulferien auch – eingeläutet sind und mir daher der Spießrutenlauf zum Hackeschen Markt erspart bleibt. Sicherlich, es sind Schulferien, aber ich mag mir nicht vorstellen, wie sich der tägliche nun nur merklich verkleinerte Berufsverkehrbandwurm der Innenstadt, welcher sich sonst in den S-Bahnen drängelte, nun andere Wege sucht.

Zu der wirklich misslichen Lage für all die Menschen, die auf die S-Bahn angewiesen sind, kommen nun die Kommentare „zur Lage der Nation“ von den diversen Politikern aller Parteien. Allen voran, die Aussagen unseres Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), der die Berliner u.a. zu mehr Solidarität aufforderte. Wowereit sagte am Sonntag:

„Die Menschen sind die ständig neuen Hiobsbotschaften rund um die S-Bahn leid. Die Stadt wird jetzt vor eine neue Geduldsprobe gestellt.“ Er erwarte, dass die Bahn mit Hochdruck an der Wiederherstellung eines funktionierenden Nahverkehrs arbeite. Wer mit dem Auto unterwegs sei, solle auch überlegen, ob er anderen nicht eine Fahrgemeinschaft anbieten oder an überfüllten Haltestellen Menschen mitnehmen kann, sagte Wowereit.

Wenn ich solche Aussagen lese, wird mir ganz anders! Politiker, die wie Wowereit von Staatskarossen mit Blaulicht auf dem Dach rumkutschiert werden und die Berliner Busse und Bahnen garantiert seit Jahren nicht mehr von innen gesehen haben, sollten sich mit solchen Bekundungen einfach mal gepflegt zurückhalten! Man könnte ja sonst mal auf die Idee kommen, mal nazufragen, ob Herr Wowereit auch schon mal Fahrbereitschaften angeboten hat? Ach nein, geht ja nicht… der Regierende Bürgermeister weilt ja im Urlaub während die Stadt im Nahverkehrschaos versinkt. Super Vorbild…!

Ich erwarte, dass die Bahn mit Hochdruck an der Wiederherstellung eines funktionierenden Nahverkehrs arbeitet.“ Klaus Wowereit

Aussage 2, die mich masslos ärgert!
Der Berliner Senat ist laut Aussagen eines Professors der TU Berlin im Inforadio bereits vor acht Jahren auf die Probleme mit den Rädern der Baureihe 481 hingewiesen worden. Nach diesen Aussagen wurden bewusst Räder eingebaut, die eigentlich für einen Gütervekehrszug konzipiert wurden. Dass dies unweigerlich zu Problemen führen würde, hatten die Experten den Senat bereits damals wissen lassen – doch der Senat ignorierte diese Warnungen.
Vor diesem Hintergrund ist es um so unglaublicher, wie sich der Senat gegenüber der S-Bahn Berlin GmbH verhält und sogar (natürlich im Kern berechtigte) Forderungen aufstellt, obwohl ihn eine Mitschuld am Chaos trifft.
In der vergangenen Woche hat der CDU-Abgeordnete Matthias Brauner deshalb einen parlamentarischen Fragenkatalog eingereicht, um vom Senat zu erfahren, wann er was wusste und wie er mit diesen Informationen umgegangen ist. Ich bin gespannt, was wir hier dann irgendwann als Antwort lesen dürfen.

Quelle: Ad hoc News: Berlins – Wowereit ruft angesichts des S-Bahn-Chaos zu Solidarität auf

Das Internet braucht einen neuen Ehren-Codex

Informationen werden heutzutage in rasender Geschwindigkeit verbreitet. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Informationen wichtig sind (z.B. Berichte von den Demonstrationen im Iran) oder sich in einer gewissen Banalität verlieren („Trinke gerade Kaffee“).

Der Informationsfluss wird immer schneller. Während früher Pressemitteilungen noch „revolutionär“ via Fax übermittelt wurden, geht heute ohne Email eigentlich gar nichts mehr. Ist ja auch einfacher: Mit einem Klick verschwindet der Text vom eigenen Rechner und taucht bei den zahlreichen Redakteuren wieder auf, um dort mehr oder weniger bearbeitet in das eigene Textbearbeitungsprogramm hineinkopiert zu werden. Fertig. Früher musste man die Meldungen ja noch abtippen…

Seit kurzem hat die Welt nun Twitter entdeckt. Eine Erfindung, die den Informationsfluss noch einmal erheblich verschnellert und eigentlich schon etwas älter ist, aber doch ihre gesellschaftliche Relevanz erst durch den Amoklauf in Winnenden erlangt hat. Seitdem twittert alle Welt und auch die Zeitungen und Politiker machen mit.

Ist auch alles sehr einfach: In 140 Zeichen kann man einer anonymen Leserschaft mitteilen, was man denkt, fühlt oder tut. Der Leser selbst kann ja entscheiden, was wichtig ist oder nicht.

Doch dieses Instrumentarium ist mächtig. Sehr mächtig. Erlaubt es uns doch mit zahlreichen Menschen in Kontakt zu kommen, um „Informationen“ (zu deren Relevanz habe ich bereits etwas gesagt) zu verbreiten. Google durchforstet diese „Tweets“ dann auch noch in rasend schneller Zeit und so kann man wunderbar in aller Welt gefunden werden, auch wenn man nur 20 oder 30 Abonnenten seiner Tweets hat. Diese Macht des Instrumentariums kann man positiv, aber natürlich auch negativ nutzen.

Während im Iran Twitter zum Hauptkommunikationsmedium avonciert und damit die berechtigten Massenproteste unterstützt, berichtete der Spiegel am vergangenen Wochenende von der potentiellen Möglichkeit, dass gezielte Informationen am Tag der Bundestagswahl das Wahlverhalten der Wechselwähler beeinflussen könnte: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,632942,00.html

Erst wenige Tage zuvor hatte ich von einem Mitglied des Bundestages erfahren, dass es die sogenannten „exit polls“ (also Umfragen zum Wahlausgang) überhaupt gibt und sie den Parteien am Wahltag bereits um 12 und um 16 Uhr mitgeteilt werden. Die Umfragen um 16 Uhr sind mittlerweile so genau, dass die Abweichung zum amtlichen Endergebnis nur noch minimal ist. Die Kandidaten wissen also bereits um 16 Uhr, ob es etwas aus der Karriere als MdB oder MdEP werden könnte oder ob gewisse Koalitionskonstellationen Mehrheiten bekommen… Dieses Wissen ist Macht!

Nun kommen wir wieder zum immer schneller werdenden Informationsfluss. Alle wollen mitschwimmen, doch langsam muss man sich fragen: „Mit welcher Arbeitskapazität?“. Doch das ist ein anderes Thema für einen späteren Blogeintrag.

Der Reiz derzeit ist doch: Wer meldet die Sensation zuerst!?! Zugegebenermaßen gehörte auch ich dazu, als ich aus der Synode live via Twitter berichtete und den Ausgang der Bischofswahl verkündete. Ähnliches war es bei der Bundespräsidentenwahl. Da ich scheinbar den „richtigen“ Menschen auf Twitter folgte, wusste ich bereits vor der offiziellen Verkündung des Wahlergebnisses, dass Horst Köhler gewählt worden war.

Angeblich sollen laut dem oben genannten Spiegel-Artikel auch bei der Europawahl die exit polls veröffentlicht worden sein. Zumindest hier hat das keine große Rolle gespielt. Heute morgen kamen Gerüchte auf, das es ein Spiegel-Redakteur war, der die exit polls veröffentlicht hatte.

Eine weitere – in meinen Augen abstruse – Erfindung sind Seiten wie wahlgetwitter.de. Auf diesen Seiten werden die Tweets der Twitternutzer ausgewertet. In folgendem Beitrag werden hier Voten wie CDU+ oder CDU- ausgelesen: „@cdu_news http://twitpic.com/8qy51 – #Regierungsprogramm-Kongress: Großes Medieninteresse in Berlin #cdu+ #csu+“
Die Seite bündelt diese Voten und will deutlich machen, wie momentan die politische Stimmung auf Twitter ist. Warum? Es hat doch keinerlei Relevanz noch Aussage, denn ich kann in meine 140 Zeichen doch auch einfach so oft #aaa- schreiben wie ich es Twitter zulässt und es würde ausgewertet werden! Dabei spielt es keine Rolle, ob da ein politischer Skandal aufgedeckt wurde oder ob der politische Mitbewerber nun der Meinung ist, dass z.B. die eine Aussage unglücklich gewählt war.

Sowohl die Diskussion um den Informationsfluss, als auch um die exit polls führen einem vor Augen, dass es noch keinen Ehren-Codex für Twitter oder auch das Internet insgesamt gibt! Was für Internetforen bereits allgemein gültig vorgeschrieben ist, sollte auch für Twitter und Co eingeführt werden! Hier meine Forderungen:

  • Keine Beleidigungen!
  • Kein Wahlkampf mehr am Wahltag!
  • Fair bleiben!
  • Abschaffung wertender Hashtags!

Mein frommer Wunsch wäre dann noch, dass der Informationsfluss etwas weniger schnell wird… momentan ist es einfach eine wahre Informationsflut, die kaum noch gefiltert werden kann.

So, hier ende ich nun und merke, dass ich schon wieder zu diesem Thema zwei oder drei andere Einträge schreiben könnte…

Schreibt mir Eure Meinung! Hier oder auf Twitter: http://twitter.com/Thorsten_Schatz

„Sorry, ich schaff’s heute nicht…“

Mein Handy summt. „Sorry, ich schaff’s heute nicht. Tut mir echt leid, aber ich hab heute einfach zu schlecht geschlafen.“ Es wundert mich eigentlich nicht. Trotzdem bin ich mal wieder enttäuscht und ziemlich sauer über die leichtfertige Entscheidung, ein Treffen so kurzfristig abzusagen. Noch dazu mit einer Begründung, die mir als überzeugend so überhaupt nicht einleuchten möchte.
Aber auch „Hey Süße, es tut mir wirklich leid, aber ich schreibe Mittwoch und Freitag Klausuren und muss noch so viel lernen. Können wir unser Treffen heute verschieben?“ tragen nicht zu meiner Erheiterung bei. Natürlich weiß ich, dass es so das Beste ist, denn selbst wenn das Treffen zustande käme, wäre mein Gegenüber in Gedanken sowieso nur bei seinen Klausuren. Und ich würde mir den Kopf darüber zerhämmern, ob man die Daten für Klausuren nicht schon so lange im Voraus wissen müsste, um vergleichbare SMS vermeiden zu können, wenn man nur den Mut gehabt hätte, im Vorfeld mal zu sagen „Ich würde Dich wirklich gerne sehen, aber in der Woche werde ich es wohl nicht schaffen, weil ich so viele Klausuren zu schreiben habe“…
Hat man sich in einem netten Café oder Restaurant verabredet, ist die Nachricht zwar sehr ärgerlich, aber weitere wirkliche Konsequenzen hat sie nicht. Anders ist es, wenn ich die Einladende zu einem leckeren Essen bei mir war und nun überlegen muss, wohin mit den überflüssig gekauften Lebensmitteln. Trotzdem verwenden, um viel zu viel meines schmackhaften Essens herzustellen? Die überschüssigen Lebensmittel liegen lassen, um sie an einem anderen Tag zu verwenden? Sie vielleicht demjenigen vor die Tür legen, für den man sie eigentlich gekauft hat?
Es geht hierbei weniger um die Ausgaben. Es geht wie so oft ums Prinzip. Fragt mich jemand, ob ich an diesem oder jenem Tag Zeit für ein Treffen habe, überlege ich, ob ich diese Frage bejahen oder aus leidlichen Gründen verneinen muss, selbst wenn ich wirklich Lust aufs Treffen habe. Habe ich mich verabredet, halte ich das Treffen ein. Merke ich, dass es zeitlich doch nicht klappt, melde ich mich rechtzeitig, besonders, wenn abgesprochen war, dass zusammen gegessen werden sollte. Selbstverständlich gibt es unvorhergesehene Situationen, die von jetzt auf nun als voll und ganz verständliche Erklärungen genügen, aber von denen habe ich bisher noch keine in den SMS Typ „Sorry, ich schaff’s heute nicht, weil …“ gehabt.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich nie Verabredungen absage, und auch ich habe schon SMS geschrieben mit ähnlichen Inhalten wie den oben erwähnten, aber nicht drei Stunden vor dem Treffen.
Inzwischen fühle ich mich immer mehr wie die pedantische Dumme, die ziemlich allein ist mit ihrem Vorwurf, dass viele endlich mal wieder lernen sollten, eine Verabredung als etwas anzusehen, was nicht leichtfertig und ohne nachzudenken abgesagt werden sollte. Ich habe gute Freunde, bei denen ich von vornherein weiß, dass die abgemachte Verabredung nicht zustande kommen wird, obwohl sie anfangs glaubhaft versichern, dass sie sich auf das Treffen freuen. Das schwächt auf Dauer das freundschaftliche Vertrauen und ist dazu noch ein unterschwellig transportiertes Statement: Eine Verabredung mit Dir ist mir nicht so wichtig, als dass ich sie nicht bei jeder kleinsten Änderungen meiner sonstigen Vorhaben absagen würde.
Ich frage mich, ob wir so vielleicht ab sofort mit unserem Arbeitgeber umgehen sollten. „Sorry, Chef, ich hab die ganze Nacht durchgefeiert, ich schaff’s leider nicht zu meinem Termin.“ Wir würden uns gegenüber unseren Vorgesetzten üblicherweise nicht trauen, Termine aus wenig triftigen Gründen abzusagen. Da klappt es doch mit der Verbindlichkeit, warum nicht auch im Alltag? Weil man mit seinem Vorgesetzten nicht auf einer Stufe steht und im Job vor allem befürchten muss, dass eine Missachtung eines Termins, wie die Verabredung in der Berufswelt genannt wird, Nachwirkungen haben kann?
Vielleicht werden Verabredungen im Alltag deshalb so häufig abgesagt, weil wir im Berufsleben – und ich schließe hier auch jede berufliche Ausbildung mit ein – schon genug davon haben. Der enorme Termindruck, unter dem man mehr und mehr steht, soll nicht auch im Alltag zu spüren sein. Das sehe ich sogar ein, aber eine Rechtfertigung für eine Absage fünf Minuten vor Toresschluss erkenne ich hierin nicht.
Wir würden alle davon profitieren, wenn Verabredungen in unserem sozialen Miteinander als ebenso verbindlich angesehen werden wie jene aus der Berufswelt. Vielleicht sollte man sich häufiger die Frage stellen, ob man ein Treffen auch absagen würde, wenn es sich dabei um einen Termin im Job handeln würde. Ich plädiere nicht für eine zwangsläufige Einhaltung jeder Verabredung, wenn es nachvollziehbare Gründe für eine Absage gibt. Aber ein bisschen mehr „Ja!“ zu einem zuvor freiwillig vereinbarten Treffen, auch wenn die Umstände nicht die idealsten sind (wann hat man die denn schon?), und weniger „Sorry, ich schaff’s heute nicht, weil ich schlecht geschlafen habe“ würden einer Freundschaft und unserem Miteinander gut tun. Und mal ehrlich: Wir hatten alle schon mal Verabredungen, auf die man vorher keine Lust hatte, weil irgend etwas angeblich dazwischengekommen ist. Und danach sagen wir nicht selten: „Es war schön. Hat sich gelohnt.“
Also: Nehmen wir Verabredungen ernst. Denken wir im Vorfeld ehrlich darüber nach, ob wir überhaupt Zeit dafür haben (ein ehrliches Nein tut weniger weh als eine kurzfristige Absage!). Freuen wir uns schließlich drauf, auch wenn wir plötzlich meinen, es nicht zu schaffen. Erkennen wir ein Treffen mit Freunden als willkommene Erholung von unserem sonst so terminbeladenen Alltag an. Und seien wir schließlich so rücksichtsvoll, eine notwendige Absage rechtzeitig zu formulieren. Uns selbst bringt das nicht weiter, aber demjenigen, dem man die Absage schreibt, hilft es. Und auf Dauer auch der Freundschaft.

Pro Reli meldet 135 000 Unterschriften

Da staunte ich nicht schlecht, als ich heute morgen in die Zeitung schaute. 135.000 Unterschriften sollten plötzlich für das Volksbegehren „Pro Reli“ laut eigenen Angaben zusammengekommen sein. Hatte doch Pro Reli erst vor vier Tagen eine Unterschriftenzahl von 100.000 verkündet gehabt. Stören soll es mich nicht, aber aus der Erfahrung warte ich nun aber erst einmal ab, was denn der Landeswahlleiter für eine Zahl verkünden wird. Denn: nach den ersten zwei Monaten hatte Pro Reli von 70.000 Unterschriften gesprochen, wobei der Landeswahlleiter nur von rund 30.300 Unterschriften sprach…

Zur Erinnerung: Bis zum 21. Januar 2009 müssen 170.000 Unterschriften zusammengekommen sein, damit es im Juni 2009 zu einem Volksentscheid kommen kann.

Ein Schwerpunkt der Unterschriftensammlungen wird übrigens (wer hätte es gedacht…)auf den morgigen Christmessen am Heiligen Abend liegen. Pro Reli erhofft sich allein aus den Gottesdiensten rund 40.000 Unterschriften.

Auf große Resonanz scheinen übrigens die Briefe von Kardinal Sterzinski und Bischof Huber an alle Kirchenmitglieder gestoßen zu sein, auf die Pro Reli nun den großen Rücklauf an Unterschriften führt. Auch bei der Berliner SPD stellt sich so langsam eine gewisse Panik ein, was man an den skandalösen Äußerungen der führenden SPD-Politiker wie Herrn Innensenator Körting merken kann. Dieser kritisierte wie einige SPD-Genossen zuvor auch die Kirchen, dass diese ihre Mitglieder anschreiben und um Unterstützung für das Volksbegehren bitten. Hallo? Warum sollten die kirchenleitenden Menschen ihre Mitglieder nicht darüber informieren, dass im Land Berlin Menschen alles daran setzen, die Organisation (die Kirche) auf das Abstellgleis zu schieben? Ich frage mich, was daran falsch sein soll? Hat die SPD etwa Angst, dass rund 1 Million Berlinerinnen und Berliner (so viele Kirchenmitglieder gibt es nämlich in Berlin) mitbekommen, dass es die SPD zusammen mit der LINKEN ist, die die Kirche suksessive aus allem raushalten will?

Ich glaube nicht, dass Herr Körting sich anders verhalten hätte als Bischof Huber, wenn sich Parteien formiert hätten, die es sich zum Ziel gesetzt hätten, die SPD abzuschaffen oder zumindest aus dem politischen Raum zu verdrängen.

In diesem Sinne darf man nur hoffen, dass morgen viele, viele Unterschriften zusammenkommen und die Zahl von 135.000 Unterschriften annähernd die Zahl ist, die der Landeswahlleiter bald bestätigen wird!

Wanted: Bitte + Danke; Reward: ein freundliches Miteinander!

Nachdem sie alle Sachen zusammengesucht hatte, reihte sie sich am Ende der Schlange an der Supermarktkasse ein. Sie versank ein bisschen in ihren Gedanken und merkte gar nicht, dass sie schneller als erwartet bereits an der Reihe war. „Guten Tag!“, sagte die Kassiererin freundlich lächelnd. „Guten Tag“, gab sie schmunzelnd zurück. Angenehm routiniert zog die Kassiererin die wenigen Dinge, die heute als Abendessen dienen sollen, über den Scanner. „Ein Euro einundsechzig, bitte“, fasste sie den Einkauf zusammen und schaute mit offenen Augen zu ihr herüber. Sie kramte kurz nach einigen Münzen und ließ sie leicht in die offene Hand der Kassiererin fallen. „Zwei Euro eins, danke“, gab letztere nach einem kurzen Blick auf das eben erhaltene Geld zurück, bevor sie vierzig Cent aus der Kassenschublade holte, sie auf die Handfläche legte und ihr mit einem höflichen „Vierzig Cent zurück… Bitte.“ das Rückgeld zurückgab. Die Käuferin bedankte sich, und noch bevor sie sich verabschieden konnte, hörte sie von der Kassiererin ein fröhliches „Danke und auf wiedersehen.“ Mit den wenigen Dingen, die sie eben eingekauft hat, verließ sie den Supermarkt mit dem glücklichen Gefühl, hier gerne wieder herzukommen.
Und dann wache ich auf… Es ist kein schönes Zurückkommen in die Gegenwart, war der Traum doch einfach zu schön. Herzlich Willkommen, Servicewüste Deutschland. Und wieder hast Du mich in Deinen Klauen, begegnest mir überall, wo ich als Kundin ernstgenommen werden möchte. Nicht nur, weil der Kunde König sein sollte, sondern viel mehr noch, weil ich ein Grund dafür bin, dass die ach so freundlichen Kassiererinnen und Mitarbeiterinnen einen Job haben. Würde ich nämlich nicht jedesmal wieder die Güte und vor allem die Geduld besitzen, und wäre ich nicht auf gewisse Nahrungsmittel angewiesen, dann hätte ich Ihrem Laden schon längst im allerwahrsten Sinne des Wortes den Rücken gekehrt.
Man mag es kaum glauben. Es fällt heutzutage mehr auf, wenn jemand freundlich zu einem ist. Vor einigen Jahren war das noch anders. Da ist man eher mal aus einem Geschäft gegangen und hat mit etwas verzerrten Gesicht festgestellt, dass „die/der aber nicht nett“ war. Heute? Tja…
Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, dass man Kunden auf hervorragende Weise an ein Geschäft binden kann, wenn man ihnen Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und ein bisschen Interesse entgegenbringt. Wenn dann Kunden aus dem eigenen Geschäft gehen, sich gegenseitig anstoßen und darüber sprechen, dass „die aber eben sehr freundlich“ war und dann noch als Antwort von der Freundin ein „Ja, die sind hier immer so, deshalb gehe ich auch so gerne her…“ kommt… war das dann so ein Kraftakt, an den geeigneten Stellen „Bitte“ und „Danke“, „Hallo“ und „Auf Wiedersehen“ einzubauen?
Manchmal stelle ich mir vor, ich säße an der Kasse bei PLUS (meinem deklarierten Erzfeind…). Ich würde ein „Sechs Euro dreizehn“ ohne „…, bitte“ gar nicht über die Lippen kriegen. Bin ich jetzt unnormal??? Oder wird man so, wenn man einige Jahre bei PLUS gearbeitet hat? Wild entschlossen habe ich mir gesagt, dass ich unter diesen Umständen gerne in den als teurer bekannten Läden ein bisschen mehr ausgebe, wenn ich dafür einen angenehmeren Service bekomme. Naja… Bei Rewe habe ich heute genau drei Wörter von der Kassiererin gehört: „Ein Euro einundsechzig!“ Mehr nicht! Ich kann dann ja prima auf stur stellen, und um Gleichstand zu erreichen, habe ich einfach überhaupt nichts gesagt. War ihr aber wahrscheinlich egal… Oder besser: Sie wird sich wahrscheinlich über die Unfreundlichkeit der Kundin geärgert haben. Ha, dass ich nicht lache!
Gerne beobachte ich auch bei Kaufland die freundlichen Mitarbeiterinnen, die so geschäftig ihr Regal mit den Milchprodukten auffüllen, dass sie gar nicht mitbekommen, was um sie herum geschieht. Sehr dienstbeflissen, aber vor einigen Tagen bin ich – ungelogen! – einer Mitarbeiterin von ihrem Wägelchen mit der einzuräumenden Ware bis zum Kühlregal hinterhergedackelt, ehe sie auf mein mehrmals wiederholtes „Entschuldigung…“ reagierte. Sie hat mir zwar meine Frage beantwortet, aber offensichtlich blieb der Deckel der Magerquarkschälchen, die sie in der Hand hielt, sehr viel wichtiger, als einen Blick in meine Richtung zu verschwenden. Wie konnte ich denn eigentlich nur die Frechheit besitzen, sie bei ihrer Arbeit zu stören?
Und so frage ich mich, wo die kleinen Wörtchen „Bitte“ und „Danke“ geblieben sind. Ist es denn so aufwändig, seine Sätze mit diesen kleinen Höflichkeitsfloskeln auszustatten? Wenn dann für die Fortgeschrittenen noch ein Lächeln dazukommt, biete ich dafür ein freundlicheres Miteinander. Wenn wir alle ein bisschen mehr Rücksicht aufeinander nehmen würden und andere nicht als Störenfriede auffassen würden, die es wagen, sich unaufgefordert in unser geschäftiges Treiben einzumischen, oder uns auch noch Arbeit machen, indem sie die Lebensmittel nicht einfach ohne zu bezahlen mitnehmen, dann könnten wir tatsächlich alle einen Alltag erreichen, der ein bisschen weniger stressig ist.
Danke fürs Zuhören.