Archiv der Kategorie: Kirche

Allens, wat Du bruukst…

Ich bin zurück aus Hamburg. Zurück vom 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Zurück in der Leere des Alltages. Zeit für einen Rückblick auf die Mission „DEKT 2013“.

PapphockerromantikSo früh wie noch nie reiste ich bereits am Sonntag, den 28.04.2013 in Hamburg an. Hatte ich mich doch zum ersten Mal als Hallenleiter gemeldet, wie ich in meinem Blogbeitrag „Helfen soviel ich kann“ schrieb. Nach dem Check-In im Hotel – Hallenleiter dürfen auf Kirchentagskosten in einem Hotel übernachten -, und dem ersten lauten „Hallo“ zu bekannten Gesichtern ging es los zur Messe Hamburg, wohin der Evangelische Kirchentag während der letzten Wochen seine Büros verlagert hatte. Fleißige Helfer, die bereits zum Teil seit Wochen beim Aufbau mithalfen, die sogenannten Hakas, hatten bereits die Hallen kirchentagsgemäß eingerichtet: leere Ausstellungsstände und natürlich die obligatorischen Papphocker soweit das Auge reicht.

Damit ihr mal ein Gefühl dafür bekommt, was Kirchentag so in Zahlen bedeutet, hat der Kirchentag selbst mal ein Video allein zur Messe gedreht:


Nach der Anmeldung durfte ich noch einen besonderen Blick in das Herz des Kirchentages wagen: die Orga-Leitung. Hier sitzen VertreterInnen von Präsidium, Geschäftsführung, Polizei, Feuerwehr und einigen anderen wichtigen Armen des Kirchentages zusammen und bündeln sämtliche Infos, die per Funk und Telefon von den Augen des Kirchentages gemeldet werden.

Das Herz des Kirchentages

Mitarbeiterbegrüßung

Nachdem ich das Diensthandy in Empfang genommen hatte, ging es flucks weiter in das Congress Centrum Hamburg (CCH), wo ich in der kommenden Woche meinen Dienst verrichten und wo nur kurze Zeit später auch die offizielle Mitarbeiterbegrüßung stattfand. Der Großteil, der bis dato bereits angereisten 300 Hallenleiter, 500 Hakas und Geschäftsstellenmitarbeiter fand sich im Saal 1 des CCH ein und wurde von Geschäftsführer Constantin Knall mit den Worten „Es ist ein irres Gefühl, dass Ihr jetzt da seid!“ begrüßt. Die monate- und wochenlange Vorfreude auf diese Tage wurden endlich Wirklichkeit. Wieviel mehr die Anspannung für diejenigen war, die seit zwei Jahren kontinuierlich auf diese fünf Tage hinarbeiten, vermag ich nur durch Erzählungen zu erahnen.

Gothart Magaard, Bischofsbevollmächtigter im Sprengel Schleswig und Holstein, freute sich, dass der große Dampfer Kirchentag nun Fahrt aufnehmen kann: „Gott sei Dank, dass Ihr Eure Zeit, Eure Kraft und teils auch Euren Urlaub einsetzt! Hut ab, das verdienthöchsten Respekt und Anerkennung. Ohne Euch ginge gar nichts, wir brauchen Euch – Euer Herz, Eure Begeisterung, Eure Liebe zur Sache, Euren Kopf und Eure Hand.“

Spätestens jetzt waren die gerade angereisten angekommen. Der Kabarettist Lutz von Rosenbarg Lipinsky spitzte es dann noch einmal zu: „Die Drogenabhängigen in St. Pauli wollen hören: Herr, Deine Liebe ist wie Gras und Ufer! Geht ihnen auf die Nerven!“ Wir sollen die Hamburger spüren lassen, dass sie den Kirchentag brauchen: „Geht raus und macht sie fertig, sie haben es verdient!“ Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und so zogen wir aus, jeder an seinen Einsatzort, um es Kirchentag werden zu lassen.

Papierkram soviel Du brauchst

PlanungenIch hätte nie gedacht, wie bürokratisch doch ein Kirchentag sein kann. Einen dicken Leitz-Ordner bekamen wir für unseren Saal überreicht. Er beinhaltete Ablaufpläne, Aktenvermerke noch und nöcher, Feedbackbögen über die Veranstaltungen und die eingesetzten Helfergruppen, wichtige Telefonnummern, Notfallpläne und natürlich Saalpläne. Nichts wird bei DEKT dem Zufall überlassen. Sogar einen zweiseitigen Aktenvermerk über die korrekte Nutzung des Diensthandys fand ich im Ordner.

Aktenvermerke

Und so bestand der Montag und auch der Dienstag ausschließlich darin, die Pläne zu studieren, die Techniker und Hallenleiter-Kollegen kennenzulernen, erste Absprachen zu treffen und Bühnenpläne zu schreiben.

Kirchentag ist Begegnung. Kirchentag ist vor allem aber auch Begegnung auf Augenhöhe. Nach all den vielen Jahren kennt man sich: die Geschäftsführer, den Kirchentagspastor, die Generalsekretärin, vielen andere Hallenleiter und Helfergruppenleiter. Egal, was Du bist, was Du machst, woher Du kommst: hauptsache Du bist da. „Soviel Du brauchst“. Das „Du“ entscheidet. Man duzt sich beim Kirchentag. Sicher es ist komisch, wenn Du einen 60-jährigen Helfer vor Dir hast, den Du noch nie gesehen hast und den Du nun duzen sollst. Aber meistens nimmt man es Dir übel, wenn Du nicht das „Du“ wählst.

Am Dienstag kam es bei der Mitarbeiterverpflegung zu einer netten Begegnung. Zu uns an den Tisch setzte sich der Kirchentagspräsident. Zugegeben, ich habe ihn erst nicht erkannt und ihn habe ich dann doch gesiezt, aber es war ein lockerer Plausch über das Essen, unsere Heimatgemeinden und unsere Aufgaben beim Kirchentag. Ich habe ihn danach noch ein paar Mal im CCH rumwuseln sehen, er hat jedes Mal freundlich gegrüßt.

1. Mai – jetzt geht es los

Endlich ist dann der Mittwoch da. Die Vorbereitungen auf die Minute genau abgeschlossen. Die Türen des CCH öffnen sich und da kommen sie, die Helden der nächsten Tage: rund 5.500 Helferinnen und Helfer, überwiegend Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Endlich Leben in der Bude. Die Zeit der leeren Hallen und Gänge – vorbei. Fröhliches Lachen und Gesinge zieht sich durch das Haus. Die Helfer sind da und auch sie werden vom Kirchentag herzlich willkommen geheißen. Ein beeindruckendes Bild sie alle auf einem Haufen zu sehen.

Hurra, hurra, die Helfer sind da!

Nach der Helferbegrüßung begrüßen Tanja, Henrike und ich dann auch endlich unsere 55 Helferinnen und Helfer, mit denen wir in den kommenden Tagen die Hütte rocken werden. Viel Zeit bleibt nicht, denn ein erstes Treffen mit der Projektleitung „Zentrum Inklusion“ und ein nächstes Hallenleiter-Team-Treffen steht an.

Gänsehaut beim Abend der Begegnung

Gegen 19 Uhr habe ich Feierabend und kann mein Versprechen gegenüber meiner „alten“ Berliner Helfergruppe halten und die Gruppe beim Kerzen verteilen beim Abend der Begegnung unterstützen. Angekommen in der Innenstadt sehe ich nur noch Menschen über Menschen. Alle glücklich. Die Sonne lacht über Hamburg. Es ist Kirchentag! Gänsehaut. Unweit des Strandkais treffe ich auf die Gruppe, nehme einen Beutel mit knapp 1.500 Kerzen an mich und mische mich unter die Leute. Kerzen zu verteilen ist eine der dankbarsten Aufgaben an diesem Abend. Die allermeisten wissen, dass diese Kerzen Teil einer großen Inszenierung sind. Und so finden die Kerzen reißenden Absatz. Es kommt zu vielen schönen Momenten: ich treffe sogar bekannte Gesichter in der Masse, bastle mit Dreijährigen die Kerzen zusammen und erkläre Ecuadorianern auf Englisch, was Kirchentag ist. Und alles mit einem breiten Lächeln und einem Spruch auf den Lippen. Oft werde ich gefragt, was die Kerzen kosten. Ich habe stets geantwortet: „Ein Lächeln.“ Ich wurde oft angelächelt. Diese Momente werde ich noch lang in meinem Herzen tragen.

Abend der Begegnung

Um 22 Uhr ist es dann soweit: der Abendsegen. Die Menschen halten inne, zünden die Kerzen an, beten und singen. Hamburg versinkt rund um die Binnenalster und den Strandkai in einem Lichtermeer. Ich stehe mitten in ihm. 350.000 Menschen sind es am Ende. Ich bin überwältigt und habe erneut Gänsehaut. Für diesen Moment hat sich das Warten und die Vorfreude gelohnt. Es ist endlich Kirchentag.

Abend der Begegnung

Und Action im Zentrum Inklusion

Am nächsten Morgen geht es dann bei uns im CCH mit dem Programm los. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Henrike, Tanja und ich das Zentrum Inklusion betreuen? Wenn nicht, dann wisst ihr es jetzt. Noch am Mittwoch habe ich die Induktionsschleife getestet – auch eine solche Erfahrung kann man echt nur beim Kirchentag machen. Und überhaupt: das Zentrum Inklusion hat mich wieder einmal auch inhaltlich mit viel neuem konfrontiert. Im Nachgang kann ich sagen, dass mich die Lebensfreude der vielen besonderen Menschen wieder einmal geflasht hat.

Viele Veranstaltungen waren überfüllt oder zumindest sehr gut gefüllt, was mich für die Mitwirkenden sehr gefreut hat. Ganz persönlich wird mir der Donnerstagabend lange in Erinnerung bleiben. Beim „Konzert Inklusiv“ trat Rolf Zukowski mit einem Gebärdenchor auf und lies uns alle noch einmal Kind sein. Ein Reporter vom NDR twitterte aus dem Konzert: „Ich habe Pipi in den Augen.“ Und wirklich: beim Geburtstagslied „Heute kann es regnen, stürmen oder schneien“ hielt es niemanden mehr auf den 750 Stühlen. Nach dem Konzert durfte ich dann noch ein Erinnerungsfoto mit Rolf Zukowski machen. Eine schöne Erinnerung an einen tollen Abend.

Thorsten trifft... Rolf Zukowski.

Thorsten trifft…

Während der kommenden Tage, die unwirklich schnell vergehen, kommt es immer wieder zu flüchtigen Begegnungen: mit Leute, die ich nur von Twitter her kenne, mit Jugendmitarbeitern aus meiner EJBO-Zeit, mit Weggefährten aus den EJBO-Gremien wie Simon, mit ehemaligen Kommilitonen und hoher politischer Prominenz. So schätze ich mich glücklich, dass ich dem ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker die Hand schütteln durfte und unverhofft den Bundesminister der Verteidigung Thomas de Maiziere als erster in der Tiefgarage des CCH beim Kirchentag begrüßen konnte.

Die Nacht der Helfer

Und dann ist sie erschreckend schnell da: die lange Abbaunacht, die auch die Nacht der Helfer ist. Ziel ist es, den Kirchentag in nur einer Nacht wieder vollständig abzubauen. Vereint und mit allen 5.500 Helferinnen und Helfern ein nicht unmögliches Unterfangen. Nach der letzten Veranstaltung um 22 Uhr ging es los. Wir waren sehr schnell im CCH. Wie schnell verrate ich aber nicht. Es blieb sogar noch Zeit, um mit allen Helferinnen und Helfern eine kleine, aber feine Abschlussparty zu feiern. Danke an alle, die mit angepackt haben!

Abschlussgottesdienst im Bett

Den Abschlussgottesdienst des Kirchentages habe ich zum ersten Mal seit 1999 nicht live auf dem Platz, sondern vom Hotelbett aus verfolgt. Obwohl ich einen Sitzplatz im Ehrengastbereich hatte, habe ich es nach einer Woche mit je 4-6 Stunden Schlaf pro Tag vorgezogen, endlich einmal etwas länger zu schlafen. Schon den Samstag zu überstehen, glich einem echten Kraftakt.

Party, soviel Du brauchst

Am Sonntagabend fand dann die „Orgafete“ des Kirchentages unter dem Motto „Party soviel Du brauchst“ statt. Diese Party für Ehrengäste des Kirchentages, für die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, für die Hakas und für die Hallenleiter war ein gelungener Abschluss eines grandiosen Kirchentages von dem ich im Prinzip nichts außer den Veranstaltungen in unseren Säalen mitbekommen habe. Aber ich würde es jederzeit wieder tun! Und wer weiß, vielleicht bin ich schon beim Katholikentag 2014 in Regensburg mit einem neuen Hallenleiterteam mit am Start.

Auf jeden Fall bin ich 2015 beim 35. Evangelischen Kirchentag in Stuttgart mit dabei. So Gott will und wir leben.

 

Weitere Infos:

Der Kirchentag wird smart

Wo singen die Wise Guys? Wann beginnt eigentlich das Offene Singen aus dem Liederbuch auf Plattdeutsch? Und wer ist bitte der Typ, der da vorne was über Generationengerechtigkeit erzählt?

Früher hätte man den fragenden Kirchentagsbesucher einfach auf das dicke Programmheft losgelassen. In diesem Jahr hat der 34. Deutsche Kirchentag sein Serviceangebot noch einmal verbessert und für iOS-User ein Kirchentags-App entwickelt, welches man sich ab sofort auf iTunes kostenlos herunterladen kann.

Im Rahmen des Vorbereitungstreffens durfte ich vor wenigen Wochen die Version 1.2 exklusiv testen. Mit Version 1.4 wurde das App nunmehr veröffentlicht. Da das Programm vollständig in die App integrieren wird, braucht man keine permanente Internetverbindung, was ein deutliches plus ist! So können auch mobile Geräte ohne UMTS verwendet werden, wie zum Beispiel ein iPod touch oder auch das iPad. Ein weiterer Vorteil ist natürlich auch, dass man während einer Veranstaltung im Flugmodus im Programm blättern kann!

Die App für Android-Geräte steht etwa ab dem 15. April 2013 ebenfalls zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Die Funktionen im Überblick:

  1. Übersichtliche Programmsuche
      Eine klassische Volltextsuche lässt viele Möglichkeiten offen, das Programm nach eigenen Interessen zu durchsuchen.
  2. Ortssuche
    Was passiert um mich herum? Wo bin ich eigentlich? Und wie heißt der Veranstaltungsort da vor mir? Wie komme ich am besten zum Congress Centrum? Die integrierte Karte lässt bei aktiver GPS-Ortung alle Möglichkeiten offen.
  3. Kirchentagsprogramm abspeichern
    Man hat eine interessante Veranstaltung gefunden und nun? Was seit Jahren auf kirchentag.de schon möglich ist, greift natürlich auch das App auf. Unter „Mein Kirchentag“ kann man sich nach einer kurzen Registrierung, die auch vom App aus möglich ist, sein eigenes Programm maßgeschneidert vormerken und bekommt sogar die aktuellen Programmänderung mit auf´s Handy.

 

Mein Fazit:

Das Kirchentags-App ist für den Smartphone-nutzenden Kirchentagsbesucher ein absolutes Highlight und MUSS!

 

Weitere Infos:

7 Wochen ohne – Der Kampf gegen den Käsekuchen

Ein wohlig warmer Duft liegt schwer im Raum. Es riecht nach warmen Kuchen. Frischem, leckrem Käsekuchen. Ich komme in die Küche, atme tief ein, meine Geschmacksknospen frohlocken. Doch statt mir einen Teller dieses schmackhaft aussehenden Kuchens zu nehmen, drehe ich ab und fülle mir meinen Kaffeebecher erneut. „Möchtest Du nicht doch vielleicht ein kleines Stückchen essen? Ich hab auch extra Käsekuchen gemacht. Denn isst Du doch auch so gern, nicht?!“ – Seufz. „Ja, klar, das ist auch total lieb, aber das geht nicht.“

Ich faste. Seit Aschermittwoch. 7 Wochen lang. 7 Wochen ohne Süßigkeiten, Gebäck, Kuchen, unnötigen Zwischenmahlzeiten, Coca, Fast Food und Alkohol. Die Messlatte liegt in diesem Jahr hoch. Hab ich selbst so gewollt. Das weiß meine Kollegin, als sie mir dann doch noch demonstrativ einen Stück Käsekuchen anbietet. Ich lehne ab, innerlich zerreißt es mir das Herz. Natürlich möchte ich ein Stück essen und das nicht nur aus Höflichkeit. Aber sie weiß auch, dass ich nicht kann.

Der Sinn der Übung besteht ja im bewussten Verzicht. Wie oft wurden mir in den vergangenen Wochen Kekse, Schokoladenstückchen und andere Köstlichkeiten angeboten? Ich habe nicht mitgezählt. Ich habe jedes Mal abgelehnt. Ich bin eisern geblieben. Habe meine eigenen Regeln eingehalten – okay mit einem kleinen Verstoß, als ich mit einem halben Glas Sekt auf meinen Geburtstag angestoßen habe.

Als ich vor zwei Wochen mit dem Bildungsausschuss das türkische Privatgymnasium TÜDESB in Spandau besuchte, wurden wir nicht nur äußerst freundlich und zuvorkommen begrüßt und betreut, sondern auch bewirtet. Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben. Aufgetischt wurde ein großes Buffet voller leckrer Kostbarkeiten, von denen ich meist gar nicht wusste, was genau es war, aber sie sahen sehr, sehr lecker aus. Ich hatte Hunger und wusste nicht so recht, wie ich mit der Situation umgehen sollte, da ich auch nicht unhöflich sein wollte. Hatte doch zuvor eine Kollegin der Piraten lauthals verkündigt, „die“ sollten sie mit dem Buffet „bloß in Ruhe“ lassen. Ich habe meinen Mut zusammengenommen und einem der Lehrer und dem Vorsitzenden meine Situation erklärt. Ich war mehr als erleichtert, als beide Verständnis für das religiöse Fasten zeigten und bei einer guten Tasse türkischen Tee kamen wir dann nett ins Gespräch.

Manchmal steckt man tief in seinen Gewohnheiten. Montag Nachmittag, ich bin mal wieder zu spät im Büro losgefahren, rase – äh fahre in angemessenen Tempo – quer durch die Stadt nach Spandau ins Rathaus: Fraktionsvorstandssitzung. Der Magen knurrt und sagt deutlich: gib mir was zu tun. Instinktiv fahre ich in die Drive-In-Straße des Schnellrestaurants meines Vertrauens. Moment. Was mache ich da eigentlich? Ich ohrfeige mich innerlich, setzte den Blinker erneut und fahre weiter nach Spandau – mit knurrendem Magen. Im Rathaus trinke ich dann einen halben Liter Wasser. Das ersetzt das Hungergefühl. Sowieso habe ich in dieser Fastenperiode so viel Wasser wie noch nie getrunken.

Ein netter, aber nicht maßgeblicher Nebeneffekt hat sich vielleicht auch durch das Wasser dann bei mir eingestellt: ich habe bis zum jetzigen Zeitpunkt seit Aschermittwoch fast 4,5kg abgenommen.

Mit dem „Halleluja“ im Ostergottesdienst in der Nacht zum Ostersonntag endet für mich die diesjährigen „7 Wochen ohne“. Ich werde mit guten Freunden den Gottesdienst voraussichtlich im Berliner Dom besuchen. Danach gibt es dann auch wieder Schokolade. Ich freu mich darauf. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei, wenn es in der Passionszeit heißt: „7 Wochen ohne“. Denn einfach kann ja jeder.

Der Kirchentagssong 2013

Exakt 50 Tage vor Beginn des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hamburg ist nun der Kirchentagssong 2013 veröffentlicht worden.

Die Musik wurde in diesem Jahr von Dieter Falk geschrieben. Der Text stammt von Mic Donet und Jasmin Shakeri.

Herausgekommen ist mal wieder in meinen Ohren kein massentauglicher Hit, sondern eine gefühlvolle Klavierballade. Wie schon beim Kirchentagssong 2011 von Bodo Wartke vermisse ich persönlich den Tiefgang und die Verbindung zum Kirchentag über das Kirchentagsmotto „Soviel Du brauchst“ hinaus.

Aber hört und urteilt selbst:

“Soviel Du brauchst”
(T: Mic Donet/Jasmin Shakeri; M: Dieter Falk)

 

Den Song könnt ihr auf der Homepage des Kirchentages downloaden: http://www.kirchentag.de/index.php?id=1963

Die Downloadmöglichkeiten:

 

Bild:kirchentag.de

So Du daran glaubst

Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

Hebräer 11,1

Vor kurzem wurde ich gefragt, was dieser „Segen“ ist, den ich gern Menschen zum Geburtstag, in schwierigen Zeiten oder einfach dann wünsche, wenn es passt – also eigentlich immer. Ich antwortete: „Es ist eine Zusage, die Gott Dir macht, die Dich schützen soll, die Dich auf Deinem Weg begleitet.“ In Gedanken füge ich dann hinzu: „So Du daran glaubst.“

Wikipedia definitiert Segen so:

Von der Bedeutung her entstammt der Begriff „Segen“ dem lateinischen Wort benedictio (Benediktion). Das bedeutet wörtlich: jemandem Gutes (bene) von Gott her zusagen (dicere). Ziel des Segens ist die Förderung von Glück und Gedeihen oder die Zusicherung von Schutz und Bewahrung.

Der Glaube an Gott ist ein fester Bestandteil in meinem Leben, der mal mehr und mal weniger Raum einnimmt. Ich habe Zeiten, in denen mein Glaube glühend ist und Zeiten, in denen ich zweifle. In denen ich dann zwar nicht Gott in Frage stelle, doch mich frage, ob er mich vergessen hat.

Als ich vorhin die heutige Tageslosung aus dem Hebräerbrief las, da war das wie ein Fingerzeig: „Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Hab Zuversicht und zweifle nicht!

konfirmationskreuzZu meiner Konfirmation habe ich von meiner Kirchengemeinde ein Kreuz geschenkt bekommen. Auf dessen Rückseite ist folgender Segen eingraviert: „Vor allem Unheil möge der Herr Dich schirmen und stets behüten Deine Seele“.

Der Glaube ist ein Geschenk, das es zu bewahren gilt. Nicht immer ist er einfach. Doch genau auf diese Hoffnung und die Zuversicht auf diese Hoffnung kommt es an. Und wenn das Schicksal es mal wieder nicht gut mit einem meinen sollte, habt Hoffnung – auch wenn es schwer fällt.

Wenn Du an Gott glaubst, ist der Segen ebenfalls ein Geschenk. Glaube und der Segen wird Dich stärken. Bis heute begleitet mich die Zusage meines Konfirmationskreuzes. Nicht mehr am Hals, aber doch im Herzen, weil ich daran glaube.

Helfen soviel ich kann

In 65 Tagen geht es wieder los. Über 100.000 Menschen reisen dieses Mal … nach Hamburg. Sie alle kommen, um gemeinsam zu feiern und zu diskutieren.

In 65 Tagen startet er wieder – der Deutsche Evangelische Kirchentag. Jenes Großereignis mit weit über 1 Million Besuchern, das mich seit 1999 in den Bann zieht. Seit 1999 habe ich keinen Kirchentag und seit 2004 auch fast keinen Katholikentag verpasst.

Aus ganz Deutschland und der Welt kommen sie, um gemeinsam zu feiern, zu tanzen, zu singen, zu beten, zu diskutieren. Der Kirchentag lädt alle ein: Große, Kleine, Alte, Junge, Religiöse, Atheisten, von nah oder fern, ganz egal. Alle sollen teilhaben am Fest des Glaubens.

Vom 1. bis zum 5. Mai reisen wir also in die Hansestadt Hamburg und wagen unter dem Motto „Soviel Du brauchst“ an spannenden Orten Kirchentag. Einer der vier Eröffnungsgottesdienste findet beispielsweise auf der Reeperbahn statt.

Auf 611 Seiten stehen den Kirchentagsbesuchern ein spannendes Programm zur Auswahl, das man sich hier herunterladen kann. Ab Anfang März wird dann auch die fortlaufend aktualisierte Programmdatenbank des Kirchentages freigeschaltet. Dadurch wird das Stöbern durch das Programm noch weiter erleichtert. Ein wirkliches Highlight erwartet uns ab dem 15. April! Denn ab diesem Tag wird es ein Kirchentag App geben, welches dann zum Download bereit steht.


„Helfen soviel Du kannst“. Diese Abwandlung des Kirchentagsmottos machen sich auch in diesem Jahr wieder weit mehr als 4.800 Personen zu eigen. Einer von Ihnen werde auch ich wieder sein.

Der Kirchentag lebt vom Ehrenamt. Er setzt bewusst auf die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Seit vielen Jahren sind sie ein fester Bestandteil des Kirchentages und von dort nicht mehr wegzudenken. Mit ihrer Motivation und dem Ehrgeiz den Kirchentag gelingen zu lassen und ihrer gutgelaunten und freundlichen Art bereichern sie ihn immer wieder und geben dem Kirchentag sein Gesicht, das ihn von allen anderen Veranstaltungen unterscheidet. Sie sind unverzichtbar und wichtig, denn ohne sie läuft nichts bei diesem Großereignis!

Kirchentag: Saal überfüllt

In diesem Jahr werde ich mich als Hallenleiter in den Kirchentag einbringen. Eine neue Herausforderung, nachdem ich die letzten Jahre immer als Gruppenleiter mit einer tollen Truppe aus ebenfalls kirchentagsbegeisterten Freunden mitgewirkt habe. Oft werde ich gefragt, was die Begeisterung für den Kirchentag ausmacht. Ich antworte meistens so: „Du kommst aus Deinem Alltag raus, es ist egal, was und wer Du bist. Es kommt darauf an, dass Du Dich mit in die Kirchentagsfamilie einbringst. Dich einlässt auf das, was da kommt, auf viele neue Menschen, Eindrücke und Herausforderungen. Dass Du mit Spaß und Kreativität an die Dinge herangehst, die trotz akkribischer jahrelanger Planung dann doch ungeplant blieben. Wenn mal eben in 10 Minuten 300-400 Stühle abgebaut werden müssen, die Klimaanlage in einem mit 500 Menschen vollen Raum ausfällt, wenn am Abend der Begegnung mit seiner Kerze in einem Meer aus glücklichen Menschen steht und merkt: Du bist ein Teil dieser Gemeinschaft.“

In den vielen Jahren, in denen ich zum Kirchentag fahre, habe ich einige Freunde in ganz Deutschland gefunden, die mit mir eben diese Begeisterung teilen. Drei von ihnen zähle ich mittlerweile mit Stolz zu meinen engsten Freunden und das, obwohl wir unterschiedlicher nicht sein könnten.

In drei Wochen fahre ich zum sogenannten OD/HL-Wochenende (Für Außenstehende: Ordnungsdienst-/Hallenleiter-Wochenende) nach Hamburg. An diesem Wochenende kommen rund 300 Gruppenleiter und 150 Hallenleiter nach Dresden, um den Einsatz der Kirchentagshelfer vorzubereiten. Ich freu mich drauf. Es geht wieder los. Hamburg, wir kommen!

Weitere Infos:

Der Papst tritt zurück – und die Medien treten zu.

Papst Benedikt XVI.

„Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewißheit gelangt, daß meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“

Diese Worte werden wohl in die Geschichte eingehen. Gesprochen wurden sie von Papst Benedikt XVI. am Rosenmontag, den 11.02.2013. Ein großer Schritt für Joseph Alois Ratzinger.

Es ist kurz vor Mittag, als sich plötzlich im Nachrichtenticker auf meinem Bildschirm die roten Zeilen, die für Eilmeldungen der Agenturen stehen, überschlagen. „+++ EIL EIL: Papst tritt zurück +++“. Bitte was? Ist das ein schlechter Scherz? Ich gucke meinen Kollegen an und frage über den Schreibtisch hinweg: „Ist heute der 1. April?“ Nein, war es nicht, und die Eilmeldung, die im Fünf-Minuten-Takt ergänzt und korrigiert wurde, leider keine Ente.

Mit dieser Nachricht hat Papst Benedikt wohl alle überrascht. Nur wenige waren eingeweiht. Seine Botschaft kurz, klar und gewohnt wortstark:

Liebe Mitbrüder!

Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewißheit gelangt, daß meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Ich bin mir sehr bewußt, daß dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, daß ich mein Unvermögen erkennen muß, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen. Im Bewußtsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so daß ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muß.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.

In der Tat sieht das canonische Recht die Möglichkeit vor, dass der Papst von seinem Amt zurücktreten kann. Letztmalig wurde es wohl 1294 in Anspruch genommen.

Damit beginnt am 28. Februar 2013 um 20 Uhr eine neue Zeit der Sedisvakanz. Der Kardinalkämmerer Tarcisio Kardinal Bertone wird dann die Verwaltung der katholischen Kirche übernehmen, bis der neue Papst gewählt ist. Kardinal Bertone wird das nächste Konklave einberufen, welches 15, spätestens jedoch 20 Tage nach dem Tod/Rücktritt eines Papstes stattfinden muss. Somit wird es zum Osterfest, dem Fest der Auferstehung, einen neuen Hirten der katholischen Kirche geben.

titanic_papst

Das Satire-Magazin „Titanic“ zum Papstrücktritt.

In den Tagen nach dem Rücktritt haben wir viele Kommentare zum Rücktritt Benedikts lesen dürfen. Aus dem Hurra-Wir-sind-Papst-Land wurde plötzlich das Gott-sei-Dank-er-ist-weg-Land.

Schlagzeilen wie „Gott sei Dank“ (TAZ) und „Papst überrascht die Welt: Rücktritt aus heiterem Himmel“ (Spiegel Online) gab es jeden Tag. Einhelliger Tenor der schreibenden Zunft: gut, dass er weg ist. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Wo waren denn diese Stimmen in den vergangenen Jahren? Wie können sich Journalisten, die denken, dass der Papst der „Stellvertreter Gottes“ auf Erden sei (Ist er nämlich gar nicht! Er ist der Stellvertreter des ersten Apostels Petrus bzw. damit auch Stellvertreter Christi auf Erden), darüber erdreisten, zu urteilen, ob es einem 85-jährigen (noch) zuzumuten ist, so in der Öffentlichkeit zu stehen bzw. so das wohl höchste Amt auf Erden auszuüben?

Wie bewusst negativ die Medien das Bild der Kirche zeichnen wollen, sieht man leider ganz gut am Bespiel der Berliner Morgenpost, die am 13.2.2013 titelte: „Woelki kritisiert Benedikt XVI. wegen Rücktritt„. Moment mal! Zufällig hatte ich das Statement von Kardinal Rainer Maria Woelki am Abend zuvor in der RBB-Abendschau gesehen. Der Tenor war ein ganz anderer! Und die Morgenpost schreibt auch selbst direkt unter dieser Überschrift:

„Berlins Erzbischof Rainer Maria Woelki glaubt, dass der Papst sein Amt durch den Rücktritt „entzaubert“ habe. „Das Papstamt wird dadurch entmystifiziert“, sagte Woelki. „Und vielleicht ist das auch gut so. Kein Priester oder Bischof sollte Macht ausüben – er hat nur Vollmacht. Und die kommt von Jesus Christus.“

Wo bitte ist da eine Kritik an Papst Benedikt? Das scheint sich auch die Pressestelle des Erzbistums Berlin gefragt zu haben, die in einer Presseerklärung klarstellt: „[…] Kardinal Woelki betonte, wie sehr er diesen freien und vor dem Gewissen verantworteten Schritt bewundere. Dass man dies als Kritik an der Entscheidung des Papstes missversteht, könne er nicht nachvollziehen.“

Offenbar passt es den Journalisten nicht in dem Kram, dass Papst Benedikt nicht wie Papst Johannes Paul II. seinerzeit öffentlich sterben möchte. Vielleicht ist der Rücktritt ja genau der erste Schritt zu dieser Neuordnung der Kirche – und dieser „sogar“ von Benedikt selbst angestoßen. Mal abgesehen davon, dass jetzt ein jüngerer Papst nachfolgt.

Absolutes Unverständnis habe ich jedoch für die Evangelische Wochenzeitung „Die Kirche“, die über ihre Titelstory titelte „Acht verlorene Jahre“. Ich frage mich: „Was soll das?“

diekirche_papst

Screenshot der Facebook-Seite der evangelischen Wochenzeitschrift „die Kirche“ vom 15.02.2013.

Auf Facebook haben sich auch andere Leser über diesen Titel und die Titelstory echauffiert. Eine Leserin hat es in ihrem Kommentar ganz gut auf den Punkt gebracht:

„Ich finde den Titel und den Kommentar extrem peinlich. In einer anderen Zeitung würde ich beides verzeihlich finden, dass aber eine kirchliche Publikation sich nicht die Mühe macht, die Arbeit Benedikts differenzierter zu beurteilen, ist sehr, sehr enttäuschend; der Kommentar kommt über populistische Plattitüden nicht hinaus. Vieles, was Benedikt getan und erreicht hat, kann man gerade aus protestantischer Sicht zu Recht problematisieren und auch kritisieren, weil wir uns eine andere Einstellung zu der Kirche und den Kirchen wünschen. Wenn man aber fragt, was Benedikt für seine Kirche getan hat, dann wird man ihm damit nicht gerecht, denn verloren war manches (aber nicht alles) an diesen Jahren vielleicht für die Ökumene, aber ganz sicher nicht für die katholische Kirche, auch wenn die Erfolge oft weniger augenscheinlich sind als die Skandälchen. Jeder erinnert sich an die Holocaust-Äußerung von Williamson. Viel weniger wird wahrgenommen, dass Benedikt sich nicht nur um die Piusbrüder, sondern auch um die Angelikaner und andere Kirchen außerhalb der katholischen sehr bemüht hat und es tatsächlich geschafft hat, durch geschicktes Verhandeln und die Schaffung spezieller Institutionen Menschen, Gemeinden und ganzen Kirchen einen Weg in die katholische Kirche zu öffnen.
Man kann und man sollte das aus protestantischer Sicht problematisieren, weil es ein Verständnis von Ökumene ist – Ökumene bedeutet, dass alle wieder den Weg in die katholische Kirche finden – gegen das sich die EKD völlig zu Recht verwahren sollte. Mit der Schlagzeile „Acht verlorene Jahre“ wird man dem aber gerade nicht gerecht. Weder, wenn es darum geht, die dahinter stehende Leistung zu würdige, noch wenn es darum geht, die kritikwürdigen Punkte so zu sehen und darzustellen wie sie wirklich sind. Anders gesagt: Das Ökumeneverständnis Benedikts ist in der Tat hoch problematisch, allerdings ist Teil des Problems, dass die Jahre seines Pontifikats in dieser Hinsicht eben nicht verloren, sodnern sogar ausgesprochen produktiv waren. Dass dies von einer kirchlichen Zeitung so sehr und völlig verkannt wird, tut weh. Oder es ist eben eine radikale Verengung auf den eigenen Blickwinkel, ohne dies zuzugeben. So oder so: Die Schlagzeile wie der Kommentar erscheinen auf jeden Fall deprimierend kleingeistig.“

In diesen Tagen meinte jemand zu mir: „Das Papst-Amt ist eines, bei dem ich erwarte, dass der Amtsinhaber im Amt verstirbt.“ Makaber, aber irgendwie nicht von der Hand zu weisen. Dennoch: Ich kann mich noch gut an jenen März 2005 erinnern, als tagelang in Live-Sondersendungen aus dem Vatikan berichtet wurde, als Johannes Paul II. im Sterben lag. Ja, ich saß vor dem Fernseher und habe mit diesem Mann, den ich nie zuvor traf, mitgefühlt. Ein Tod als Mediengroßereignis.

Aber darf der Tod zu einem Mediengroßereignis verkommen? Geht es genau darum? Nein! Geht es darum, den Zeitungsabsatzmarkt mit Negativ-Meldungen über die (Katholische) Kirche zu überziehen, weil es grad Mainstream ist und es im Gesamtgefüge der Kirche nicht zu duldende Missbrauchsvorfälle gab? Für die Medien wohl offensichtlich! Papst Benedikt ist Mensch und bleibt es auch. Und als dieser hat er unseren Respekt verdient. Er wollte nicht Papst werden. Er wollte nicht an vorderster Front stehen. Ihm war die Öffentlichkeit unangenehm. Und genau aus diesen Gründen haben wir seine Entscheidung zu respektieren. Niemandem und schon gar nicht denjenigen Journalisten, die eine Kirche noch nie von innen gesehen haben, steht es nicht zu, diesen Schritt zu kritisieren.

Ich habe großen Respekt für diese weitreichende Entscheidung Benedikts. Ich wünsche ihm von Herzen noch viele Lebensjahre. Gern denke ich an die bewegende Papstmesse im Berliner Olympiastadion im September 2011 zurück, aber auch an theologische Ansätze wie „Ratze schafft die Vorhölle ab„. Sicher, von einem deutschen Papst hatten sich viele evangelische Christen in der Frage der Ökumene „mehr“ erhofft, aber ich glaube, die Ökumene muss und kann von „unten“ kommen und nicht verordnet von „oben“.

Am 28. Februar geht ein Papst, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein stärker intellektuell geprägtes Wirken an den Tag gelegt hatte. Dies merkt man an seinen Büchern, die ich mit großem Interesse gelesen habe, an seinen Reden und ergibt sich aus seiner Vita. Auch der Umgang mit den anderen Weltreligionen war von seiner intellektuellen Sicht geprägt.

Ich bleibe meinem Stil treu und schließe mit: „Mach es gut, Ratze. Danke und vergelt´s Gott.“

7 Wochen ohne – Riskier was, Mensch!

7 Wochen ohne? Etwas riskieren? Klingt spannend. – Ich soll fasten? Bitte was? Fasten? Ist das nicht so etwas super fanatisches? Da darf ich doch dann gar nichts mehr essen, oder? Ich mein, Diät machen kann ich auch anders.

Viele Vorurteile schießen einem heute entgegen, wenn man von der Fastenzeit berichtet. Aber auch Neugierde. Was es mit der Fastenzeit und Ostern auf sich hat, habe ich vor zwei Jahren in meinem „Thementag Ostern“ zusammengefasst.

Der aufmerksame Leser weiß, dass ich mich seit nunmehr bestimmt über 10 Jahren jedes Jahr an der Fastenaktion der Evangelischen Kirche „7 Wochen ohne“ beteilige. 7 Wochen ohne bedeutet nicht, das Essen einzustellen, den Körper zu martern. 7 Wochen ohne ist vielmehr eine Einladung, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag bewusst zu erleben und zu gestalten. Das heißt, mehr oder weniger lieb gewonnene Gewohnheiten zu durchbrechen, die Routine des Alltags zu hinterfragen, seinem Leben möglicherweise eine neue Wendung zu geben oder auch nur wiederzuentdecken, worauf es ankommt.

Wir kennen das alle: wir sitzen am Schreibtisch, futtern unbewusst einen Keks hier, ein Stück Schokolade da. Wir haben angeblich zu wenig Zeit, darum reicht es maximal für eine Pizza im Ofen, für den Döner an der Ecke. Unbewusst, weil es einfach ist. Die Fastenzeit soll dieses unbewusste ins Bewusstsein rufen. Du merkst sofort, was sich da so in deinen Alltag eingeschlichen hat, wenn Du zum ersten Mal freudig den Keks, den dir die Kollegen anbieten, ablehnst. Und wie oft dir der Keks am Tag angeboten wird.

7 Wochen ohne – Riskier was, Mensch! Das Motto 2013 bezieht sich direkt auf das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgerufene Jahr der Toleranz. Gegensätze, unterschiedliche Auffassungen und Ansichten sollen im zwischenmenschlichen Gespräch ehrlich ausgetauscht werden und nicht hinter einer Mauer des Schweigens, der Abwendung und des Desinteresses verschwinden.  die Fastenden ihre Manschetten ablegen und Tacheles reden: ein offenes Wort wagen, auch wenn der Chef stirnrunzelnd danebensitzt, oder dem Partner mutig sagen, dass er sich verrennt. Schon Martin Luther meinte: „Die Geister lasset aufeinanderprallen, die Fäuste haltet stille.“

Mehr als drei Millionen Menschen beteiligen sich jährlich an dieser Aktion. Und jährlich werden es mehr.

Ich persönlich faste wie jedes Jahr auf Schokolade, Süßigkeiten, Kuchen, Gebäck, Fast Food und Alkoholika. Das fällt mir am schwersten. Für besondere Notfälle habe ich mir drei Ausnahmen vorgenommen. Ich werde hart an mir arbeiten, dass ich dieses Jahr dieses Ziel nicht überschreite.

Seid ihr dabei? Riskiert ihr etwas? 7 Wochen ohne! Macht´s mit! Am Mittwoch, den 13 Februar geht´s los!

 

Weitere Infos zur Aktion:

Gedanken zur Jahreslosung 2013

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“

So lautet die Jahreslosung 2013, die wir im Hebräerbrief in Kapitel 13, Vers 14 finden.

Als ich mir vornahm ein paar Zeilen über die Jahreslosung zu schreiben, fand ich das ganz einfach. Eine von grundauf postive in die Zukunft gerichtete Botschaft, die uns aufrütteln soll.

Anders als die anderen Paulus-Briefe richtet sich der Hebräerbrief nicht an eine spezielle Gemeinde, sondern eher an alle Glaubenden zu Paulus Zeiten. Wir finden die Jahreslosung im letzten Kapitel, wo es traditionell die abschließenden, mahnenden Worte gibt. Paulus mahnt, Liebe und Gastfreundschaft nicht zu vergessen, das Geld nicht für allein selig machend zu halten oder die biblischen Lehrer im Herzen zu bewahren.

Puh.

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Geht hinaus, will Paulus uns zurufen. Macht es euch nicht bequem, sondern tut etwas. Lasst Euch nicht von falschen Vorstellungen und Lehren leiten, sondern sucht die Zukunft – und ich füge mal im Sinne Paulus‘ an – in Vertrauen auf Jesus Christus.

Um dieses „leiten lassen“ und „suchen“ geht es. Auf Twitter habe ich heute gelesen: „Wenn der Herr mein Hirte sein soll, muss ich den Hirten auch meinen Herrn sein lassen.“

Was suchen wir denn? Und aus welchen Gründen? Ganz persönlich suchen wir wohl unser eigenes Glück, die uns erfüllende Liebe, Geborgenheit, Wärme. Da kann jeder noch so flüchtiger Moment, der uns dieses verheißt, Hoffnung erwecken. Hoffnung als Kraft der Zukunft.

Vielleicht suchen wir aber nicht nur für uns selbst. Für uns alle, für uns gemeinsam. Wir suchen die kleinen Dinge, die das Große „besser“ machen. Den Weg aus der Armut, den Weg der Völkerversöhnung, Frieden. Suchen, um etwas in Zukunft anders zu machen. Anders ist nicht automatisch besser, aber ist doch der Drang nach Veränderung fast immer mit dem Wunsch des Besseren verbunden.

Und damit sind wir auch beim „leiten lassen“ und meinem Twitter-Satz. Wie auch immer man die zukünftige Stadt sucht, es kommt auf die Leitmotive an. Will ich etwas zu meinem persönlichen Vorteil ohne Rücksicht auf andere machen oder richte ich mein Handeln zum Wohle der Gemeinschaft aus? Und ja, es ist vollkommen okay, auch mal egoistisch zu sein und etwas zum eigenen Vorteil zu suchen (Liebe, Geborgenheit und so), aber eben nicht auf Kosten anderer.

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ In diesem Sinne geht hinaus in das Jahr 2013 und sucht die Zukunft. Ich wünsche Euch, dass ihr das findet, was ihr sucht.

 

PS: Lasst mich gern wissen, was ihr mit der Jahreslosung 2013 verbindet.