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Wenn Pfarrer Hausverbote in der eigenen Gemeinde erhalten…

Bild der Petrikirche um 1730

Bild der Petrikirche vor 1730

Auf den ersten Blick erscheint diese Überschrift lustig. Auf den zweiten Blick eröffnet sie eine ganze Tragödie, die sich hier in Berlin abspielt – und das in der angeblich ältesten Gemeinde Berlins.

Die Gemeinde ist erst vor einigen Jahren aus drei Gemeinden gebildet worden. In diesem Jahr wurden in den Fusionsverhandlungen getroffene Absprachen gebrochen, was immer mehr zu einer Eskalation der Situation führt. Mittendrin ein guter Freund von mir, der die Streitigkeiten als Mitglied des Gemeindekirchenrates aus erster Hand live mitbekommt und der zu den Mitbegründern der „Die Freunde der Petri-Kirche Berlin“ gehört.

9. Januar 2010

Gottesdienste im St. Petri-Kirchsaal untersagt

Pfarrer i.R. Gerhard Boß (77), 35 Jahre lang Pfarrer in St. Petri-Luisenstadt (von 1962 bis 1997) wurde am Freitagabend gegen 20.45 Uhr von Gregor Hohberg, Pfarrer der fusionierten Gemeinde St.Petri-St.Marien, telefonisch Hausverbot für das Gemeindehaus in der Neuen Grünstraße 19 erteilt.

Nachdem am Sonntag davor (3. Januar) offiziell der letzte Gottesdienst im dortigen St. Petri-Kirchsaal gehalten, aber gleich am Anfang aus Protest gegen die Schließung von etwa 55 Personen verlassen wurde, vereinbarte man, im St. Petri-Kirchsaal alle 14 Tage einen von Ehrenamtlichen verantworteten Gottesdienst zu halten. Pfarrer Boß war bereit, im ersten Gottesdienst dieser Art die Predigt zu übernehmen.

Diese ehrenamtliche Initiative wurde nun kirchenamtlich untersagt.

Pfarrer Hohberg drohte Pfarrer i.R. Boß mit einem Disziplinarverfahren.

Quelle: www.petrikirche-berlin.de
Update (10. Januar 2010):
Heute trafen sich über 50 Gemeindeglieder in einer privaten Wohnung, um dort den Gottesdienst zu feiern, der ihnen im St. Petri-Kirchsaal verweigert wurde. Die dort versammelte Gemeinde ist festen Willens, die weit über 750-jährige Gottesdiensttradition von St. Petri weiter aufrecht zu erhalten.

Pro Reli meldet 135 000 Unterschriften

Da staunte ich nicht schlecht, als ich heute morgen in die Zeitung schaute. 135.000 Unterschriften sollten plötzlich für das Volksbegehren „Pro Reli“ laut eigenen Angaben zusammengekommen sein. Hatte doch Pro Reli erst vor vier Tagen eine Unterschriftenzahl von 100.000 verkündet gehabt. Stören soll es mich nicht, aber aus der Erfahrung warte ich nun aber erst einmal ab, was denn der Landeswahlleiter für eine Zahl verkünden wird. Denn: nach den ersten zwei Monaten hatte Pro Reli von 70.000 Unterschriften gesprochen, wobei der Landeswahlleiter nur von rund 30.300 Unterschriften sprach…

Zur Erinnerung: Bis zum 21. Januar 2009 müssen 170.000 Unterschriften zusammengekommen sein, damit es im Juni 2009 zu einem Volksentscheid kommen kann.

Ein Schwerpunkt der Unterschriftensammlungen wird übrigens (wer hätte es gedacht…)auf den morgigen Christmessen am Heiligen Abend liegen. Pro Reli erhofft sich allein aus den Gottesdiensten rund 40.000 Unterschriften.

Auf große Resonanz scheinen übrigens die Briefe von Kardinal Sterzinski und Bischof Huber an alle Kirchenmitglieder gestoßen zu sein, auf die Pro Reli nun den großen Rücklauf an Unterschriften führt. Auch bei der Berliner SPD stellt sich so langsam eine gewisse Panik ein, was man an den skandalösen Äußerungen der führenden SPD-Politiker wie Herrn Innensenator Körting merken kann. Dieser kritisierte wie einige SPD-Genossen zuvor auch die Kirchen, dass diese ihre Mitglieder anschreiben und um Unterstützung für das Volksbegehren bitten. Hallo? Warum sollten die kirchenleitenden Menschen ihre Mitglieder nicht darüber informieren, dass im Land Berlin Menschen alles daran setzen, die Organisation (die Kirche) auf das Abstellgleis zu schieben? Ich frage mich, was daran falsch sein soll? Hat die SPD etwa Angst, dass rund 1 Million Berlinerinnen und Berliner (so viele Kirchenmitglieder gibt es nämlich in Berlin) mitbekommen, dass es die SPD zusammen mit der LINKEN ist, die die Kirche suksessive aus allem raushalten will?

Ich glaube nicht, dass Herr Körting sich anders verhalten hätte als Bischof Huber, wenn sich Parteien formiert hätten, die es sich zum Ziel gesetzt hätten, die SPD abzuschaffen oder zumindest aus dem politischen Raum zu verdrängen.

In diesem Sinne darf man nur hoffen, dass morgen viele, viele Unterschriften zusammenkommen und die Zahl von 135.000 Unterschriften annähernd die Zahl ist, die der Landeswahlleiter bald bestätigen wird!

Ralf Meister: „Unterschriften sammeln geht immer!“

Hinweis: Achtung der Ton ist wirklich sehr leise!

Ralf Meister ist Generalsuperintendent von Berlin und in dieser Funktion auch Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Er ruft zur Beteiligung des Volksbegehrens „Pro Reli“ auf. Sammelt fleißig Unterschriften!

Internetlink: www.pro-reli.de

Frohe Ostern

Meinen heutigen Blog-Eintrag möchte ich mit einem Ostergruß beginnen:

In allem Werden und Vergehen,
in allem, was auch kommen mag,
begleite uns die tröstliche Zusage
der Treue des Auferstandenen.

In allen Gewinnen und Verlusten,
in Gesundheit und Krankheit,
berühre uns die heilende Kraft
der Nähe des Auferstandenen.

In allen Anfängen und Abschieden,
im Glück und Unglück,
erfülle uns die verwandelnde
Hoffnung des Auferstandenen.

Paul Weismantel

Es wird langsam zu einer schönen „Tradition“, dass meine Kommilitonen und ich die Osternacht gemeinsam verbringen, denn was gibt es schöneres als einen solch bewegenden Moment der Andacht und letztendlich auch des gemeinsamen Fastenbrechens (*gg*) mit Freunden zu verbringen.
In diesem Jahr konnte sich Christian und seinen Wunsch nach einem evangelischen Ostergottesdienst durchsetzen. Für den ein oder anderen mag das komisch klingen, aber ich hatte mich tatsächlich auf einen katholischen Gottesdienst gefreut. So entschied man, da wir ja alle gemeinsam die Osternacht verbringen wollten, dass wir in die evangelische Kirche Zum Heilsbronnen in Schöneberg gehen.

Es ist jedes Mal auf´s Neue interessant mit fünf weiteren Theologiestudenten in einen Gottesdienst zu gehen und währenddessen oder auf im Nachhinein einzelne Elemente des Gottesdienstes zu diskutieren. Was mich in diesem Gottesdienst tatsächlich wirklich – auch im Vergleich zum katholischen Gottesdienst im letzten Jahr – störte, war dass das Osterlicht durch zwei Kerzen in die Kirche getragen wurde und die Osterkerze nur mittels einer weiteren Kerze angezündet wurde. So ging das Licht der Kerzen, welches dann an die Gottesdienstbesucher weitergereicht wurde, nicht von der großen Osterkerze aus, sondern von den zwei Kerzen. Auch hat es mir im besser gefallen, dass die Kirche gänzlich abgedunkelt war. Hier war die Kirche in ein schummriges aber doch helles Licht getaucht, in dem die Kerzen kaum zur Geltung kamen.

Ansonsten war es eine sehr schöne, klassische lutheranische Lithurgie.

Später dann vor der Kirche begangen wir die Osternacht – ebenfalls schon fast traditionell – mit dem Fastenbrechen und dem von einigen schon sehnsüchtig erwarteten „Osterwasser“ (in diesem Jahr Tequilla). Und so stießen Stephan, Theresa, Eike, Peter, Christian und ich bei eisigen Temperaturen auf die Osternacht 2008 an.

Anschließend ging es dann zu Stephan nach Hause, wo Theresa und Stephan einen wunderbaren Schokokuchen vorbereitet hatten. Liebevoll hatten sie zudem noch Buchstaben ausgeschnitten und diese auf den Kurchen gelegt und anschließend mit Puderzucker bestreut, so dass „Frohe Ostern“ auf dem Schokokuchen zu lesen war. Ein Hochgenuß nach sieben Wochen ohne Schokolade, Kuchen und anderen Süßigkeiten!!!

Später stieß dann noch Paul zu uns und so wurde es eine sehr schöne und gemütliche Osternacht!

Das Frühstück ließ ich dann einige Stunden später aus und fuhr direkt zum Mittagessen zu Aila. Dort gab es Lammkeule und später auch einen überaus leckeren Käsekuchen… wie hat mir das gefehlt… *seufz* 😉 Aber die Fastenzeit hat auch sein gutes. Ich hab sogar ein wenig abgenommen…
Abends fuhren Ailas Eltern, Aila und ich dann noch in eine Bowlinghalle, wo wir echt eine Menge Spaß hatten. Neben wirklich lustigen sportlichen Ergebnissen (Endergebnisse im ersten Spiel: Axel 113, Thorsten 112, Aila 111 Punkte) und einem sensationellen zweiten Spiel, wo wir alle mit einigen Strikes begonnen, hatten wir auch Glück in den netten Bowlingsspielen, die so von den Betreibern der Bowlinghalle angeboten wurden. Nach zwei Stunden Bowling hatten wir sage und schreibe 14 kleine Feiglinge gewonnen… und das „Zielwasser“ machte seinem Namen alle Ehre! Komischerweise trafen wir alle nach dem Trinken der kleinen Flaschen viel besser… *gg*

Am späten Sonntagabend nahm ich dann nach fast einem dreiviertel Jahr Abschied von meinem Online-Game „Travian“. In der Endphase des Spiels fehlte mir einfach der Antrieb und vor allem die Zeit, die für das Spiel notwendig wäre.

Ich wünsche Euch allen noch ein gesegnetes Osterfest!

Gott sei Dank – Wir haben eine Bank!

Was macht man, wenn man eine sieben Meter lange Kirchenbank in keinen Transporter bekommt?! – Richtig, man baut sich ein rollendes Gerüst, packt die Bank darauf und schiebt die Bank durch Berlin!

So haben wir es gestern gehalten!

Doch warum das ganze? Die Jugendkirche Berlin wurde Ende Januar im Wedding eröffnet, das Gemeindhaus wurde schön gestrichen, jetzt fehlte nur noch was Altes, Schönes, Kirchliches – vieleicht eine Kirchenbank… In der ungenutzten Zwinglikirche in Friedrichshain stehen viele Bänke rum. Da kam man auf die Idee, dass sich sich dort sicherlich eine „ausborgen“ könnte! Aber wie nun die sieben Meter lange Bank die sieben Kilometer lange Strecke von A nach B bekommen?

In einer Prozession zum Pfingstsonntag sollte die Bank nun ihre Kirche wechseln!

Und so trafen sich zwölf wackere Leute am Pfingstsonntag um 11 Uhr an der Zwinglikirche und schoben nun die „rollende Bank“ gen Westen.Vorbei am Ostbahnhof und etwas später auch dem Roten Rathaus ging es zur ersten längeren Pause auf dem Alexanderplatz vor der Marienkirche.Nach und nach schloßen sich noch einige unserer Prozession an, so dass unsere Truppe zwischenzeitlich 25 Personen zählte.
Vom Alex ging es dann über den Hackeschen Markt über die Torstraße hin zum Rosenthaler Platz, wo wir von einer Zivilstreife der Polizei angehalten wurden… Nach etwa 20 Minuten netter Diskussion mit den beiden Herren tauchte ein Funkwagen auf, der uns von nun an mit Blaulicht den „Rücken frei hielt“, da der Bürgersteig zu schmal war und wir deshalb auf die Fahrbahn ausweichen mussten.
Als wir an der Bernauer Straße an der Mauergedenkstätte vorbeikamen um auch dort eine kleine Andacht zu halten, tauchte plötzlich das RBB-Fernsehen auf. Von der Mauergedenkstätte war es nun nicht mehr so weit – glücklicherweise, denn nachdem das Fernsehen weg war, fing es leider an zu regnen – und so kamen wir um etwa 15 Uhr in der Jugendkirche an.
Nach einer Andacht vom Landesjugendpfarrer und dem anschließenden feierlichen Einzug der Kirchenbank in das Gemeindehaus der Jugendkirche folgte natürlich noch ein obligatorisches Gruppenfoto auf der Bank!
Grillwürstchen rundeten dann auch noch kulinarisch die gelungene Aktion ab!

Hier der RBB-Beitrag in der Hauptausgabe der Berliner „Abendschau“: http://www.rbb-online.de/_/includes/multimediakonsole/mmkonsole_jsp/key=multimedia__5933193.html

Im Wortlaut:

„Ungewöhnliche Pfingsprozession durch Mitte. Eine sieben Meter lange Kirchenbank haben Jugendliche auf Rollen durch die Innenstadt gezogen. Mit mehreren Andachten wie hier an der Mauergedenkstätte. Ursprünglich galt es nur ein Transportproblem des sperrigen Möbelstücks zu lösen, das der evangelischen Jugendkirche gespendet worden war. Unter dem Motto „Hurra wir haben eine Bank“ ergriffen die Teilnehmer die Gelegenheit um auf die Nachwuchssorgen der Kirchen hinzuweisen.“

Neues von der Podiumsdiskussion

Der aufmerksame Leser weiß: ich habe ja die große Ehre während des Kirchentages an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen.

Wer es nicht (mehr) weiß, der sollte mal an den rechten Seitenrand schauen oder noch einmal den Beitrag „Partizipation von Jugend in Kirche“ lesen.

Das Thema scheint nunmehr ein wenig abgewandelt worden zu sein. Es lautet nun „Jugend in Kirche ist … lebendig und kräftig und schärfer!“

Diskutieren werde ich mit Catharina Covolo (eine Jugendliche aus der Evangelischen Jugend Oldenburg), mit dem Bischof der Kirchenprovinz Sachsen Axel Noack und dem Badischen Landesjugendpfarrer Eberhard Koch.

Das kann spannend werden. Schaut doch vorbei: Freitag, 08. Juni 2007 von 15 bis 16 Uhr an der Open-Air-Bühne im Rheinpark. Das ist im Messegelände und findet ihr auf dem Kirchentagsstadtplan unter der Nummer 151 im Planquadrat K9!

Sobald ich den Flyer habe, reiche ich Euch den nach… (ihr könnt Euch eh nicht dagegen wehren… *gg*)

Ostern in drei Akten

Das wichtigste zuerst: GESEGNETE OSTERN!!!

Meine heutige Osternacht möchte ich Euch in drei Akten schildern:

AKT 1: DER (KATHOLISCHE) OSTERGOTTESDIENST
Die heutige Nacht verbrachte ich mit meinen sieben Kommilitonen Stephan, Theresa, Peter, Christian, Collin (!), Tanja und Paul, wobei Paul erst im zweiten Akt zu uns gestoßen ist.
Verabredet hatten wir uns zu 20.45 Uhr am Nollendorfplatz, von wo aus wir zur nahegelegenen St.Matthias-Kirche starten wollten, um dort den Ostergottesdienst zu besuchen.
Nun mag der aufmerksame Leser sich fragen: Warum gehen sieben Studenten der evangelischen Theologie in einen katholischen Ostergottesdienst? Um der Ökumene Willen? Oder weil die Liturgie der katholischen Hochmesse doch „schöner“ ist als ein evangelischer Gottesdienst? Nun, diese Frage lasse ich hier mal offen.

Wir fanden die Kirche absolut finster vor. Kein Licht. Nur ab und an das Funzeln einer Taschenlampe. Nach und nach gewöhnten sich unsere Augen an das Dunkel und wir erkannten, dass die Kirche voller Menschen war. Wir suchten also nach freien Plätzen und stießen dabei auf den Haupteingang der voller Menschen war, die von dort das Osterfeuer betrachteten, welches wir bereits gesucht, aber nciht gefunden hatten, da wir von der anderen Seite der Kirche kamen…

In diesem Moment begann die Messe und die Stimme der Zelebranten wurde vom Osterfeuer in die Kirche übertragen. Nach einigen Gebeten war es dann (endlich) so weit: Die riesige Osterkerze 2007 wurde entzündet und in einer würdevollen Prozession in die Kirche getragen. Vom Altarraum aus wanderte das Osterlicht nun über viele, viele Kerzen durch die Kirche auch zu uns nach hinten. Es war ein ergreifender Moment.
Währenddessen hatten auch wir uns mit einige Kerzen vesorgt, die es unweit von unserem Standort (wir hatten keine Sitzplätze mehr gefunden) für einen Euro zu erstehen gab.
Nach den ersten Hochgebeten setzte dann auch die Orgel ein, zuerst leise, dann immer lauter und schien dann schließlich in einem „Kreischen“ der Orgel aufzugehen. Untermalt wurde diese dramatische Musik durch das stufenweise angeschaltete Licht, welches widerum seinen Höhepunkt im Punktstrahler auf das Kruzifix fand.

Die nachfolgende Messe muss ich nun nicht mehr in solcher Detaitreue schildern. Nur so viel: nach zweieinhalb Stunden, war dann der Gottesdienst zu Ende und wir verließen recht beweihräuchert das Kirchenschiff.

AKT 2: DAS ENDE DER FASTENZEIT
Mit dem Ende des Gottesdienstes um etwa 23:40h war nun auch die siebenwöchige Fastenzeit beendet und vorbereitet wie wir nun mal sind, hatten wir natürlich auch den ersten Alkohol dabei, welchen wir uns direkt vor der Kirche stilecht in Plastikbechern genehmigten. Von dort aus ging es dann in eine kleine Kneipe, wo dann ausführlich das Ende der Fastzeit begoßen wurde und Theresa und ich uns das erste Stück Schokolade seit sieben Wochen genehmigten.
Collin
Tanja
Peter mal ganz locker...
Theresa und ich *gg*
Christian und Stephan

AKT 3: DIE HEIMFAHRT
Gegen halb vier Uhr in der Frühe brachen wir dann auf. Stephan brachte mich noch zum U-Bahnhof Bayerischer Platz von wo aus ich zum U-Bhf Jungfernheide fuhr, um von dort aus das Auto zu nehmen. Warum ich das erzähle?

Stell Dir mal folgende Situation vor: Es ist kurz vor vier Uhr in der Früh und Du sitzt allein in einer Berliner U-Bahn als Dich plötzlich eine junge Dame anspricht und fragt, ob Du Du bist… ja so richtig mit Vor- und Zunamen! Nun ich war zunächst mehr als verwirrt, kannte ich die Person doch überhaupt nicht. Als ich meine Identität bestätigte, meinte diese nur, dass sie damit dann 10 Euro verloren hätte, da ihre Freundin dort hinte mich über jemand anderen kennen würde. Nun ich drehte mich um, erkannte aber auch die Freundin nicht, da sie eine Kapuze trug. Nun ja… das war schon sehr merkwürdig… beim Aussteigen habe ich mir die Freundin dann noch einmal kurz genauer angeschaut und nun hatte ich doch eine Ahnung, woher ich sie kenne. Doch warum man nun 10 Euro auf mich wettet, bleibt mir schleierhaft…

Was bisher geschah

Die wichtigste Nachricht ist, dass Aila zurück ist! Nun nicht braungebrannt, aber doch immerhin leicht gerötet, was sehr süß ausschaut.

In der vergangenen Woche habe ich mich viel mit dem Kampf vom Trienter Konzil mit den Ansichten des Herrn Luther rumgeschlagen… die historische Darstellung ist nun endlich mit 21 Seiten fertig, aber nun folgt ja noch der Interpretationsteil… *heul* Aber das Ende ist in Sicht.

Neben Luther standen dann noch die Jugendkammer, ein Open-Space zum Thema „Was wollen wir für die Kultur des Ehrenamtes in der Kirche tun“ und die Mitgliederversammlung des Landesjugendringes an. Letztere war wie immer sehr lohnend…

Am Samstag abend sind Aila und ich – nachdem wir nun endlich die Gropius-Passagen gefunden hatten – shoppen gegangen. Dabei sprang für mich u.a ein neuer Anzug, ein paar Shirts und ein wohlriechendes Parfum heraus. Das darf ich jedoch nicht in Kombination mit dem Anzug (und schon gar nicht am Girls Day) nutzen (zumindest nicht, wenn Aila nicht dabei ist), denn sonst bekomm ich Haue. Ja so ist das mit dem Emanzipation…

Gestern haben Maddin, Sina, Joflo, Matthias (ein Freund von Joflo), Meike und ich bei Ralf einen langen Spielenachmittag veranstaltet. Wir haben knapp vier Stunden „Junta“ gespielt, was wir dann aber wegen einer gewissen Langeweile einiger hier nicht zu nennender Personen zu Gunsten eines Live-Krimis (www.mitspielkrimi.de) abgebrochen haben.

Der Nuntius Ron

oder: Mit dem SEP in Bad Freienwalde

FREITAG
Um 14.10 Uhr sammeln sich 30 Studenten der Theolgischen Fakultät in der Eingangshalle des S-Bahnhofes Hackescher Markt. Sie sind bewaffnet mit Rucksäcken und haben alle mindestens eines gemeinsam: sie alle gehören dem Studien-Eingangs-Projekt (SEP) – einem Pflichtkurs des ersten theologischen Fachsemesters – an.

An diesem Wochenende sind die eigentlich 50 SEP-Teilnehmer „eingeladen“ nach Bad Freienwalde zu fahren, aber nur 30 Studenten finden keine passende Ausrede – auch ich nicht. Mit der S-Bahn geht es nun zum Bahnhof Lichtenberg, wo wir in einen Zug der Ostdeutschen Eisenbahn steigen, der schon zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfüllt ist, denn warum auch immer, besteht dieser Zug an diesem Tage nur aus einem Wagon! Mit Drängeln und einer Menge Humor drücken wir uns dennoch alle in den Wagon und warten auf das Abfahren des Zuges. Doch schon eine Station später wird die Wagon-Gemeinschaft auf die Probe gestellt: eine ältere Dame will mit einem Fahrrad zusteigen. Erste Witze werden laut, wir könnten das Fahrrad ja über unseren Köpfen transportieren…wie auch immer wir es schafften, mit Mühe und Not wurde das Fahrrad wirklich noch untergebracht.

1,5 Stunden später kamen wir dann in Bad Freienwalde an. Eine trostlose Stadt in der Nähe der polnischen Grenze. Da die angemietete Jugendherberge etwa 3,5km vom Bahnhof entfernt liegt und es auch keine Busverbindung gab, machten wir uns also auf den Weg. Etwa eine halbe Stunde später kamen wir in unserer Herberge, dem „Haus Einheit“ an. Dieses liegt versteckt im Wald am Arsch der Welt. Naja, es sollte ja auch nur für eine Nacht sein.

Wir bezogen unsere Zimmer. Ich kam in einem überaus lustigen 8er-Zimmer unter mit einem (!) Hochbett, wie ich es noch nie gesehen habe! Dieses Hochbett nahm die ganze Breite des Zimmers ein. Auf zwei Ebenen lagen dort jeweils vier Matrazen nebeneinander und nur über das Fußende konnten wir auf die Liegefläche krabbeln.

Bereits im Zug wurden die ersten Biere gezischt. Bevor wir nun in die erste Arbeitseinheit gingen, wurde schnell noch ein zweites Bier getrunken. In Eikes und meinem Fall war es ein „Sturzbier“, was auch recht schnell durchschlug…

Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter hatten sich für das Wochenende ein Planspiel ausgedacht. Wir bekamen jeder per Losverfahren eine Rolle zugewiesen. Jeweils fünf Rollen bildeten eine Interessengemeinschaft.

Folgende Situation: 19.01.2041: Die EKBO und das Erzbistum wollen konfessionelle Unterschiede überwinden und auf Grundlage eines gemeinsamen Bekenntnisses fusionieren. Dies soll eine Reaktion auf die schwindenden Mitgliederzahlen der Kirchen sein. Die Zahl der Christen ist in Berlin bereits unter die 10%-Marke gefallen. Eine Konferenz in Bad Freienwalde solle nun die Frage des Bekenntnisses klären.

Es gab folgende Gruppen:
1a) Erzbistum Berlin
1b) Internationale Katholische Kirche
2a) Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
2b) EKD
3) Der Berliner Senat
4) Dachverband „Werte Ja – Kirche Nein“

Es gab drei Gruppenphasen:
Phase 1: Charaktere ausarbeiten, Positionen erarbeiten und dann Rolle annehmen
Phase 2: Über die Poststation in Verhandlungen mit anderen Gruppen treten
Phase 3: Die Konferenz

Das Losverfahren teilte mir die Rolle des „Ron“ zu, welcher der päpstliche Nuntius aus Rom darstellte. In meiner Gruppe gab es noch folgende Rollen:
1. Nuntius aus Rom
2. Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz
3. Präsident der Katholischen Akademie
4. Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZDK)
5. Mitglied des Opus Dei

Wir hatten unglaublich viel Spaß in unserer Gruppe, so dass nach katholischer Tradition natürlich gleich mal die ersten Biere geleert wurden, was etwas kritische Blicke bei der Spielleitung erzeugte. Schon bald war klar, dass wir alle ziemlich antiquierte Meinungen annehmen sollte und natürlich gegen eine Fusion der Kirchen sind.

Nach dem Abendessen, hatten wir den Abend über frei. Und wie das so bei Theologen ist, wurden erst einmal die Getränkevorräte geklärt… 15 Kästen Bier und eine Pulle Sekt, die jedoch schon zu diesem Zeitpunkt leer war, sollten uns den Abend versüßen.
Kurzum… es wurde ein feuchtfröhlicher Abend und ich habe einige Biere getrunken, obwohl das sonst nicht so mein Ding ist, aber das Bier war lecker und die Stimmung unter den etwa 15 Mittrinkenden gut. Ich kürze hier ab… das Bier war nach dieser Nacht alle, so dass am Samstag bei den meisten nur Wasser mit Asperin oder Saft/Caola oder ähnliches anstand.

Irgendwann gegen Mitternacht kamen wir dann auf die Idee auf unserer „Liegewiese“ den Film „Das Leben des Bryan“ anzusehen! Welch Highlight!
Gegen 3 Uhr in der früh ging ich dann schlafen.

SAMSTAG:
Um 7.30h klingelte mein Handy-Wecker (eine Aila-Macke… *gg*). Ab unter die Dusche und dann zum Frühstück. Nach dem Frühstück hatten einige Kommilitoninnen eine Andacht vorbereitet. Leider kommen die drei aus dem freikirchlichen Bereich, so dass die Andacht mit klar geprägten Lobpreis- und sogar Predigt-Elementen ablief. Ich konnte damit rein gar ncihts anfangen und hielt mich daher wie einige andere auch zurück.

Nach der Andacht begann dann Phase 2. Wir besprachen unsere Gruppenmeinung und setzten unsere ersten Briefe auf, um Verbündete und Gegner auszumachen. Da ich mir für meinen ersten Brief echt viel Mühe gegeben habe, möchte ich ihn Euch zeigen:

Bad Freienwalde, 20. Januari 2041

Der Nuntius des Papstes an das Erzbistum Berlin

Sehr geehrter Herr Bischof Paul,
sehr geehrte Brüder und Schwestern des Erzbistums Berlin!

Ich sende Euch die Grüße des Heiligen Vaters, Papst Pius Silencius.

Der Heilige Stuhl hat sich mit all seiner Weisheit und Gottes Gnade und der Fürsprache aller Bischöfe und Diakone dazu durchgerungen, Euch seine Meinung zur Berliner Sache mitzuteilen:

Die Annäherungsversuche der protestantischen Glaubensbewegung halten wir derzeit nicht für geeignet. Die für die Heilige Mutter Kirche wichtig erachtete Frage der Eucharistie ist nach wie vor ungeklärt. Eine Abweichung von der eucharistischen Abendmahlshandlung kann nicht akzeptiert werden.

Die Ketzer sind vor gut 500 Jahren aus der Heiligen Mutter Kirche ausgetreten. Eine Rückkehr in den gütigen Schoß der katholischen Kirche kann nur über Einsicht und Buße und eine uneingeschränkte Annahme aller Glaubenssätze der katholischen Kirche geschehen. So wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn – wie unser Herr Jesus Christus berichtet – nicht der Vater dem Sohne hinterherrennt, werden auch wir nicht den Ketzern entgegenkommen.

Für Abweichungen von der Meinung unseres Heiligen Vaters wird vom Heiligen Stuhl die Exkommunikation als probates Mittel angesehen, denn: extra ecclesia non salus est.

Im Namen des Heiligen Vaters
Ron
Nuntius des Vatikans

Ziel des Briefes war natürlich das Erzbistum unseren Standpunkt darzulegen und sie mittels der Hierarchie auf unsere Seite zu bringen. Jedoch bekamen wir als Antwort Hähme und die Frage, ob ich denn wirklich die Meinung des Papstes kennen würde!? Dies ließen wir uns natürlich nicht bieten und so beauftragte ich den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, den abtrünnigen Bischof Paul zur Ordnung zu rufen. Doch auch hierauf bekamen wir zur Antwort, dass wir religiöse Fanatisten seien. Daraufhin entzog ich Bischof Paul die Bischofswürde und weihte kurzerhand ein Mitglied meiner Gruppe zum Erzbischof von Berlin. Paul lies ich dann vor unsere Gruppe zitieren und er musste bei uns Abbitte leisten. Der neue Bischof Atticus sorgte dann dafür, dass das Erzbistum – zumindest in der Gruppenphase 2 – auf unsere Linie kam.

Währenddessen spielten sich auch in anderen Gruppen lustige Szenen ab. So trat der Kultursenator nach Bestechungsvorwürfen der EKD zurück. Aber das Spiel wurde teilweise auch sehr persönlich.
So erhielt ich einen Brief von einer Medizinerin (wir wussten ja nicht wer hinter den Rollen stand, denn wir durften uns eigentlich nicht darüber austauschen), worin ich als Vertreter der Katholischen Kirche scharf angegriffen wurde. Ich ließ das nicht auf mir sitzen und schrieb einen scharfen Brief zurück. Den Inhalt kann ich hier nicht wiedergeben, da mir die Meinung, die ich vertreten musste, zu radikal ist. Nur so viel: Es ging um die Erbsünde der Frauen…
Die Medizinerin jedenfalls – real tatsächlich eine Frau – fasste meine Brief persönlich auf und sprach fortan kein Wort mit mir. Das war die Kehrseite dieses Spiels.

Je länger die zweiten Phase andauerte desto mehr geriet das Spiel aus den Fugen.

Die Mittagspause kam zur rechten Zeit, auch wenn die anschließende zweistündige Mittagspause klar an unseren Nerven zerrte, da wir alle ja wenig geschlafen hatten. Zu zehnt lagen wir dann in die abgezogenen Decken und Kissen gehüllt auf der Liegewiese des 8er-Zimmers und hörten Musik. Da fing bei mir das Nachdenken wieder an. „No woman, no cry“ tönte es passend aus den Boxen. Da war sie wieder – die Sehnsucht nach Aila.
Die anderen bekamen dies schnell mit und versuchten mich abzulenken und so gingen Eike, Christopher und ich dann ein wenig im nassen Wald spazieren. Die beiden wollten unbedingt auf einen Hügel klettern, wobei ich mich dann aber nicht anschloß, sondern allein den Wald für mich entdeckte. Und so lief ich laut Wise Guys-Lieder singend und gleichzeitig meinen Gedanken nachhängend durch den Wald. Das tat gut, auch wenn ich mir nasse Füße holte.

Nach dem Kaffee begann dann die eigentliche Konferenz. Jede Gruppe entsandte einen Vertreter. Als ranghöchster Katholik vertrat ich die internationale Römisch-Katholische-Kirche. Meinen Unmut zog sich Exbischof Paul zu, der statt Bischof Atticus das Podium vertrat. Ich hatte unheimlich viel Spaß. Ich karrikierte einen weltfremden Hardliner der Katholischen Kirche, der auch mal das ein oder andere austeilte. Leider kam eine Diskussion über ein Bekenntnis nicht so recht in Gang, da sich das Erzbistum und auch die EKBO auf eine strukturelle Fusion geeinigt hatten. Das konnten sowohl der Vertreter der EKD, die übrigens im Zuge der Phase 2 von der EKBO geschluckt wurde (…), als auch ich nicht mittragen. Der Kultursenator gab sich alle Mühe zu theologischen Fragen überzuleiten, aber wir kamen immer wieder auf personelle und strukturelle Fragen zu sprechen. Die Stimmung sowohl im Podium als auch im Auditorium wurde immer gereizter. Nach 1,5 Stunden schien mir die Diskussion so festgefahren, zumal Bischof Paul immer deutlicher evangelische Ansichten vertrat und mir sogar offen wiedersprach, was in der Realität innerhlab der katholischen Hierarchie undenkbar ist, so dass ich meine Sachen packte und das Podium verließ und im Auditorium Platz nahm, was mit Beifall quitiert wurde. Kurz danach brach die Spielleitung die Diskussion ab.

Danach bekam ich viel Lob für meine Mimik und für die Darstellung meiner Rolle und auch noch knapp zwei Stunden danach wurde im Zug viel über das Planspiel diskutiert.

Gegen 20.30 Uhr kam ich dann am S-Bhf Tiergarten an, wo ich mein Auto geparkt hatte. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass mich jemand spezielles vom Bahnhof abholen würde. Keine Ahnung warum, aber ich hatte es gehofft. Nun nur mein Autochen wartete auf mich, immerhin.

Da ich vollkommen fertig und übermüdet war, endete mein Tag bereits um etwa 22 Uhr im gemütlichen Bettchen…

Abfahrtstag – Freitag, 30.07.2004

Gleich nach dem Frühstück begann ich meine Verabschiedungstour durch das Kloster – wollte ich doch niemanden vergessen! Besonders herzlich wurde ich von Pater Stephan, Pater Josef und Frater Lukas verabschiedet, der mir noch eine Karte mit auf den Weg gab. Von allen wurde ich ermutigt doch noch einmal wiederzukommen…
Manuel fuhr mich dann zum Bahnhof und so endete der schöne und unvergessliche Aufenthalt im Kloster.